Dienstag, 22. April 2025

De mortuis nihil nisi bene?

Von Wolodymyr Selenskyj über Nancy Faeser und Luisa Neubauer bis hin zur Kirchenbeauftragten der AfD-Fraktion im Bundestag klingen die ersten Nachrufe auf Papst Franziskus alle sehr, sehr ähnlich. Sein Pontifikat sei „von der Hingabe und Liebe zu den Menschen geprägt gewesen“. Kritik nicht einmal zwischen den Zeilen. Zu Recht werden nun viele sagen, denn auch hier gelte: De mortuis nihil nisi bene – über Verstorbene soll man nichts als Gutes sagen. Aber gilt das auch für einen verstorbene Päpste, Kaiser, für Goebbels, Nero, Napoleon, Martin Luther? 

Hören Sie meine Antwort darauf, die ich heute Morgen im Kontrafunk dazu gegeben habe:

 

Zur gesamten Sendung geht es hier: KONTRAFUNK

Addendum: Für Franziskus beten

Um nicht missverstanden zu werden: Die gestern und heute beim Kontrafunk vorgebrachte Kritik war eine am Pontifikat von Bergoglio, nicht an seiner Person. Hier ist das Urteil allein Gott zu überlassen, der als unser Schöpfer jeden von uns besser kennt als wir uns selbst.

Was bleibt einem Katholiken also in diesen Stunden und Tagen? Aus tiefstem Herzen zu beten, dass Franziskus einem Richter begegnet, dessen absolute Gerechtigkeit sich in seiner höchsten Barmherzigkeit zeigt.

Auch deshalb war ich froh, dass ich gestern Abend am Rosenkranzgebet für den Verstorbenen an der Mariensäule in München teilnehmen durfte (Foto l.).

Möge er zu jenen Worten des „Dies irae“ finden, die er aus der Liturgie der Kirche verbannen wollte:

Milder Jesus, wollst erwägen,
Dass Du kamest meinetwegen,
Schleudre mir nicht Fluch entgegen.

Hast vergeben einst Marien,
Hast dem Schächer dann verziehen,
Hast auch Hoffnung mir verliehen.

Wenig gilt vor Dir mein Flehen;
Doch aus Gnade lass geschehen,
Dass ich mög der Höll entgehen.

Weil wir alle wissen, dass wir – um mit Luther zu sprechen – am Ende vor dem Richterstuhl absoluter Heiligkeit nur Bettler sind, sollten wir den Herrn bitten, dass er nicht auf unsere Sünden schaut, sondern auf den unveränderlichen Glauben seiner Kirche durch 2000 Jahre. Und uns mit dem nächsten Papst ein Kirchenoberhaupt schenken möge, das den Menschen wieder die ungetrübte Freude am utramontanen Katholischsein zurückgibt.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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