Italienische Medien berichteten, dass Papst Franziskus im Triduum Paschale, der heiligen Liturgie vom Gründonnerstag bis zum Ostersonntag, von verschiedenen Kardinälen vertreten wird. Dabei sticht hervor, dass Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den Segen Urbi et Orbi spenden soll. Das vatikanische Presseamt reagierte darauf mit einem Dementi. Gastbeitrag von Giuseppe Nardi.
Die römische Tageszeitung Il Tempo hatte den Auftakt gemacht und gestern in einem ausführlichen Artikel geschrieben, daß „Parolin den Papst für die Oster-Riten ersetzt“. Die eigentliche Schlagzeile findet sich jedoch im Untertitel: „Erstmals in der Geschichte wird der Staatssekretär den Segen Urbi et Orbi spenden.“
Gemeint ist, daß verschiedene Kardinäle vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag den Papst bei den Zelebrationen vertreten werden. Am Palmsonntag wird Kardinal Leonardo Sandri, der Subdekan des Kardinalskollegiums, zelebrieren, die Chrisammesse Kardinal Baldassare Reina, die Gründonnerstagsliturgie Kardinal Mauro Gambetti, die Karfreitagsliturgie Kardinal Angelo De Donatis, die Via Crucis beim Kolosseum Kardinal Reina, die Osternacht Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und das Osterfest Kardinal Giovanni Battista Re, der Dekan des Kardinalskollegiums. Den Segen Urbi et Orbi soll jedoch Kardinal Parolin spenden. Dafür gibt es keinen Präzedenzfall.
Dieselbe Zeitung schrieb gleichzeitig, daß die Ärzte sich weiterhin jeder Prognose enthalten, was den Gesundheitszustand von Franziskus und damit seine mögliche Rückkehr nach Santa Marta betrifft.
Das vatikanische Presseamt reagierte prompt und dementierte den Bericht: Die „beiden Infektionen, an denen der Heilige Vater leidet, sind in den vergangenen Tagen unter Kontrolle“ gebracht worden. Der Papst habe „kein Fieber und die Blutwerte sind stabil“. Therapie und Physiotherapie würden fortgesetzt. Das nächste ärztliche Bulletin werde voraussichtlich am kommenden Montag veröffentlicht.
„Über die Riten der Karwoche ist noch keine Entscheidung getroffen worden. Was die mögliche Entlassung aus dem Krankenhaus anbelangt, so wird betont, daß diese nicht unmittelbar bevorsteht.“
Dieses Dementi fachte Spekulationen neu an, ob darin eine Bestätigung zu sehen sei, daß Franziskus die Ambitionen seines Staatssekretärs, den Stuhl Petri zu besteigen, bremsen will.
Einige Anmerkungen dazu: Erstens stellte das vatikanische Presseamt unter Beweis, daß man imstande ist, zeitnahe zu dementieren, was in den vergangenen zwölf Jahren in wichtigen Momenten dieses Pontifikats nicht gemacht wurde, besonders in jenen, die für große Verwirrung sorgten, etwa die Scalfari-Veröffentlichungen nach dessen Gesprächen mit Franziskus. Zweitens will das Presseamt vor allem die Handlungsfähigkeit von Franziskus unterstreichen, worauf die vatikanischen Medienstellen seit der Einlieferung von Franziskus in das Krankenhaus vor 34 Tagen mit Nachdruck bedacht sind. Drittens suggeriert das Dementi, zumindest auf den ersten Blick, daß Franziskus selbst das Ostertriduum zelebrieren könnte, doch Franziskus zelebriert schon lange kein öffentliches Meßopfer mehr. Die letzte Papstmesse am Ostersonntag feierte er vor zwei Jahren im April 2023. Bereits zuvor hatte Franziskus 2020 wegen der Pseudopandemie Covid-19 alle hl. Messen untersagt, auch die Zelebrationen der Kar- und Osterwoche, um damit radikale Maßnahmen der Staaten durch das falsche Narrativ einer „neuen Pest“ zu unterstützen. Im vergangenen Jahr „stand er der Zelebration vor“, ohne Zelebrant zu sein, jene seltsame neue Sprachregelung, die unter Verweis auf die Konzelebration eingeführt wurde. Viertens: Unklar ist also, ob Franziskus erstmals in seinem Pontifikat nicht an den Osterfeierlichkeiten teilnehmen und wer den Segen Urbi et Orbi spenden wird.
In der Vergangenheit war es zuletzt 2005, daß der Papst am Ostersonntag, damals am 27. März, nicht selbst zelebrieren konnte. Johannes Paul II. war bereits so schwer krank, daß er sich vertreten lassen mußte. Den Segen Urbi et Orbi spendete er vom Fenster des päpstlichen Appartements im Apostolischen Palast, aber noch persönlich. Er verstarb wenige Tage später, am 2. April. Zelebrant auf dem Petersplatz war am Ostersonntag nicht der Kardinaldekan Joseph Ratzinger, sondern Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano.
Man muss bis ins Jahr 1769 zurückgehen, um ein Osterfest zu finden, an dem der Stuhl Petri vakant war und daher kein Papst den Segen Urbi et Orbi spenden konnte. Clemens XIII. war am 2. Februar verstorben. Das Konklave zog sich drei Monate hin, weil die bourbonischen Staaten (Frankreich, Neapel, Spanien) massiven Druck ausübten, den Jesuitenorden aufzulösen, sodass erst nach dem 185. Wahlgang am 19. Mai mit Clemens XIV. ein neuer Papst gewählt werden konnte. Das erklärt auch, warum im Vatikan jemand auf ein Dementi drängte.
Beitrag erschien zuerst bei katholisches.info.