Es ist rum. Rum mit den Illusionen, wie die Welt nach Wunschdenken funktioniert. Die EU spielt nicht einmal mehr am Katzentisch mit, sie ist raus. Gastbeitrag von Aljoscha Harmsen.
Es ist schon ein bisschen schwierig mit der werte-geleiteten, feministischen Außenpolitik. Woher sollen wir denn jetzt Öl und Gas beziehen? Aus Aserbaidschan? Aus Saudi Arabien? Aus Russland? Oder LNG-Gas aus den USA? Oder russische Ressourcen über Umwege aus Indien?
Wir brauchen ja nicht mehr nur einen Demokratie-Stempel, sondern noch einen Klima-Stempel oben drauf. Diesen Demokratie- und Klimastempel bekommen wir von allen weltweit wesentlichen Akteuren nicht, weder von China, Indien, Brasilien, Pakistan, USA, Russland und auch nicht von der Volksrepublik Kongo.
Amerika ist jetzt auch nicht mehr bedingungslos der Retter der freien Welt, den man gerne mal moralisch kritisiert, aber im Krisenfall aus dem Schrank der werteorientierten, feministischen Außenpolitik rausholt, wenn es um militärische Stärke geht.
Moral ist vor der Zeitachse der Strategie sehr schlecht gealtert
Es ist rum. Rum mit den Illusionen, wie die Welt nach Wunschdenken funktioniert. Die EU spielt nicht einmal mehr am Katzentisch mit, sie ist raus. Das muss man gar nicht werten. Es wird ohnehin den ganzen Tag lang immer nur gewertet, statt zu adaptieren. Man muss schlicht Dinge zur Kenntnis nehmen, wenn man strategisch sein will. Und Moral ist vor der Zeitachse der Strategie sehr schlecht gealtert.
Interessengeleitete Außenpolitik sucht den besten Handelspartner und mischt sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer souveräner Staaten ein. Das machen wir nicht bei Frankreich und sollten es auch nicht bei China tun. Wir haben ein Interesse, nämlich, das es unseren Leuten gut geht. Und wenn wir das nicht hinkriegen, sind wir für niemanden ein Vorbild.
Also jetzt gilt’s: Abschied von Wunschdenken und Prioritäten setzen. Das lernt jeder junge Erwachsene, der nicht in Watte aufwächst. Das lernen jetzt bitte auch wir. Wieder.