Es gibt keinen logischen Unterschied zwischen Marxismus und Hitlers völkischer Weltanschauung. Beider Ziel ist ein „Idealzustand“, der als Marker dafür dient, dass sich die überlegene Klasse bei Marxisten, Rasse bei Nationalsozialisten durchgesetzt hat. Ein Gastbeitrag von Michael Klein (Science Files).
Das, nein DAS Interview, das Elon Musk mit Alice Weidel gestern auf x geführt hat, es beschäftigt weiterhin die MS-Medien und all diejenigen, die so gerne mit Weidel tauschen und ein Interview mit Musk, das von Hunderttausenden live verfolgt und von Millionen anschließend angehört wird, führen würden. Alas, dass diejenigen, die Musk von morgens bis abends beschimpfen nicht zu seinen bevorzugten Interviewpartnern gehören, das dürfte selbst dem größten Schwachkopf nachvollziehbar sein. Ergo müssen es die link(sextrem)en MS-Medien einmal mehr damit sein Bewenden haben lassen, sich über das, was im Verlauf des Interviews gesagt wurde, zu erregen.
Wir haben nicht die Absicht in diesem Post alles durchzugehen, was bei Linken den Adrenalinspiegel in den dunkelroten Bereich explodiert, wir haben eine Frage, einen spezifischen Punkt herausgegriffen, der in der ARD den folgenden Niederschlag gefunden hat:
„Ausgehend von Aussagen über die Meinungsfreiheit, fragte Weidel Musk: „Weißt du, was Adolf Hitler als Erstes getan hat? Er hat die Meinungsfreiheit ausgeschaltet.“
Musk stimmte ihr zu. Weidel behauptete, Hitler sei nicht „rechts“ gewesen, sondern ein „Kommunist“, der sich selbst als „Sozialist“ bezeichnet hätte.
Das ist falsch.
Der Geschichtsprofessor Werner Suppanz von der Universität Graz beantwortete die Frage, ob Nazis Sozialisten waren, dem „Standard“ gegenüber deutlich: „Eindeutig nicht.“ Hitler selbst habe im Jahr 1928 erklärt, dass seine Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nicht sozialistisch sei.
Schon lustig, dass die ARD ihre Experten dazu, ob Hitler nun ein Sozialist, Kommunist oder Sonstist gewesen ist, aus Österreich besorgt. Offenkundig ist man bei der ARD der Ansicht, Blut sei dicker als Wasser …
Wie auch immer, das was Suppanz von sich gibt, ist so elend, so ärmlich, dass man sich fragen muss, welche Lehre der Mann seinen Studenten zumutet. Dass Hitler etwas gesagt haben soll, wird angeführt, um zu belegen, dass er das, was von ihm behauptet wird, nie gesagt hat.
Wie ärmlich eine solcher Versuch einer Argumentation ist, das zeigt ein weiteres Zitat, etwas Anderes, das Hitler nicht gesagt, aber geschrieben hat, in seinem Buch „Mein Kampf“ (131).
„Da ich meine Überzeugung in keiner anderen Partei verwirklicht sah, konnte ich mich in der Folgezeit auch nicht mehr entschließen, in eine der bestehenden Organisationen einzutreten oder gar mitzukämpfen. Ich hielt schon damals sämtliche der politischen Bewegungen für verfehlt und für unfähig, eine nationale Wiedergeburt des deutschen Volkes in größerem und nicht äußerlichem Umfange durchzuführen.“
(Hitler, Mein Kampf)
Hitler schreibt dies über seine Wiener Zeit, also die Zeit vor 1912, in der er sich im Wesentlichen mit bürgerlichen, christlichen und christlich-sozialen Parteien auseinandergesetz hat, die Phase seiner – wenn man so will – religiösen Entfremdung, sein Weg in den Atheismus. Alle Parteien, in denen Hitler keine Heimat finden kann, sind bürgerliche und rechte Parteien. Ergo muss man aus dieser Aussage schließen, dass Hitler auch kein Rechter gewesen sein könne, weil er seine politische Heimat mit explizitem Verweis auf diese Parteien als „heimatlos“ bezeichnet.
Was Werner Suppanz als Gegenbeweis anführt, ist mit einem anderen Gegenbeweis leicht entkräftbar, schon deshalb, weil Suppanz mit seiner Aussage einen logischen Fehler begeht. Dass Hitler von der NSDAP gesagt hat, sei sei nicht sozialistisch, heißt nicht, dass er und seine Partei sich keine sozialistischen Inhalte zueigen gemacht haben. Aber Suppanz legt in der ARD noch nach:
„Die nationalsozialistische Weltanschauung beruht in ihrem Kern auf der Ungleichwertigkeit der Menschen, welche schlussendlich zum Holocaust führte. Bei den Nazis herrschte ein rassisches und biologistisches Denken, das laut Suppanz klar „rechts zu verorten ist“. Im Gegensatz dazu verfolgten linke Ideologien wie Sozialismus und Kommunismus ein Gleichheitsideal.
Kommunisten wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Tatsächlich existierte vor der Machtübernahme der Nazis ein Flügel innerhalb der Partei, der sich antikapitalistisch und revolutionär gab, dieser war aber hauptsächlich dafür gedacht, um Arbeiter für sich zu gewinnen. 1934 ließ Hitler die Führungsfigur dieses Flügels, Gregor Strasser, ebenso wie weitere innerparteiliche Gegner umbringen.“
Das ist, einmal mehr ärmlich und zudem falsch.
Gleich vorweg, wenn die Ermordnung von Kommunisten der Beleg dafür ist, dass derjenige, der die Kommunisten umbringt, nicht links, weder Sozialist noch Kommunist ist, dann ist Stalin weder das eine noch das andere, denn nicht einmal Hitler hat es geschafft, so viele Sozialisten und Kommunisten zu ermorden, wie Josef Stalin, dessen Säuberungen einen Leichenberg hinterlassen haben [Eine sehr gute Schilderung der Zeit der stalinistischen Säuberungen findet sich bei Wolfgang Leohnard: „Die Revolution entlässt ihre Kinder“.]
Die „nationalsozialistische Weltanschauung“ beruht nicht in ihrem Kern auf der „Ungleichwertigkeit der Menschen“, sie beruht auf der Ungleichwertigkeit von Rassen. Menschen gleicher Rasse sind für Nationalsozialisten „gleichwertig“, wenn man sich in dieser absurden Terminologie bewegen will.
Hitler bringt dies, und damit sind wir bereits inmitten dieses Posts, dessen Ziel darin besteht, die Frage, ob Hitler und seine NSDAP links oder rechts oder irgendwo anzusiedeln ist, sind“Mein Kampf“ ganz unmissverständlich zum Ausdruck, wenn er den Kern seiner, der „völkischen Weltanschauung“ beschreibt:
„Damit entspricht die völkische Weltanschauung dem innersten Wollen der Natur, da sie jenes freie Spiel der Kräfte wiederherstellt, das zu einer dauernden gegenseitigen Höherzüchtung führen muß, bis endlich dem besten Menschentum, durch den erworbenen Besitz dieser Erde, freie Bahn gegeben wird zur Betätigung auf Gebieten, die teile über, teils außer ihr liegen werden.
Wir alle ahnen, daß in ferner Zukunft Probleme an den Menschen herantreten können, zu deren Bewältigung nur eine höchste Rasse als Herrenvolk, gestützt auf die Mittel und Möglichkeiten eines ganzen Erdballs, berufen sein wird.“
(Hitler, Mein Kampf)
Das freie Spiel der Kräfte ist ein Wettbewerb der „Völker“, in dessen Verlauf sich die erfolgreichste, emsigste, intelligenteste Rasse durchsetzen und zu globaler Dominanz aufschwingen wird. Das ist Sozialdarwinismus, wie man ihn abgewandelt bei August Bebel lesen kann, nur setzt sich bei Hitler nicht die „Herrenklasse“, sondern die Herrenrasse durch. Indes gibt es keinerlei Unterschied mit Blick auf das – wie Engels formuliert hat – lumpige Individuum: Für Hitler haben Individuen nur ein Existenzrecht in einer Nation, als Teil einer Nation, die durch rassische Homogenität ausgezeichnet ist. Für Bebel und all die anderen Sozialisten und Kommunisten, die den Sozialdarwinismus als Beleg für die Korrektheit des historischen Materialismus angesehen haben, den Karl Marx entwickelt hat, dem Antagonismus zweier gesellschaftlicher Gruppen von Sklavenhaltern und Sklaven bis Besitzern von Produktionsmitteln und Produktivkräften, der im Ende in die Kommunistische Gesellschaft enden muss, ist es die Klasse, die dem Individuum sein Existenzrecht verleiht.
Es gibt KEINEN logischen Unterschied zwischen Marxismus und Hitlers völkischer Weltanschauung. Beider Ziel ist ein „Idealzustand“, der als Marker dafür dient, dass sich die überlegene Klasse bei Marxisten, Rasse bei Nationalsozialisten durchgesetzt hat. Die Verbindung zwischen Rasse und Volk erfolgt über eine Ideologie [Hitler würde wohl von Weltanschauung reden], die Zugehörigkeit von rassischer Homogenität abhängig macht [im Wesentlichen um eine Grundlage für den Antisemitismus zu schaffen, der Hitler beseelt hat und seine Ablehnung des Marxismus letztlich begründet hat, denn die Lehre des „Juden Karl Marx“ gilt Hitler als Mittel zu einer globalen Herrschaft von Juden. In seiner Gedankenwelt also das Gegenunternehmen, SEIN ANTAGONISTISCHES Gegenüber.].
All das wird von Hitler zu einem kollektivistischen Brei verrührt, der sich lediglich in seiner inhaltlichen Ausgestaltung vom Marxismus/Bolschewismus seiner Zeit abhebt, der – diesem Eindruck kann man sich, wenn man „Mein Kampf“ liest, nicht erwehren, am Beispiel des Marxismus/Bolschewismus entwickelt, von ihm abgekupfert wurde:
„Man darf also wohl feststellen, daß nicht nur der Mensch lebt, um höheren Idealen zu dienen, sondern daß diese höheren Ideale umgekehrt auch die Voraussetzung zu seinem Dasein als Mensch geben.
Jede Weltanschauung, sie mag tausendmal richtig und von höchstem Nutzen für die Menschheit sein, wird solange für die praktische Ausgestaltung eines Völkerlebens ohne Bedeutung bleiben, als ihre Grundsätze nicht zum Panier einer Kampfbewegung geworden sind, die ihrerseits wieder so lange Partei sein wird, als sich ihr Wirken nicht im Siege ihrer Ideen vollendet hat und ihre Parteidogmen die neuen Staatsgrundsätze der Gemeinschaft eines Volkes bilden.“
(Hitler, Mein Kampf)
Der erste Absatz ist eine Mimikry auf das Klassenbewusstsein von Marx. Die höheren Ideale bei Marx, das sind die Ideale der Arbeiterklasse, die später bei Lenin von „der Partei“ bestimmt werden. Die höheren Ideale bei Hitler, das sind die völkischen Ideale des Staates, dessen Interessen von der Bewegung, also der Nationalsozialistischen Partei bestimmt werden.
Beide, Marxismus (und seine Spielarten von Kommunismus und Sozialismus) und Nationalsozialismus verabscheuen das Individuum, weisen Menschen nur ein Existenzrecht als Teil einer Gruppe zu, einer Klasse oder eines Staates, die über ihre Gesinnung und somit ihre Ziele und Werte gleichgeschaltet sind. Abermals ergibt sich keinerlei Unterschied zwischen Hilters Weltanschauung und der Weltanschauung, die er als „marxistisch“ beschreibt. Wie gesagt, man wird den Eindruck nicht los, weite Teile von „Mein Kampf“ stellen eine Adaption dessen dar, was auf der Basis des Marxismus zu marxistischer Weltanschauung, die von Kommunisten, Sozialisten und Marxisten mit GEWALT und GEGEN den bestehenden bürgerlichen Staat durchgesetzt werden soll.
Um dies in aller Deutlichkeit zu zeigen, widmen wir uns dem, was Suppanz oben als „Flügel innerhalb der Partei, der sich antikapitalistisch und revolutionär gab, dieser war aber hauptsächlich dafür gedacht, um Arbeiter für sich zu gewinnen“, nicht inhaltlich, sondern aus der Perspektive, die man in Mein Kampf findet, denn in der Tat ist für Adolf Hitler alles, was es an politischer Ideologie zu seiner Zeit gegeben hat, ein Mittel zum Zweck. Dies wird schon zu Beginn seiner Ausführungen darüber, warum das Emblem der Nationalsozialisten eine rote Fahne mit weißem Kreis, in dem sich ein Hakenkreuz befindet, gewählt wurde, mehr als deutlich:
„Und ein Symbol ist dies wahrlich! Nicht nur, daß durch die einzigen, von uns allen heißgeliebten Farben, {557 Deutung des nationalsozialistischen Symbols} die einst dem deutschen Volke soviel Ehre errungen hatten, unsere Ehrfurcht vor der Vergangenheit bezeugt wird, sie war auch die beste Verkörperung des Wollens der Bewegung. Als nationale Sozialisten sehen wir in unserer Flagge unser Programm. Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und zugleich mit ihm auch den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und antisemitisch sein wird.“
(Hitler, Mein Kampf)
Bereits diese Bestimmung weist die NSDAP als ideologisches Sammelsurium aus, das aus auf den ersten Blick unvereinbaren Brocken zusammengezimmert ist, aus der christlichen Soziallehre, aus Deutschnationalem und aus Antisemitismus, und alles ist gekoppelt mit der Idee, dass Arbeit die Grundlage menschlicher Existenz ist, eine Idee, die von Hitler dem Rentierdasein gegenübergestellt wird, für ihn ein klarer Marker für Juden, die in seiner Weltanschauung nicht arbeiten, sondern ihr Geld für sich arbeiten lassen.
Antisemitismus, das sei an dieser Stelle ausdrücklich gesagt, ist KEINE Erfinung der Nationalsozialisten. Man kann argumentieren, dass Antisemitismus mehr Verbreitung und Unterstützung in sozialistischen Kreisen genossen hat als in bürgerlichen, was nicht zuletzt im antisemitischen Duktus der Schriften von Karl Marx wie er etwa in „Zur Judenfrage“ zum Ausdruck kommt, seine Ursache hat. Darin argumentiert Marx unter anderem, dass Juden volle Bürgerrechte zugestanden werden müssten, weil, so Marx, sie ihr Judesein nur überwinden könnten, wenn sie vollständige Bürger seien. Karl Kautsky, Schüler von Engels und zeitlebens damit beschäftigt, Antisemitismus aus der sozialistischen Bewegung zu entfernen, ist einer der besten Zeitzeugen für diesen Umstand.
Wen es interessiert: Jacobs, Jack (1985). Marxism and anti-Semitism: Kautsky’s perspective. International Review of Social History 30(3): 400-430.
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