Unser Leserbrief des Monats stammt von einem Leser der ersten Stunde aus NRW, der mein Bloggen hier immer wieder durch Hinweise auf spannende Themen bereichert. Der Text lehnt sich an den bekannten Text Martin Niemöllers („Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist“) an.
Als sie auf der Kölner Domplatte Mädchen und Frauen sexuell belästigten, habe ich geschwiegen, denn ich war ja kein Opfer.
Als friedliche Menschen in Berlin gegen die Coronaauflagen demonstrierten und die Polizei zum ersten Mal seit 20 Jahren sie mit Wasserwerfern bekämpfte, habe ich geschwiegen, denn ich war ja für die Coronapolitik der Regierung.
Als Schwule von hier lebenden abgelehnten Asylbewerbern umgebracht wurden, sagte ich mir: der Täter hätte genauso gut ein Deutscher sein können.
Als immer mal wieder Frauen vom Bahnsteig vor fahrende Züge gestoßen wurden und Migranten als Täter ermittelt wurden, soll man mir doch die Nennung der Herkunft der Täter bitteschön ersparen, so wie das der WDR und die WAZ ja auch meistens praktizieren, denn Täter könnten genauso gut Deutsche sein.
Als der Organisator der Querdenkerdemos, Herr Ballweg, verhaftet wurde, habe ich geschwiegen, denn ohne Grund wird in unserer Demokratie ja niemand verhaftet.
Als anerkannte Personen mit wirtschaftlichem Sachverstand wie Max Otte oder Roland Tichy nicht mehr im Fernsehen auftauchten, habe ich geschwiegen, denn das wird schon gute Gründe haben und ich für meinen Teil vermisse sie nicht.
Als die Antifa AfD-Stadtverordnete zum Spießrutenlaufen durch die Stadt vor sich hertrieb, habe ich geschwiegen, denn ich bin ja gegen die AfD.
Als Geldinstitute AfD-Amtsträgern die Konten kündigten, habe ich zum Glück nichts davon erfahren.
Als Gewerkschaft einen Leitfaden herausbrachte, wie man sich als Arbeitgeber von AfD-affinen Mitarbeitern trennt, habe ich davon nichts erfahren. Es würde mich ja ohnehin nicht betreffen.
Als man Guido Reils Haus beschmierte und das Auto beschädigte, ließ mich das kalt.
Als ein Türke in Gelsenkirchen auf offener Straße unvermittelt zwei AfD-Angestellte angriff, beleidigte und verletzte und dann vom Gericht freigesprochen wurde, erfuhr ich nichts davon, denn weder WAZ noch WDR berichteten.- Das kann man mir ja nicht vorwerfen.
Als man Gaststätten, die der AfD Räume für Treffen zur Verfügung stellten, telefonisch massiv bedrohte, stand auch davon nichts in der Lokalpresse.
Als dann AfD-Stadtverordnete aus meiner Kneipe flogen, erfuhr das auch niemand und wenn doch, dann bringt das bestimmt neue Kunden.
Jetzt kommen Leute und vergleichen das mit der Nazi-Zeit: Das ist doch aber was ganz anderes … Es geschieht sicher nicht ohne Grund, dass Leute wegen solcher Vergleiche von unserer Justiz kalt gestellt werden, schließlich sind wir ein Rechtsstaat!
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