(David Berger) Tino Chrupalla sah sich gestern bei „Lanz“ wieder einmal in einer typisch öffentlich-rechtlichen Talkshow-Situation: Drei Talkshowgäste saßen gestern zusammen mit Markus Lanz um ihn herum, mit dem Auftrag ihn zu „zerlegen“. Doch der Schuss ging gewaltig nach hinten los.
Besonders peinlich agierte der Showmaster, der – nachdem Weidel zur beliebtesten Politikerin Deutschland aufgestiegen ist – tatsächlich versuchte, Chrupalla einen Hass auf Weidel zu unterstellen. Belege dafür hatte er keine und als er die bislang unbekannte Journalistin Anne Hähnig nach solchen fragte, wusste auch diese nicht so recht weiter.
AfD klettert von einem Umfragerekord zum nächsten
Die seltsame Behauptung kam im Zusammenhang mit der Frage nach einer Kanzlerkandidatur auf: Nachdem die AfD von einem Zustimmungshoch zum nächsten klettert (beim Meinungsforschungsinstitut Verian erreicht die AfD in Ostdeutschland mit Berlin 32 Prozent), wollte Tino Chrupalla daher auch eine Kanzlerkandidatur bei der nächsten Bundestagswahl nicht ausschließen:
„Ich gehe nach den aktuellen Umfrageergebnissen, wo wir ja deutlich vor der aktuellen Kanzlerpartei stehen, davon aus, dass wir einen Kanzlerkandidaten stellen sollten. (…) Ich denke, das erwarten auch die Wähler“. Wer dann zum Kanzlerkandidaten werde, entscheide nicht er, sondern die Partei. Hier sah Lanz dann den Augenblick gekommen, wo seine Talkshow sich erneut als wichtiges Propaganda-Organ des ZDF erweisen hätte können, indem er eine Neidsituation zwischen Chrupalla und Weidel konstruierte.
„Erfolgreichstes politische Duo, was wir aktuell in Deutschland haben“
Chupalla reagierte auch hier in der ihm eigenen ruhig-gelassenen, sympathischen Art. Grinsend ließ er Lanz und die Seinen wissen: „Schade, dass es nicht zwei Kanzlerkandidaten geben kann.“ Er und Weidel seien schließlich „das erfolgreichste politische Duo, was wir aktuell in Deutschland haben“.
UNBEDINGT ANSEHEN!#Chrupalla wird immer besser!#Lanz versucht ihn zu grillen, aber Chrupalla legt sich nicht auf’n Rost.
Lanz manifestiert seine Höcke-Neurose und will Unfrieden zwischen Chrupalla u. Weidel stiften.
Chrupalla lässt alles abperlen!
Bravo!pic.twitter.com/4G381yxNTA— SIGGI (@SiegmundFrei) December 8, 2023
Stattdessen verloren der sonst als eher gediegen geltende Historiker Michael Wolffsohn und Lanz künstlich die Contenance, als es um die Rede von „Israel als deutscher Staatsräson“ ging und Chrupalla einwendete, er höre diesen Begriff immer wieder, aber keiner könne ihm genau erklären, was er eigentlich bedeute.
Beschimpfungen statt Argumente
Statt einer Klärung der Begriffe erging sich Wolffsohn, auch zur Enttäuschung vieler seiner bisherigen Sympathisanten, dann im Beschimpfen: „Ihr Vokabular zeigt, dass Sie die Wirklichkeit intellektuell nicht erfassen. Und wenn Sie das nicht können, dann verhüte Gott, dass Sie politische Verantwortung bekommen. Nicht nur in Bezug auf den Nahen Osten, sondern auf dieses Deutschland überhaupt! … Sie zeigen immer wieder eine mangelnde Professionalität in jedem Bereich. Und das finde ich beängstigend!“ Prof. Max Otte dazu treffend: „Außergewöhnlich ist bei Lanz nicht, dass einer fertiggemacht werden soll – in diesem Fall Tino Chrupalla. Außergewöhnlich ist, dass Michael Wolffsohn jegliche Manieren vergisst, hasserfüllt angreift, und von Markus Lanz … an seine Manieren erinnert wird.“
Die SZ bemerkt sehr treffend: „Wer sich den AfD-Chef Tino Chrupalla einlädt, sollte schwer aufs eigene Niveau achten“ – das hat Lanz ebenso unterlassen wie seine Gäste. Daher konnte Chrupalla gestern nicht nur durch viele Sympathiepunkte, sondern v.a. auch durch politische Klugheit und geerdete Vernunft glänzen. Genau jene Tugenden, die inzwischen die meisten Menschen in Deutschland an den Altparteien so schmerzlich vermissen.
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