Donnerstag, 26. Dezember 2024

„Pflanzensprengstoff“: ARD-Faktenfinder mach sich lächerlich

(David Berger) Dass die GEZ-Faktenfinder unliebsamen Publizisten immer wieder Fakenews unterstellen, die sie nie getätigt haben, ist nichts Neues. Mit einer komplett fehlerhaften Übersetzung in der wichtigen Frage nach der Sprengung der Nordstream-Pipelines, wollte die ARD den Hersh-Bericht ins Lächerliche ziehen und machte doch sich selbst erneut lächerlich.

Um die Fakten rund um die Zerstörung der Nordstream-Pipelines nur ja nicht ans Tageslicht gelangen zu lassen, scheint den Faktenfindern der ARD jedes Mittel recht:

„Sprengstoff in Pflanzenform unwahrscheinlich“

Der ARD-Faktenfinder Pascal Siggelkow übersetzte „plant shaped C4 charges“ („C4-Hohlladungen platzieren“) als „Sprengstoff C4 in Form von Pflanzen“. Infolgedessen befragte man extra einen Sprengtechnik-Experten, der ausschließen konnte, dass „Pflanzenattrappen zum Einsatz kamen“.

Der ARD-Faktenfinder übersetzte „plant shaped C4 charges“ („C4-Hohlladungen platzieren“) als „Sprengstoff C4 in Form von Pflanzen“.

Infolgedessen befragte man extra einen Sprengtechnik-Experten, der ausschließen konnte, daß „Pflanzenattrappen zum Einsatz kamen“. pic.twitter.com/57aZWPPY6k

— Argo Nerd (@argonerd) February 24, 2023

Die JF dazu: „Eines der Unterkapitel, in denen Siggelkow versuchte, diese Details auszuführen, lautete „Sprengstoff in Pflanzenform unwahrscheinlich“. Hersh, so schreibt er, behaupte in seinem Bericht, daß Taucher den plastischen Sprengstoff C-4 „in Form von Pflanzen“ auf den Pipelines angebracht hätten.

Der „Faktenfinder“-Journalist befragte dazu einen Experten, den Lehrbeauftragten für Sprengtechnik am Karlsruher Institut für Technologie, David Domjahn. Der versicherte: die These, der Sprengstoff sei in Pflanzenform angebracht worden, sei „abenteuerlich“.

„Die Nord Stream 2-Gasleitung wurde kürzlich fertiggestellt, und ein etwa 300-kg-Pflanzenbewuchs hätte entsprechend Zeitvorlauf für das Wachstum benötigt und dürfte daher nicht zur Tarnung geeignet sein“, kommentierte Domjahn. Auch die Art der Pflanzengestaltung werfe dabei Fragen auf. Eventuell ließen sich zwar „dicke Baumwurzeln“ mit plastischem Sprengstoff modulieren, bei der „Nachbildung filigraner Strukturen wie zum Beispiel Seegras“ sei das allerdings schwierig.

„(to) plant shaped C4 charges on the four pipelines“

Ist Seymour Hersh also als Spinner entlarvt? Tatsächlich beruhte das gesamte Unterkapitel von Siggelkows Text auf einem Übersetzungsfehler. Keineswegs hatte der amerikanische Journalist behauptet, daß Sprengstoff „in Pflanzenform“ an den Gasleitungen angebracht worden wäre.

Hersh schrieb, daß Taucher der norwegischen Marine zu den Gasleitungen geschwommen seien. Ihre Aufgabe sei es gewesen, wie es im englischen Originaltext heißt, „(to) plant shaped C4 charges on the four pipelines“. Übersetzung: „(…) um C4-Hohlladungen an den vier Gasleitungen anzubringen“. Das englische Wort „plant“ kann zwar in bestimmten Kontexten auch „Pflanze“ bedeuten, als Verb wird es jedoch mit „etwas legen“ oder „etwas errichten“ übersetzt. „To plant a bomb“ bedeutet etwa „eine Bombe legen“. Die von Hersh erwähnten „shaped C4 charges“ sind hingegen eine bestimmte Form von Sprengstoff: Hohlladungen. „Shape“, also das englische Wort für „Form“, bezieht sich hier nicht auf „plant“. Das ÖRR-Format hat in seiner Übersetzung schlicht die Regeln der englischen Grammatik über Bord geworfen.“

Ein Kommentator treffend dazu auf Twitter: „Die sind so fertig… Vor lauter Hektik im Kampf um das Narrativ, wird nicht mal mehr logisch hinterfragt. Stattdessen noch ein „Experte“ zum Thema „Sprengstoff in Blümchenform“ herangezogen. Ich kann nicht mehr.“

Wenn Propaganda den Journalismus ersetzt

Die vermeintlichen Sprengstoffpflanzen waren nicht der einzige Fehler in der geplanten Abrechnung mir den Recherchen von Hersh: In dem Faktenfinderbeitrag heißt es auch, Hersh habe mit der russischen Nachrichtenagentur TASS gesprochen, tatsächlich zitiert Hersch nur aus einem Interview mit „Democracy now“.

Der Bericht wurde inzwischen gelöscht, er findet sich aber noch in dem Gesamt-Tweet von „Argo Nerd“. Erst im vergangenen September verbreitete die „Tagesschau“, bei der Propaganda längst seriösen Journalismus ersetzt hat, auf eine höchst bizarre Nachricht: Ein Schwarzer aus Simbabwe, der ein TV-Gerät erfindet, das Strom erzeugt statt zu verbrauchen. Die „Tagesschau“ war so begeistert, dass sie gar nicht bemerket, dass sie auf einen Betrüger hereinfiel und gestern millionenfach eine Fakenews verbreitete.

Politisch korrekte Erfindung: Tagesschau verbreitet Fakenews über TV-Gerät, das Strom erzeugt

 

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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