Mittwoch, 30. Oktober 2024

Inflation und Energiekrise sind die Folgen einer desaströsen Politik

Selbst Frösche handeln klüger als der bundesdeutsche Wähler. Ein Gastbeitrag von Frank W. Haubold

Eine insbesondere auf Management-Seminaren gern kolportierte Mär lautet, dass Frösche ruhig im Wasser sitzen bleiben, wenn man es nur langsam genug zum Kochen bringt. Die Vortragenden verweisen dann auf ähnliche Verhaltensweisen bei Menschen, die ebenfalls kaum reagieren würden, wenn sich ihre Lebensumstände nur allmählich verschlechtern. Dennoch ist die Eingangsbehauptung falsch, denn Frösche verlassen das erhitzte Wasser nach Aussage von Biologen durchaus, sobald es unangenehm heiß wird. Wie es sich diesbezüglich beim Homo bundesrepublicanus verhält, soll im Weiteren beleuchtet werden.

„Inflationsrate sinkt überraschend“

„Inflationsrate sinkt überraschend“, jubelt die Tagesschau unter Verweis auf Experten, die für den Juni 2022 eher 8 Prozent erwartetet hatten als die nunmehr geschätzten 7,6 Prozent. Ein Grund zur Entwarnung oder gar für Optimismus ist das jedoch allenfalls für Medienschaffende, die sich berufsbedingt die Verharmlosung und Verschleierung unerfreulicher Tatbestände auf die Fahne geschrieben haben.

Etwas nüchterner fällt die entsprechende Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes aus, in der gleichzeitig auch mitgeteilt wird, dass der EU-weit erfasste und besser vergleichbare „harmonisierte Verbraucherpreisindex“ im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um +8,2 Prozent gestiegen ist.

Um den Index bewerten zu können, empfiehlt es sich, ihn nach Bereichen aufzuschlüsseln, so zum Beispiel nach Waren (46,8%), Dienstleistungen (53,2%) und darunter Mieten (20,7%). Dabei wird deutlich, dass die Preise im Bereich Waren im Juni im Vergleich zum Vorjahr um satte 14 Prozent gestiegen sind, während die Steigerung im Dienstleistungsbereich mit +2,1 Prozent vergleichsweise moderat ausfällt.

Stärkster Preistreiber ist erwartungsgemäß die Energie (Haushaltenergie und Kraftstoffe) mit +38 Prozent, gefolgt von den Nahrungsmitteln mit +12,7 Prozent.

Ukrainekrieg als Ursache der Teuerung?

Natürlich kann sich auch das Statistische Bundesamt den Verweis auf den Ukrainekrieg als Ursache der Teuerung nicht verkneifen, der medial nirgendwo fehlen darf, obwohl ein kausaler Zusammenhang zum Beispiel durch ausbleibende Lieferungen aus der Region kaum belegbar ist. Außerdem ist „kriegsbedingt“ keineswegs mit „sanktionsbedingt“ gleichzusetzen, denn Sanktionen sind politisch gewollt und keineswegs eine unmittelbare Kriegsfolge.

Genese und Wirksamkeit besagter Sanktionen sind jedoch nicht das Thema dieses Beitrags, der vor allem aufzeigen soll, was die oben genannte Inflationsrate für die Bundesbürger und ihre Sparguthaben praktisch bedeutet.

Wer selbst einkaufen geht und auf die Preise achtet, wird sehr schnell feststellen, dass insbesondere die Preise für Fleisch- und Wurstwaren und die für Milchprodukte wie Butter exorbitant und weit über die oben festgestellten 12,7% hinaus gestiegen sind. Das hat dramatische Auswirkungen gerade für die Bezieher niedriger Einkommen, bei denen die Lebensmittelkosten den Löwenanteil der monatlichen Ausgaben ausmachen. Wohlfeile Spartipps von Politikern mit fünfstelligen Monatsgehältern muten in diesem Zusammenhang wie Zynismus an.

Dramatischer Geldwertverfall

Ein wesentlicher Aspekt der steigenden Inflationsrate findet in der öffentlichen Debatte jedoch kaum Berücksichtigung, nämlich der dramatische Geldwertverfall und die damit verbundene Enteignung der bundesdeutschen Sparer.

Das Barvermögen (Bargeld und Einlagen) der Deutschen betrug Ende 2021 3,004 Billionen Euro. Legt man diesen Wert zugrunde und multipliziert ihn mit der durchschnittlichen Preissteigerungsrate Januar bis Juni 2022 (6,7%), dann haben die bundesdeutschen Sparer allein im ersten Halbjahr 100,5 Milliarden Euro verloren, ein Verlust, der im Gesamtjahr 2022 etwa 210 Milliarden Euro betragen dürfte. Dies sind jedoch nur die privaten Sparkonten. Zählt man die Lebens- und Rentenversicherungen mit noch einmal 2,574 Billionen Euro hinzu, beträgt der absehbare Gesamtverlust rund 390 Milliarden Euro an Kaufkraft. Zwar hat der Sparer nach wie vor die gleiche Summe auf seinem Konto, aber schon, wenn er nur einen Gebrauchtwagen davon kaufen möchte, wird er rasch feststellen, wie wenig sein sauer erspartes Geld inzwischen noch wert ist.

An diesem Kaufkraftverlust ist nicht etwa Putin oder „der Russe“ schuld, wie uns Politik und Medien suggerieren, sondern in erster Linie die enorme Geldmengenausweitung der EZB durch die sogenannte „Nullzinspolitik“, die einzig den Sinn hatte und hat, die überschuldeten Südländer vor dem Staatsbankrott beziehungsweise dem Ausscheiden aus der Euro-Zone zu bewahren.

Betrug die Geldmenge M3 Ende 2010 noch 9,3 Billionen Euro, so stieg sie bis zum Dezember 2021 auf 15,48 Billionen, also um 66,5 Prozent. Dagegen stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone von 9,53 Billionen Euro (2010) im gleichen Zeitraum nur auf 12,26 Billionen Euro (2021). Das heißt, für 3,22 Billionen Euro besteht keine Güterabdeckung! Das ist der eigentliche Inflationsmotor, denn die EZB hat einfach Geld gedruckt, für das kein Gegenwert vorhanden ist.

Der Ukrainekrieg ist nur das Feigenblatt

Der Ukrainekrieg ist nur das Feigenblatt, hinter dem sich die tatsächlich Schuldigen (EZB und die nationalen Regierungen der Eurozone) verstecken. Im Klartext heißt das: Die EZB enteignet in Kumpanei mit der Bundesregierung die deutschen Sparer und Versicherten allein in diesem Jahr um rund 400 Milliarden Euro an verlorener Kaufkraft, ohne dass Politik und Qualitätsmedien diesen Skandal thematisieren. Das brauchen sie auch nicht, denn obwohl die Zeichen an der Wand überdeutlich sind, sonnt sich der durchschnittliche Bundesbürger weiterhin in der eigenen Hochmoral, erfreut sich an seinem schönen Guthaben auf seinem Sparbuch und kürt ausgerechnet Herr Habeck – also jene Person, deren Politik aktuell den größten Schaden für Deutschland anrichtet – zum beliebtesten Politiker Deutschlands.

Dabei ist die Energiekrise, die dieses Gemeinwesen nicht nur durch massive Preissteigerungen, sondern auch durch absehbare Mangelerscheinungen in Mitleidenschaft zieht, durchaus hausgemacht. Wer wie die Grünen-Führung glaubt, ein Industrieland wie die Bundesrepublik ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgen zu können, hat nicht nur nicht im Physikunterricht gefehlt, sondern leidet auch sonst an ideologiebedingtem Realitätsverlust. Wenn sich Herr Habeck zudem als Wirtschaftsminister trotz der drohenden Energieengpässe einer Laufzeitverlängerung für die verbliebenen Atomkraftwerke verweigert, bricht er bewusst seinen Amtseid, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, und sollte angesichts der drohenden Konsequenzen umgehend aus dem Amt entlassen werden.

Natürlich wird das ein frommer Wunsch bleiben, denn wenn eine desaströse Amtsführung oder gar fachliche Unfähigkeit tatsächlich zu personellen Konsequenzen führen würden, wäre die Ampelkoalition längst am Ende. Dass es ohne den in vorauseilenden Gehorsam gegenüber den USA verfügten Verzicht auf Nord Stream 2 gar keine Energiekrise gäben würde, sei nur am Rande angemerkt.

Es wäre Aufgabe einer kritischen Presse und des mündigen Bürgers, diese Missstände offenzulegen und Konsequenzen einzufordern, nur wird beides hierzulande nicht erst seit heute schmerzlich vermisst…

Nein, Frösche sind weder blöd noch selbstmörderisch. Sie springen aus dem Topf, wenn das Wasser zu heiß wird. Beim Gros meiner Landsleute habe ich mittlerweile leider den gegenteiligen Eindruck…

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