Samstag, 21. Dezember 2024

„Ent-Grenzung“: Gegen die nationale Identität und den Schutz unserer Grenzen

Das aktuelle dramatische Geschehen an der polnischen Grenze zu Belarus/Weißrussland ist erneut Auslöser zu heftigen Debatten über Migration sowie über offene Grenzen für Migranten und Flüchtlinge. Der Autor schildert „Grenz-Erfahrungen“ in jungen Jahren und reflektiert die grundlegende Bedeutung von Grenzen und Mauern auch aus biblischer Sicht. Das Recht auf Heimat und auf den Schutz der Grenzen ist nach seiner Einschätzung eine Forderung auch der deutschen Mehrheitsbevölkerung, die gegen die Ent- Grenzungs-bzw. die Grenz-Beseitigungs-Ideologie gerichtet ist. Gastbeitrag von Dr. Udo Hildenbrand

 Eindrücke in den Kindheits- und jungen Lebensjahren prägen oftmals das weitere Leben. Bei mir zählen dazu auch drei spezifische Eindrücke im Zusammenhang mit „Grenz- Erfahrungen“ – womit Erfahrungen mit Staatsgrenzen gemeint sind.

„Grenz-Erfahrungen“ in jungen Lebensjahren

Als etwa Zwölfjähriger fuhr ich in den 50-er Jahren mit der Bahn erstmals über eine Staatsgrenze zu einem mehrtägigen Besuch in die benachbarte Schweiz.  Für mich verwunderlich: Vor jedem Haus die Schweizer Nationalfahne – so mein damaliger Eindruck. Damit war für mich zugleich verbunden die erste Begegnung mit einem ausgeprägten Nationalbewusstsein, das mir bis dahin völlig fremd war. Denn Kindheit und Jugendzeit bis hin zum jungen Erwachsenenalter verliefen bei mir und wohl bei den meisten meiner Altersgeneration diesbezüglich ohne entsprechende Prägung. Heimatgefühle waren jedoch durchaus vorhanden.

1958 ein Zeltlageraufenthalt im Elsass: Bei einem Sonntagsgottesdienst stieß bei uns Jugendlichen aus Deutschland die französische Nationalfahne im Altaraum der Kirche auf Verwunderung, ja auf ziemliches Unverständnis. Die Nationalflagge im Kirchenraum!

Am Ende meiner Studienzeit fuhr ich mit einem holländischen Studentenschiff von Amsterdam nach New York und von dort zu einem zweimonatlichen Aufenthalt nach Kanada. Von gewissen schifffahrtsbedingten Übelkeiten abgesehen:  Beste Stimmung, viel Abwechslung, permanente Diskussionen. Dann aber kam es: „Du bist Deutscher? Ich würde mich schämen, ein Deutscher zu sein“. Das klingt nach Jahrzehnten auch heute noch in meinen Ohren.

Genau erinnere ich mich auch an meine spontane, leicht entschuldigende und zugleich patriotisch gefärbte Reaktion auf diesen „Angriff“: „Ich kann doch nichts dafür, dass wir Deutsche einen Hitler hatten, so wie ich auch nichts dafür kann, dass Bach und Goethe Deutsche waren. Und Hitler war übrigens ein Österreicher.“ Schon damals stand die   energische Abweisung der Kollektivschuld im Hintergrund meiner Feststellung, gewiss mitgeprägt durch mein Theologiestudium.

Offene und geschlossene Grenzen – Patriotismus –Vaterland – Nationalbewusstsein – Nationalismus – Nationalsozialismus – Internationalismus: Alles kam dann in den Gesprächen und Diskussionen bei dieser Überfahrt in die „Neue Welt“ aufs Tapet. Als Sahnehäubchen kam noch hinzu: Als katholischer Christ und Theologiestudent fühlte ich mich schon damals – irgendwie stolz – in spezifischer Weise auch als „Internationalist“.  Denn wer katholisch ist, gehört  einer weltweiten kirchlichen Glaubensgemeinschaft an.

Patriotisches und zugleich international-weltweites Denken und Fühlen

Bei dieser Reise über den großen Teich wurden in mir patriotische Gedanken und Gefühle wachgerufen, die jedoch durch meine kirchliche Sozialisation eingebettet waren in ein international-weltweites Denken und Fühlen. Ein nationalistisches Überlegenheitsdenken und -handeln war ausgeschlossen. Später sollte ich immer wieder sagen:

„Ein gläubiges Mitglied der universalen katholischen Kirche kann eigentlich niemals Nationalist sei, auch wenn es andere Erfahrungen gab und gibt.“

Die anschließende Begegnung mit einem sympathischen Patriotismus in den USA und in Kanada zählte übrigens zu den vielen guten Erinnerungen an jenen Amerika-Aufenthalt am Ende meiner Studentenzeit.

Die verschiedenen Erfahrungen in jungen Jahren haben mich immer mehr verstehen lassen: Nationalbewusstsein und Patriotismus sind bei den Menschen dann gut, wenn sie ihren Mitmenschen aus anderen Ländern uneingeschränkt denselben Patriotismus, dasselbe Nationalbewusstsein zugestehen und ihnen Heimatgefühle wünschen. Nationalbewusstsein in diesem Sinne ist niemals übersteigerter Nationalismus, Überhöhung der eigenen Nation bei gleichzeitiger Abwertung, gar Verachtung der Menschen anderer Nationen und ihrer Kultur. Trefflich ist der Unterschied zwischen einem Patrioten und einem Nationalisten in der folgenden Formulierung auf den Nenner gebracht:

Der Nationalist liebt nur seine eigene Nation und verachtet die anderen Nationen. Der Patriot liebt seine Nation und achtet die anderen Nationen.“

 Ein gläubiger Katholik und ein Nationalist in diesem Sinne ist ein krasser Widerspruch in sich.  Dementsprechend gilt: Katholisch-Sein ist auch wahres „Multi-Kulti-Sein“.

Seit jener erwähnten Zeit fuhr und flog ich über die Grenzen zahlreicher Länder völlig komplikationslos – mit nur einer Ausnahme: Der mehrmalige Grenzübertritt in das diktatorische Unrechtssystem der DDR war mitunter mehr als unangenehm. Das Kennenlernen anderer Kulturen und Lebensweisen waren für mich immer bereichernd. Ein Erlebnis besonderer Art war später der Wegfall der Kontrollen an den Binnengrenzen von sieben europäischen Staaten im Schengenraum im Jahr 1995.  Heute gehören 22 Staaten zur Europäischen Union.

In Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte habe ich gelegentlich in Gesprächen, Ansprachen und Veröffentlichungen den umstrittenen Themenkreis Heimat – Vaterland – Patriotismus – Nationalbewusstsein/Nationalismus – Offene/geschlossene Grenzen gerne diskutiert und beleuchtet – nicht selten begleitet von recht divergierenden Meinungen. Mein Orientierungspunkt war dabei vor allem auch die auf biblischem Fundament beruhende katholische Soziallehre. Zur Annäherung an die in diesem Bericht angezeigte Grenzproblematik nachfolgend zunächst einige grundlegende Gedanken zum Verständnis von Grenze.

Grenzen sind Strukturelemente allen Lebens

Alles Leben der Welt ist von Grenzen bestimmt: Von Grenzen ganz unterschiedlicher Art in der organischen und anorganischen Natur sowie in der Menschen- und Tierwelt. Menschliches Miteinander im privat-persönlichen wie im öffentlich-gesellschaftlichen Bereich, wie auch das Miteinander der Völker und Nationen, ebenso in Wissenschaft, Wirtschaft und Technik sind nur möglich durch Begrenzungen. So sind Grenzen vorgegebene fundamentale Strukturelemente des Lebens.

Neben den naturgegebenen Grenzen gibt es aber auch die von Menschen festgelegten Grenzen, die aufgrund von Vereinbarungen aus Eigentums-, Schutz-, Sicherheits-, Kontroll- und Orientierungsgründen bestimmt werden. So sind auch Gesetze, Verträge und Vereinbarungen nichts anderes als künstliche, von Menschen gesetzte Grenzen, die das zwischenmenschliche Leben im Dienst eines menschenwürdigen Zusammenlebens regeln. Sie können auch zeitlich begrenzt sein.

Darüber hinaus gibt es zivilisatorische, ethnische, sprachliche und kulturelle, soziale, politische, religiöse und weltanschauliche, auch pädagogische Grenzen. Nicht zuletzt sind Grenzen auch Ausdruck der abgrenzenden Identitätssuche der Menschen in ihrem persönlichen Lebensumfeld sowie auch in den Bereichen ihrer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit.

Keineswegs sind jedoch alle Grenzen per se gut. Sie können auch willkürlich und ausgrenzend, besonders auch freiheitsberaubend und menschenfeindlich sein, wie z. B. die Berliner Mauer in der DDR (1961-1989) abschreckend belegt.

Grenzen sind die Bedingung von Freiheit

Ohne Grenzen kann sich keinem Menschen der Raum der Freiheit öffnen. Dieser Freiheitsraum kann auch nicht   ohne Grenzen bewahrt und erweitert werden.  Denn ohne Grenzen bleibt alles menschliche Handeln orientierungs- und richtungslos. Menschlich kann der Mensch also nur mit Grenzen leben. Gleicherweise gilt jedoch auch die alte Einsicht: „So viel Freiheit wie möglich, so viel Grenzen wie nötig“ – ein Satz, der sich sowohl bei Maria Montessori als auch bei P. Josef Kentenich findet.

(c) Screenshot YT

Bei den aktuellen dramatischen Vorgängen an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland versuchen derzeit bis zu 10.000 geschätzten Migranten – meist aus dem Nahen Osten und muslimischen Glaubens – über Polen insbesondere nach Deutschland zu gelangen. Es wird berichtet, dass sie durch das weißrussische Militär an die Grenze zu Polen gebracht worden seien mit dem Ziel der Überflutung und damit der Destabilisierung Europas. Sie werden bei dieser illegalen Migration instrumentalisiert durch die weißrussische Regierung und als politische Waffe eingesetzt.Belarus lockt die Migranten in eine teuflische Falle“ – so die WELT AM SONNTAG vom 13.11.2021.

Damit kommt an der polnischen Grenze zweifach-massives Unrecht in den Blick: Illegale Migration einerseits und andererseits: die Unterstützung dieser Migrationsbewegung mit ihren Schlepperdiensten sowie das Herbeifühen der Notlage der Migranten durch die weißrussische Regierung.

Diese Ereignisse sind Anlass, in diesen Ausführungen über die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von Grenzen zu reflektieren. Denn bestimmte Regierungen, Parteien und politische Akteure befürworten bzw. betreiben aktiv eine ideologiebedingte Politik der offenen Grenzen für Flüchtlinge und Migranten.  Hinter dieser Entgrenzungs-Ideologie steht die Ideologie des „Humanitarismus“ (Arnold Gehlen), der die Solidaritätsverpflichtung nicht auf das eigene Volk bezieht, sondern auf die gesamte Menschheit. Manche meinen, sich auch auf Aussagen der Bibel und der christlichen Lehre berufen zu können.

Auch gewisse kirchliche Organisationen erwecken den Eindruck, den Schutz der Grenzen für illegitim zu halten und lehnen territoriale Grenzen als eine Form von „Abschottung“ ab. Dabei solidarisieren sie sich mit illegalen Migranten, die teilweise mit Gewalt versuchen, über die Grenzen in Polen einzudringen, um insbesondere nach Deutschland zu kommen.   Diese vermeindlich christlichen Einstellungen sind nachfolgend auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.

Die Bedeutung von Grenzen und Mauern in der Bibel

Die biblische Ethik thematisiert immer wieder das Gemeinwohl mit den Aspekten der Verantwortung, Solidarität und Gerechtigkeit, auch des Schutzes vor Bedrohung und Gefäfrdungen. Vor allem im Alten Testament finden sich Hinweise auf Grenzen und Mauern, die ausnahmslos in einem positiven Kontext stehen. Die nachfolgend notierten Schriftstellen  verweisen (ohne „vgl.“) auf die entsprechenden Bibelzitate, denen folgende Aussagen zu entnehmen sind:

  1. Das Wirken Gottes: Gott hat „das ganze Menschengeschlecht erschaffen … und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt“ (Apostelgeschichte 17,26) – Dabei ist die in diesen Grenzen wirkende Staatsgewalt Teil der „Ordnung Gottes“. Sie trägt „nicht ohne Grund … das Schwert“ (Römer 13,1-7) – Gott ist über „jede feste Mauer“ erhaben, was den Menschen zum Gehorsam und zur Demut ihm gegenüber aufruft (Jesaja 2,15) – Gott baut „zum Heil“ Mauern (Jesaja 26,1) – Er hat Wächter auf die Mauer gestellt, um das Volk an die Einhaltung des Gesetzes zu ermahnen (Jesaja 62,6).
  2. Das Wirken der Menschen: König David beginnt den Mauerbau von Jerusalem, der von Salomo abgeschlossen wird (1 Könige 3,1) – Die Mauer ist ein Dienst an Gott und an seinem Volk. Die Mauern werden erneuert, um äußere Bedrohungen abzuwehren (Nehemia 2-4) – Ein Herrscher schützt sein Volk vor Angreifern, baut Mauern auf und  verstärkt sie (2 Könige 18,5-6; 2 Chronik 32,5; auch ebd. 14,1-6) – Die Mauer verweist auf den notwendigen schützenden Dienst durch Menschen. Der Wächter auf der Mauer verteidigt das Gemeinwesen (Sprichwörter 25,28) – Jerusalems Bewohner danken Gott für die Mauern der Stadt (Jesaja 26,1) – Die Wächter, die auf der Mauer das Gemeinwesen verteidigen, ermahnen zugleich das Volk, das Gesetz Gottes einzuhalten (Jesaja 62,6).
  3. Die Symbolik: Die Mauer ist ein Bild für den Schutz des Volkes, auch seiner religiösen Identität (Nehemia 2,4) – Sie ist auch ein Bild für die bessere Zukunft (vgl. Micha 7,11) sowie ein Bild vom schützenden Dienst. Der Bau von Mauern, deren Ausbesserung und Verstärkung sind ebenfalls Bilder für verantwortungsbewusstes und gerechtes Handeln (2 Chronik 32,5) – Die Mauer ist zugleich ein Bild für das Wirken der Propheten , die vor Bedrohungen und Gefahren warnen und Verfehlungen der weltlichen und geistlichen  Eliten anprangern (Jeremia 1,18f) –  Eine verfallene Mauer gleicht der aus Trägheit geborenen Nachlässigkeit, die den Menschen bedrohlichen Gefahren aussetzt (ebd. 24, 30-34) – Eine zerstörte Mauer ist ein Bild für Notzeiten (Jesaja 22,5) – Risse in der Mauer sind ein Bild für noch nicht bewältigte  Bedrohungen (ebd. 30,13) – Eine Stadt ohne Mauer ist wie ein Mensch ohne Selbskontrolle (Sprichwörter 25,28) –  Der Fall der Mauern der Stadt ist der Beginn großer Not (Klagelieder 2,7-9).
  4. Die Dienst- und Schutzfunktion (vgl. auch die Nummern 2 u.3): Der Wunsch, dass Frieden in den Mauern (Jerusalems) wohne (Psalm 122,7) – Grenzen ermöglichen Frieden (Psalm 147, 13-14) -– König Hiskija wird als Idealgestalt gelobt: Er schützt sein Volk vor Angreifern, baut Mauern aus, verstärkt sie (2 Könige 18,5-6; 2 Chronik 32,5; auch ebd. 14,1-6) –  Fehlende Mauern liefern das Volk dem Wirken des Bösen aus (Ezechiel 38,11) – Die Mauer trennt „das Heilige vom Unheiligen“ (ebd. 42,20) – Folgen der Zerstörung von schützenden Mauern sind u.a.: Versklavung, Vertreibung und Unterwerfung (Klagelieder 2,7-9).
  5. Die Straftaten: Das Auflösen von Grenzen wird als Gewaltakt des Raubens und der Ungerechtigkeit verurteilt und ausdrücklich verboten (Jiob 24,2-4; Levitikus 27,5). Der Assyrerkönig, der die Grenzen zwischen den Völkern beseitigt und Schätze plündert, wird verurteilt (Jesaja 10,7-13) – „Blinde“ Wächter auf der Mauer werden verurteilt, weil sie die Bedrohungen ignorieren ––„Törichte Propheten“ werden angeklagt, weil sie keine Mauern gebaut haben (Ezechiel 13,5).
  6. Die Mauer in der Offenbarung des Johannes. Im letzten Buch der Heiligen Schrift wird eine Vision der vom Himmel kommenden heiligen Stadt beschrieben, die auch eine Stadtmauer mit zwölf Grundsteinen Diese bestehen aus zwölf verschiedenen Edelsteinen und tragen die Namen der zwölf Apostel (Offenbarung21,11–27). Wenn nun in diesem visionären Bild die mit wichtigen Attributen ausgestattete Stadtmauer als Teil dieser himmlischen Stadt gezeichnet wird, kann dies als Hinweis verstanden werden, dass nach biblischem Verständnis im Sinne der oben genannten Werte wie z. B. Schutz und Sicherheit zu einem Gemeinwesen auch Grenzen und Mauern gehören.
  7. Mauern/Grenzen: Korrepondierende Aussagen.Bereits aus den bisherigen Asuführungen wird deutlich, dass die Aussagen der Bibel über Mauern und Grenzen mit den grundlegenden Aussagen über das allgemein menschliche Verständnis von Grenzen korrespondieren. Grenzen bestimmen als Strukturelemnte des Lebens das menschliche Leben und Zusammenleben. Sie gehören zum Menschsein.  Diese These wird im Rahmen dieser Ausführungen auch noch durch Hinweise aus dem Leben und der Botschaft Jesu  bestätigt.

 In der Bibel finden sich keine Hinweise auf das Zerstören und Einreißen von Mauern im eigenen geschützten Gemeinwesen, auch nicht durch die schlechtesten Herrscher, die im Alten Testament beschrieben werden. Wohl ist etwa in Psalm 18,30 vom Überspringen von Mauern die Rede, das sich jedoch nicht auf die (realen) Mauern bezieht.

Wenn ein Bischof für „Entgrenzung“ plädiert – und die möglichen Folgen

Im Kontext der Migrations- und Grenzdebatte wird heute von „Abwehrmechanismen“ und „Abschottungen“ gewarnt, die grundsätzlich zu verurteilen seien. So plädierte auch der Bischof der Diözese Essen, Franz-Josef Overbeck Foto r., © Screenshot YT), in einer Predigt 2020 für die Abschaffung der politischen Grenzen: Es sei unsäglich, „wenn Menschen sich abgrenzen“. Das „Gräuel von Sicherheitszonen, gewaltbewährter Abgrenzung und Kälte“   sei zu überwinden. Schließlich sei die Botschaft Jesu „eine frohe Botschaft der Entgrenzung“. Ob sich der Bischof von Essen überhaupt einmal mit der positiven Bedeutung des in der Bibel geschilderten Mauerbaus, dem Gegenteil von Entgrenzung, beschäftigt hat, etwa hinsichtlich der Sicherheit der Menschen, aber auch im Blick auf sein bischöfliches Wächteramt?

Gewiss hat Jesus die Botschaft der Freiheit gebracht, sodaß Paulus sagen kann: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Galater 5,1). Aber mit dieser jesuanischen Freiheit ist letztlich die Freiheit von Sünde, Schuld und Tod gemeint, keineswegs jedoch die Abschaffung vom „Gräuel von Sicherheitszonen“, keineswegs die „Entgrenzung“ der politischen und  territorialen Grenzen.

Jedenfalls möge doch der Herr Bischof bitte Sorge dafür tragen, dass die „Gräuel der Sicherheitszonen“ seines bischöflichen Hauses in Essen – nämlich alle Türen und Sicherheitsvorkehrungen – schnellstmöglichst beseitigt werden, um ein glaubwürdiges Zeugnis seiner nachdrücklichen Forderungen zur Beseitigung der Grenzen zu geben.   Damit würde er sich auch nicht dem Vorwurf der „gewaltbewährten Abweisung und Kälte“ aussetzen. Ist Bischof Overbeck nicht auch noch Militärbischof, der eigenlich wissen müsste, dass eine der wesentlichen Aufgaben des Staates darin besteht, die innere und äußere Sicherheit zu gewährleisten – ggf. unterstützt auch durch militärische Maßnahmen an den Grenzen?

Was aber höchstwahrscheinlich so oder ähnlich passieren kann, wenn Bischof Overbeck die „Gräuel der Sicherheitszonen“ in seinem Bischofshaus nicht entfernen lässt, wird von einem meiner guten Bekannten fantasievoll und realitätsnah zugleich umschrieben:

Er dürfte alsbald manche ungebetenen Gäste in seinem Haus antreffen: Leute, die es sich in seinem Wohn- bzw. Arbeitszimmer gemütlich gemacht haben und bei einer Flasche Bier oder einem Cognac ihre Füße auf seinen Schreibtisch legen, sich in seinem Kühlschrank nach Esswaren umsehen, sein Badezimmer und sein Badetuch benutzen, sich in seinem Vorratskeller und in seinem Kleiderschrank bedienen, in seinen Akten blättern, seine Briefe lesen und sich schließlich in seinem Bett zum Schlafen legen. 

Nach dieser Geschichte hat der für Entgrenzung plädierende Bischof noch Glück gehabt. Es hätte noch viel schlimmer für ihn kommen können!

Jesus kennt keine „Entgrenzung“, jedoch Begrenzung und Abgrenzung

Fra Angelico, Maria mit dem Christuskind als Friedensfürsten

Die Botschaft Jesu „eine frohe Botschaft der Entgrenzung“? Gewiss hat er bestimmte Grenzen der damaligen Tradition überschritten, Konventionen durchbrochen. So hat er souverän mit der ausländischen Frau am Jakobsbrunnen gesprochen (Johannes 4,6-15) und die Tochter einer Syrophönizierin geheilt (Matthäua 15,21-28).  Auch für seine Gleichniserzählung hat er einen Ausländer aus Samarien als Vorbild der Nächstenliebe gewählt (Lukas 10,25-37). Im Haus des verachteten Zöllners Zachäus hat er gegessen, der für die verhasste römische Besatzungsmacht Steuern eingetrieben und dabei auch noch betrogen hat (Lukas 19,1-10).

Von einer „Entgrenzung der politschen Grenzen“ ist bei Jesus jedoch nirgendwo ein Wort oder eine Weisung zu finden, auch nicht durch irgendwelche theologischen Ableitungen. Wohl aber gibt es bei ihm unübersehbare Hinweise auf Abgrenzungen unterschiedlicher Art.

So hat er immer wieder glasklare Grenzen gezogen, wenn er sich etwa mit scharfen Worten. von den Pharisäern und Schriftgelehrten abgrenzte (Lukas 11,37-54) oder sogar auch von seinen Jüngern (Matthäus 16,23).  In seiner Gerichtsrede hat er deutlich darauf hingewiesen, dass er als Weltenrichter die Schafe von den Böcken trennen wird (Matthäus 25, 32). Somit ist die oben genannte bischöfliche Interpretation der Botschaft Jesu als „frohe Botschaft der Entgrenzung“ auch aus dieser Perspektive zumindest mehr als fragwürdig.

Der Schutz von Grenzen entspricht der biblischen Weltsicht

Die Christen unter den „Entgrenzungs-Ideologen“ und Migrationsaktivisten, die den Schutz der Grenzen als illegitim betrachten, sich für deren Abschaffung und für eine unbegrenzte Massenzuwanderung engagieren, können sich jedenfalls nicht auf Jesus und seine Friedens- und Freiheitsbotschaft berufen.

Die biblischen Aussagen zur Bedeutung von Mauern und Grenzen sind eindeutig. Daher ist es unzulässig zur Begründung der ideologiebesetzten Entgrenzungsforderungen auf das Alte und das Neue Testament zu verweisen. Vielmehr entspricht der Schutz von Staatsgrenzen  ganz und gar der biblischen Welt-und Heilssicht. Sie steht konträr zur zeitgeistigen Entgrenzungs- bzw. Grenzbeseitigungs-Ideologie.

Allen, die bei ihrem Einsatz für die Abschaffung von Grenzen und für die Masseneinwanderung allzu gern mit dem Gebot der christlichen Nächstenliebe argumentieren, sei auch in diesem Bericht folgender Hinweis gegeben:

Der zweite Teil des christlichen Hauptgebotes: „Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22,39) schließt ausdrücklich die (recht verstandene) Selbstliebe ein, die auch das Recht auf Selbstschutz und die eigene Sicherheit im individuellen sowie im kollektiven Sinn beinhaltet. Christliche Nächstenliebe heißt so immer auch in Verantwortung für sich selbst (und für die Seinen) im eigenen Interesse zu handeln, so auch für sich selbst zu sorgen. Das gilt für jede Privatperson wie auch für jede Gemeinschaft, für jedes Volk und  für jeden Staat.

Auch der bereits erwähnte Samariter im Gleichnis Jesu hat den von Räubern Überfallenen zwar im Geiste der Nächstenliebe umsorgt und für ihn dabei auch noch Geld zurückgelassen, in sein Haus aber hat er ihn bei seiner Rückreise nicht mitgenommen (Lukas 10,25-37). Ein Modell im Blick auf die Migrantenproblematik? Ebenso hat der heilige Martin, der weithin bekannte Heilige der Nächstenliebe, aus diesem Verständnis heraus dem frierenden Bettler am Straßenrand keineswegs den ganzen, sondern nur die Hälfte seines Mantels gegeben: „Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst“.

Elf Fragen zum Geschehen an der polnischen Grenze

  1. Inwiefern ist die Meinung zutreffend, dass eine zu hohe Anzahl von Migranten die Sicherheitsinteressen der Zielstaaten bedrohen und die Migrationsbewegungen auf deren kulturelle und psychologische Verwundbarkeit zielen?
  2. Was ist die Tatsache zu bewerten, dass manche Migranten bereits „ihren achten Anlauf“ bei dieser Migrationsbewegung starten und mehrköpfige Familien hohe Geldbeträge – bis zu 4500 Dollar pro Person –   für die Bezahlung von Visa, Flugreise, Hotelübernachtungen, Schlepperdienste usw. aufbringen können?
  3. Wie ist es zu erklären, dass die Migranten insbesondere aus islamisch dominierten Ländern wie Syrien, Irak, Afghanistan und dem Libanon entfliehen, wo doch die islamische Religion angeblich die besten menschlichen Lebensbedingungen ermöglicht und die islamische Gemeinschaft weltweit (Umma) die beste Gemeinschaft unter den Menschen ist?
  4. Warum wohl schreien die Migranten vor dem Stacheldraht in den polnischen Wäldern fordernd: „Germany, Germany“, die doch meist als Muslime weithin die deutsche Kultur und Lebensart sowie die der gesamten westlichen Welt ablehnen bzw. verachten?
  5. Warum setzen schwangere Frauen und Eltern ihre Kinder den ungeheuren Strapazen, Entbehrungen und Gefahren ausgerechtet jetzt in der kalten Jahreszeit vor dem anbrechenden Winter aus?
  6. Warum werden in der Berichterstattung der Fernsehteams erneut wie 2015 immer wieder Bilder mit Kindern und Frauen in den Vordergrund gestellt, die Masse der jungen Männer aber weithin ausgeblendet?
  7. Wie kommt es, dass Migranten, die wochenlang ohne Strom im Wald leben, mit ihren Handys aber ihre Reiseroute beschreiben können?
  8. Inwiefern machen sich Migrationsaktivisten strafbar, die mit Bussen an der polnischen Grenze warten, um Migranten nach Deutschland zu schleusen?
  9. Welche Konsequenzen ergeben sich aus der möglichen Öffnung der polnischen Grenze hinsichtlich des weißrussischen Regimes, aber auch im Blick auf den dann zu erwartenden „Pull-Effekt“?
  10. Inwiefern würde eine Grenzöffnung erneut die Sicherheitsproblematik in Deutschland verschärfen und zugleich dem Islamisierungsprozess einen weiteren Schub geben?
  11. Inwiefern müsste sich die Europäische Union aus Gerechtigkeitsgründen an den erheblichen Kosten beteiligen, die der polnischen Regierung für ihre vertragsgemäßen Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zugunsten der EU an der polnisch-weißrussischen Grenze entstehen?

Papst Franziskus: Recht auf Grenzen – Bewahrung der europäischen Identität

Auch wenn gelegentlich andere Töne aus Rom zu hören waren/sind, kann hier festgehalten werden: Im Sinne der oben aufgezeigten menschlichen Grundgegebenheiten sowie der biblischen Aussagen über Grenzen und Mauern hat Papst Franziskus in den vergangenen Jahren in Übereinstimmung mit der katholischen Soziallehre bei verschiedenen Gelegenheiten darauf aufmerksam gemacht, dass …

  • „ein Volk, das sich nicht um seine eigenen Wurzeln kümmert, … ein krankes Volk“ sei;
  • die Staaten das Recht haben, ihre Grenzen zu schützen (2017);
  • die Voraussetzung für Frieden unter den Völkern die Achtung der eigenen Identität sei ebenso wie die Achtung der Identität von Fremden (2017);
  • die Grenzen nicht auf irrationale Weise für Migranten geöffnet werden sollten (2016);
  • vor falsch verstandener Toleranz und vor Islamisierungstendenzen in Europa gewarnt werden müsse (2016);
  • das eigene Erbe angesichts der Bedrohungen wie dem islamistischen Terrorismus verteidigt werden müsse (2016);
  • die europäischen Regierungen die Aufgabe haben, die europäische Identität zu bewahren (2014).

Wird „das Deutschland, das wir kennen, durch die Masseneinwanderung verschwinden“?

 2015 darf sich nicht wiederholen.“ Das ist seit jener Zeit eine Art Versprechen der Politik, verbunden mit dem trügerischen Verheißungswort: „Wir schaffen das“. Unlängst war aus selbigem Munde die geradezu dreiste Behauptung zu hören: „Wir haben es geschafft“. Denn die Wirklichkeit sieht ganz anders aus – wohl auch noch in weiter Zukunft.

Als ein Mensch, dem die Worte Heimat und Vaterland, Patriotismus und Nationalbewusstsein keineswegs Fremd- oder gar Unworte sind, der sich aber gleicherweise als katholischer „Internationalist“ versteht und somit solidarisch weltweit denkt und fühlt, teile ich die Erwartungen und Forderungen vieler Menschen in unserem Land an die Politik:

2015 darf sich unter keinen Umständen wiederholen. Der soziale Frieden, die innere Sicherheit und der Wohlstand in unserem Land müssen gewahrt bleiben, z.T. wiederhergestellt werden. Unsere nationale Identität muss gesichert und die Sicherheit unserer europäischen Grenzen muss wieder garantiert werden. Alle diese Forderungen verbinden sich mit dem Wissen um die bleibende Verpflichtung unseres Landes zur angemessenen solidarischen Hilfe für Menschen in Not weltweit.

Viele Gleich- und Ähnlichdenkende erwarten dabei im Zusammenhang mit der Asyl- und Migrationsproblematik und den damit zusammenhängenden drohenden Massenzuwanderungen nachdrücklich, dass unsere verantwortlichen Politiker/innen im Interesse unseres Landes jetzt endlich ein Fünffaches erkennen, ernstnehmen und auch politisch umsetzen:

  1. Weder die Länder Europas, erst recht nicht Deutschland, können die ganze Welt retten.
  2. Humane, wirksame Asylpolitik ist nur möglich mit kontrollierten Grenzen.
  3. Auch in Deutschland müssen die „Zuwanderungsströme unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Gemeinwohls“ kontrolliert werden (Papst Johannes Paul II.).
  4. Kein Migrant, kein Asylsuchender hat das Recht, auf Aufnahme in ein bestimmtes Land.
  5. Abgelehnte und straffällig gewordene Asylsuchende sind konsequent und zeitnah in ihre Herkunftsländer zurückzuführen.

Diese Erwartungen und Forderungen insbesondere an die politischen Verantwortungsträger sind zu sehen auch auf folgendem Hintergrund: Wie jedes Volk haben auch wir als Deutsche das Recht, unsere deutsche Identität zu bewahren und unsere Mehrheitskultur zu schützen. Wir haben – wie jedes Volk – das Recht auf Heimat, zugleich auf die Bewahrung und damit auch auf den Schutz der Grenzen unserer Heimat.

2015 hat der Historiker und Gewaltforscher Prof. Jörg Baberowski folgende Warnung ausgesprochen:

Und das Deutschland, das wir kennen, wird durch die Masseneinwanderung verschwinden“.

Seine Prophezeiung soll nie in Erfüllung gehen, wie er wohl selbst zusammen mit der gewiss weit überwiegenden Mehrheit der deutschen Bevölkerung wünschen wird.

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