Heute (31. Januar) wäre der 2017 verstorbene Schweizer Dichter und Theologe Kurt Marti 100 Jahre alt geworden. Zu einer Zeit, als es in Europa noch etwas besonders war, links zu sein, provozierte der protestantische Pfarrer mit seinen Stellungnahmen gegen den Vietnamkrieg und die atomare Aufrüstung, hatte denn Ruf eines Marxisten, sodass ihm 1972 gar vom Berner Regierungsrat eine Professur für Theologie verweigert wurde.
Von ihm kommt unser Zitat des Tages. Passend zu einer Zeit, in der in der Politik und Gesellschaft statt des Rechts immer mehr das Bauchgefühl und das Moralisieren den Diskurs dominieren:
„Moralisten, die etwas taugen, sind es mit Unlust, denn Moralist sein verdirbt den Charakter. Noch mehr freilich wird dieser geschädigt durch eine Moral, deren Verlogenheit zu entlarven die Aufgabe von Moralisten bleibt.“
Auf der Suche nach der verlorenen Schönheit
Einstmals vor allem für die evangelischen kirchlichen Gemeinschaften, hat ein anderes Zitat des Denkers, inzwischen leider auch für die katholische Kirche zunehmend Gültigkeit:
„Ich lese theologische Bücher, Zeitschriften, kirchliche Rundschreiben, Verlautbarungen. Sozusagen nie stosse ich auf die Wörter ‹schön› oder ‹Schönheit›. Als Pfarrer, als Christ bekomme ich Anweisungen, Empfehlungen, Ratschläge. Auch in ihnen fehlt die Kategorie der Schönheit ganz, geschweige denn, dass mir Winke gegeben werden, wie etwas schön gestaltet oder gemacht werden könnte. Schönheit, so scheint es, ist kein kirchlicher Wert, auf Schönheit wird in unserer Kirche kein Wert gelegt.“ (Quelle)
Der Theologe Stefan Hartmann: „Ein reformierter Pfarrer und Dichter mit Format – unabhängig von inhaltlicher Zustimmung oder Ablehnung“.