Sonntag, 17. November 2024

Metro Mannheim: Ein Opfer der SED-Diktatur in der Corona-DDR

Andreas Patzwahl gehört zu jenen Menschen, die die DDR-Diktatur am eigenen Leib erleben mussten: Mehr als 13 Monate saß er in Stasi-Haft bevor er von der Bundesrepublik „frei gekauft“ wurde. Was er vergangene Woche in dem Großhandelsmarkt „Metro“ in Mannheim im Rahmen der Corona-Maßnahmen erleben musste, hat in ihm die traumatischen Wunden von damals neu aufgerissen. David Berger hat mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen

Herr Patzwahl, Sie sind bereits seit 30 Jahren Metrokunde. Vergangene Woche haben Sie dort aber etwas erleben müssen, das Ihr Verhältnis zu dem bekannten Großmarkt komplett verändert?

„Ich bin fast 30 Jahre Metrokunde“

Andreas Patzwahl  Ja, komplett! Ich wollte heute in der Metro in Mannheim Neckarau einkaufen. Habe mir einen Wagen geholt und bin in den Vorraum. Dort, wo man seine Metrokarte (ich bin fast 30 Jahre Metrokunde) unter einen Kartenleser legen muss, um Eintritt zu erhalten. Dazu bin ich aber überhaupt nicht gekommen, weil mir jemand von der Rezeption ( besetzt mit 2 Mitarbeiterinnen) zurief: „Eintritt nur mit Mundschutz“. Ich habe entgegnet, dass ich ein Attest hätte, es ihr allerdings nicht zeigen müsse. Frau H. daraufhin: „Ich möchte das bitte sehen“. Ich trat an den Schalter und zeigt es ihr im Abstand von ca. 2 Metern.  Das Attest  (in einer Folie befindlich) in der Hand haltend, so dass sie es lesen konnte. Darauf hin sagte sie: „Das ist ein Fake Attest aus dem Internet“.

Ich fragte Sie, ob Sie die Gültigkeit des Attestes anzweifle. „Ja, denn das ist ein FAKE“, war die übrigens äußerst hämische Antwort mit eine Anflug von abfälligem Lachen sowie ebensolchem Unterton der Geringschätzung und sich dabei abwendend. Ich sagte ihr, (habe das ebenfalls ausgedruckt) dass nach der Baden Württembergischen Eindämmungsverordnung vom 6. August 2020 nach §3 Absatz 2 Ziffer 2 (habe ich blau unterstrichen) aus „sonstigen Gründen keine Maskenpflicht für mich gäbe“. Ob Sie das anzweifle? Sie entgegnete darauf, ich käme hier nicht ohne Maske rein. Ich fragte nach dem Filialleiter. Ein Herr W., sich durch Tragen eines Namenschildes ausweisend als Marktleiter, kam auch gleich und ich hielt ihm die Verordnung zum Lesen hin. Er las kurz, war wohl etwas verunsichert und sagte mir, dass ich trotzdem den Laden nicht betreten dürfe, „da er das Hausrecht habe“. Von dem mache er jetzt Gebrauch und verwies mich des Marktes. Ich: „So einfach werde ich nicht gehen, dann rufen Sie bitte die Polizei zur Klärung“

War es denn ein Fake-Attest?

„37 Jahre nach Hohenschönhausen bekomme ich noch immer Angstzustände, wenn ich Mund und Nase abdecken muss“

Andreas Patzwahl Nein. Es handelt sich um ein Attest des Herrn Dr. med. Jens Bengen*, der es jedem, der berechtigtes Interesse daran, hat, zur Verfügung stellt. Man muss lediglich den Namen und die Adresse eintragen.

Ich muss dazu sagen, dass ich aufgrund der in der Untersuchungshaft in Berlin Hohenschönhausen gemachten schlimmen Erfahrungen es physisch und besonders psychisch nicht aushalte, etwas, was meinen Mund und Nase bedeckt, ohne Angstzustände zu bekommen, ertragen kann. Heute nach 37 Jahren immer noch nicht! Um die Befragungen und/oder Untersuchungen Attest ausstellender Ärzte aus dem Wege der für mich belasteten Befragungen zu entgehen, entschloss ich mich für dieses Attest. Nachdem ich mich im Internet und diversen Publikationen eingehend über die Brauchbarkeit des von Herrn Dr. Bengen zur Verfügung gestellten Attest überzeugen konnte.

Und dann kam die Polizei?

Andreas Patzwahl Ja, dann kam die Polizei. Der Filialleiter hatte bei der Polizei in Mannheim an und 8-10 Minuten später kam diese auch mit einem Einsatzwagen in Person eines Herrn W. und Herrn K.. Erster glatzköpfig, ca.185cm groß, zweiter eher klein 1,70-175cm. Ich sagte: „Schön dass Sie da sind“. Aber einer der Polizisten maulte mich sofort an, wenn ich nicht ginge, würde er mich nach draußen verbringen. Drohte mir also Gewalt an! Wir standen im Vorraum des Marktes.

Wie haben sich die Beamten verhalten?

„Ich hol mir das Attest schon, wenn Sie es nicht freiwillig rausgeben wollen“

Andreas Patzwahl Schäbig bis diskriminierend! Der Kleinere von beiden, Herr K. hat sich, nachdem er mich mit Gewalt nach draußen verfrachten wollte, noch nicht einmal den Sachverhalt von mir schildern lassen, sondern mir sofort gedroht. Daraufhin verließ ich natürlich sofort  aufgrund der Drohung der anwesenden Herren den Laden. Ich wollte zu keinem Zeitpunkt eine Konfrontation mit der Polizei und dem Marktleiter.  Wir standen nun also vor der ersten Eingangstür des Marktes auf den Vorplatz und man forderte unter erneuten, verbalen Einschüchterungsversuchen: „Ich hol mir das Attest schon, wenn Sie es nicht freiwillig rausgeben wollen“.

Ich gab es einem der Polizisten und er untersuchte mein Attest. Er sagte, „dass es ein Fake-Attest wäre und ich mich strafbar machen würde (…) dass ist ja noch nicht einmal ORIGINAL unterschrieben“. Vorausgehend: Als ich ihm nicht SOFORT das Attest und die dazugehörigen Beiblätter (Jens Bengens Telegram-Statement über die Echtheit des Attestes und Nichterforderlichkeit einer Originalunterschrift ) aushändigen wollte, drohte er mir erneut körperliche Gewalt an. Ich gab ihm alles nach Aufforderung. Sie sahen sich alles an, prüften mein Daten anhand der Personalausweises. Man beschlagnahmte dieses Attest und den Telegram-Ausdruck von Dr. Bengen über die Gültigkeit seines ausgestellten Attestes.

Und die Metro-Karte ist auch weg?

Andreas Patzwahl Ja. Da mein Wagen noch in dem Vorraum stand, schob der Filialleiter meinen Einkaufswagen zu den anderen Wagen nach draußen und gab einem der Polizisten den Wagenchip. Dieser drückte mir den Chip mit der abfälligen Bemerkung in die Hand:

„Da hast DU deinen Chip“

Dieses abfällige Duzen des Polizisten empfinde ist eine Ungehörigkeit meiner Person gegenüber. Ich bin 62 Jahre alt und muss mir von einer Amtsperson, von enem augenscheinlich um die 30 Jahre alten Polizisten, nicht dämlich kommen lassen! Selbst Menschen, die sich etwas zuschulden kommen lassen, behandelt man nicht so!

Ein der Polizisten  verlangte daraufhin ebenfalls die Aushändigung meiner Metrokarte. Diese übergab er dem Filialleiter „zur Prüfung“, wie er sagte. Weiter: „Ob diese Karte denn wohl auch echt wäre.“ Als dieser im Laden geprüft hatte und aus dem Objekt mit meiner Karte kam, sagte er im Beisein der Polizisten „dass es ja im Jahr 2020 NUR 2.000€ Umsatz waren“. Also erstens gilt auch hier der Schutz meiner Daten, insbesondere das Einkaufsverhalten meinerseits in der Metro. Und das gerade auch für den Marktleiter gegenüber Dritten. Und zweitens steht die Höhe meiner getätigten Umsätze in der Metro hier mitnichten zur Disposition.

Einer der Polizisten: „Er (der Filialleiter) solle doch gleich die Karte einziehen, dass ich nicht mehr einkaufen gehen kann.“ Was der Marktleiter dann tatsächlich auch tat. Ich bin seit fast 30 Jahren Kunde der Metro AG und kaufe ca. 2 mal im Monat dort ein. So auch am Samstag, den 19.9.2020. Immer ohne Probleme. Und wie immer ohne Mund-und Nasenbedeckung! Das im Übrigen seit April!

Das Ereignis hat in Ihnen schlimme Erinnerungen ausgelöst?

„Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, was ich dort erlebt habe“

Andreas Patzwahl Ja, denn ich fühlte mich augenblicklich durch die Behandlung der Polizei, insbesondere des Herrn K., an meinen Zwangsaufenthalt an meine Verhaftung wegen versuchter Republikflucht (Ungarn nach Österreich) und die Überführung in die Stasizentrale nach Berlin Höhenschönhausen (heute Gedenkstätte) und die entsprechende Behandlung der dortigen Vernehmer und Beteiligten zurückversetzt und schrecklich erinnert!

Aufgrund dieser für mich schmerzlich erkennbaren Parallelen sprach ich im Beisein der drei Herren sofort meine Herkunft an und dass mir alles soeben Erlebte wie in der DDR-Diktatur vorkäme. Aus der ich 1984, nach über 13 Monaten Stasihaft (u.a. Berlin Hohenschönhausen) wegen § 213 – versuchter Republikflucht  – verhaftet, nach 13 Monaten und 15 Tagen aus der Haft entlassen und sofort mit dem „BUS“ mit anderen Inhaftierten des Abschiebegefängnisses Karl-Marx Stadt (heute Chemnitz) nach Westdeutschland (Gießen) ausgebürgert und verbracht wurde. Nach vorangegangenem Freikauf der Bundesregierung.

„Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, was ich dort erlebt habe“. Ich schilderte in ca. 45 Sekunden, was ich dort unter anderem erlebt hatte.

Wie haben Polizei und Marktleitung reagiert?

Andreas Patzwahl Ich muss dazusagen, dass der Polizist W., die ganze Zeit eher ruhig und im Hintergrund befindlich agiert hat. Die vorhin geschilderten Unverschämtheiten gingen vom Polizisten K. aus. Vornehmlich. Und er ließ mich wissen:

„Wir haben eine weltweite Pandemie und müssen uns an die Vorschriften eben halten. Punkt.“

Man war wohl etwas irritiert, hier keinen „Ladendieb“ erwischt zu haben, sondern einen klardenkenden Menschen, der durch das Tragenmüssen eines nicht erforderlichen Mund-und Nasenschutzes (Eindämmungsverordnung §3, Absatz 2, Ziffer 2 sieht dies ebenfalls nicht vor), seine Grund- und Freiheitsrechte massiv beschnitten und eingeschränkt sieht und zudem auch noch im DDR Stasiknast gesessen hat.

Aber ist dieser Vergleich mit den Verbrechen der DDR-Diktatur nicht unangemessen?

Andreas Patzwahl Nein. Die Parallelen zu dem gestrigen Ereignis haben mich darin bestärkt. So und genauso hat die Staatssicherheit 1983 mir gegenüber agiert und reagiert.

Das müsste doch eigentlich den härtesten Korinthenk… zum Nachdenken bringen oder?

Andreas Patzwahl Nachdem ich das nun gesagt hatte, ging der Herr K. sich langsam von mir abwendend und in einem nunmehr etwas ruhigerem Ton in den Laden. Ich sagte ihm noch, dass er eine Remonstrationspflicht habe. Er dafür auch persönlich haftbar gemacht werden könne.

Ich ging also zu meinem Auto und fuhr unverrichteter Dinge ab.

Ich hätte niemals in meinem Leben in der Bundesrepublik, in die ich endlich nach entbehrungsreichen 13 Monaten und 15 Tagen Gefängnis wegen Einforderung elementarster Grundrechte ausreisen durfte, gedacht, dass wir wieder, nach 30 Jahren „Deutsche Einheit“ in eine gefühlte Diktatur kommen könnten. Anders empfinde ich die überzogenen Maßnahmen, die die Wirtschaft unseres Landes an den Rand des Ruins bringen, insbesondere auch die Menschen apathisch und willfährig und voller Angst vor dem Staat und der Regierung gegenüber machen, nicht!

Sollte sich die Geschichte für mich tatsächlich wiederholen?

Herr Patzwahl, ich danke Ihnen für die Offenheit, mit der Sie zu uns gesprochen haben. Man mag zu der Attestfrage (Dr. Jens Bengen) unterschiedlicher Meinung sein, auch müsste man, um sich ein objektives Urteil bilden zu können, natürlich die Marktleitung und die Polizei hören**. Aber eines scheint klar: Im Namen aller Mitarbeiter und der uns wohlgesonnenen Leser von „Philosophia Perennis“ verspreche ich, dass wir auch weiterhin unsere ganzen Kräfte einsetzen werden, damit aus unserem Vaterland keine DDR 2.0 wird.

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**Anmerkung der Redaktion: Wir werden den Erfahrungsbericht von Andreas Patzwahl an die Marktleitung der Metro und die Polizei in Mannheim weiterleiten und sie um eine Stellungnahme bitten, die wir hier ggf. auch veröffentlichen werden.

*Zu Dr. Jens Bengen gibt es einige Artikel in den MSM. Etwa hier. Aber auch in den alternativen Medien. Etwa hier.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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