Samstag, 21. Dezember 2024

Wie die italienische Mafia an Corona und Migration verdient!

Während die Wirtschaft des Landes am Boden liegt, florieren die weltweiten kriminellen Geschäfte der kalabrischen und sizilianischen Mafia. Ein Gastbeitrag von Norman Hanert

Unter Berufung auf offizielle Dokumente berichtete die „Financial Times“ kürzlich über „Mafia-Anleihen“. Dabei sollen Rechnungen von mafiakontrollierten Firmen zusammen mit anderen Forderungen gebündelt und als Paket von Schuldverschreibungen an Investoren weiterverkauft worden sein. Laut dem Bericht wurden zwischen 2015 und 2019 Papiere mit einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro abgesetzt.

Krankenhäuser und Bestattungen zur Geldwäsche

Eingeflossen sind in die Verbriefungen insbesondere Forderungen für Dienstleistungen im Gesundheitssystem der süditalienischen Region Kalabrien. Dieses ist neben Drogenhandel, Prostitution und illegaler Müllentsorgung mittlerweile auch ein Geschäftsfeld, auf dem die kalabrische Mafia, die ‚Ndrangheta aktiv ist. Die Bündelung und der Weiterverkauf von Rechnungen der Mafia-Firmen für Krankentransporte oder Bestattungen stellt eine neuartige Form der Geldwäsche dar:

Die ‚Ndrangheta erhält für die Papiere von Finanzinvestoren schnell „sauberes“ Geld. Kalabriens Krankenhäuser, und damit der Staat Italien, begleichen die Forderungen später an die Investoren, welche die Papiere gekauft haben.

Methode passt zur ‚Ndrangheta

Kalabriens Mafia ‚Ndrangheta zeichnet sich zum einen sehr stark durch den Zusammenhalt von rund 150 Familienclans aus. Dazu kommt ein Gespür für immer neue kriminelle Möglichkeiten. Im Gegensatz zur sizilianischen Cosa Nostra und der kampanischen Camorra hat es die ‚Ndrangheta dabei auch lange Zeit geschafft, eher wenig ins Visier von Medien und Öffentlichkeit zu geraten. Im Kontrast dazu steht die Bedeutung, die die Mafia aus der süditalienischen Region Kala-brien mittlerweile hat. Erst im Januar haben italienische Polizei und Interpol zu einem weltweiten Vorgehen gegen die ‚Ndrangheta aufgerufen. Dem Appell liegt die Einschätzung der Ermittler zugrunde, dass sich die Mafia aus San Luca und Umgebung mittlerweile zu einer globalen Bedrohung entwickelt hat.

Tatsächlich ist die ‚Ndrangheta in den letzten Jahrzehnten zur mächtigsten und reichsten Mafiagruppe in Italien aufgestiegen. Seit den 90er Jahren gilt sie auch als mächtigste Mafia-Organisation Europas. Für das Jahr 2013 geht eine Schätzung von einem weltweiten Jahresumsatz der ‚Ndrangheta von rund 53 Milliarden Euro aus. Bis in die 1980er Jahre verdienten die ‚Ndrangheta-Clans vor allem mit Entführungen zur Lösegelderpressung hohe Millionenbeträge.

Handel mit Drogen -Konkurrenz zu arabischen Clans

Als der Wegzug Vermögender aus Italien und eine Gesetzesverschärfung im Jahr 1993 das kriminelle Geschäft mit dem Menschenraub immer schwieriger machten, schwenkte die ‚Ndrangheta schnell auf den Handel mit Drogen um. Gerade im Handel mit Kokain erzielt die ‚Ndrangheta extrem hohe Gewinnspannen, da sie vom Einkauf in Südamerika über die Schmuggelrouten bis hin zum Absatz in Europa und Nordamerika die Fäden meist selbst in der Hand behält. Zugute kommt den kalabrischen Clans dabei, dass manche Familienmitglieder schon seit Jahrzehnten in Lateinamerika leben.

Migration hat ebenso dazu geführt, dass sich Angehörige der ‚Ndrangheta-Clans auch in wichtigen Drogen-Absatzmärkten in Europa, Nordamerika und Australien niedergelassen haben. Im Kampf gegen die ‚Ndrangheta stoßen die Ermittler auf eine Schwierigkeit, die hierzulande bereits von kriminellen arabischen Großclans bekannt ist. Da die ‚Ndrangheta ganz stark auf engen Familienbanden und einem archaischen Ehrbegriff basiert, ist es fast unmöglich, Informanten zu gewinnen oder verdeckte Ermittler einzuschleusen: Als ‚Ndranghetista wird man entweder per Abstammung von einer der mafiösen Familien Kalabriens geboren, oder aber durch ein pseudoreligiöses Taufe-Ritual samt Blutschwur aufgenommen. In Deutschland ist die kalabrische ‚Ndrangheta spätestens seit den Mafiamorden von Duisburg bekannt. Im August 2007 waren vor einem italienischen Restaurant in Duisburg sechs Menschen erschossen worden.

In vielen Bundesländern aktiv

Hintergrund der Tat war eine Familienfehde zwischen zwei verfeindeten ‚Ndrangheta-Clans. Außer in Nordrhein-Westfalen ist die kalabrische Mafia auch in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen aktiv. Deutsche und italienische Ermittler haben zudem schon länger auch eine Erfurter-Struktur im Visier, die eine immer wichtigere Rolle spielt.

Das Bundeskriminalamt und Italiens Kriminalamt Direzione Investigativa Antimafia gehen davon aus, dass die ‚Ndrangheta von Erfurt aus ein Netzwerk von Firmen und Restaurants und weite Teile ihrer Finanzgeschäfte in Deutschland steuert.

Der Beitrag erschien zuerst bei PAZ. Eine Zeitung, die wir ausdrücklich empfehlen!

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