(David Berger) Im gestrigen heute journal wurde ein Beitrag, für den David Gebhard und Andrea Maurer verantwortlich zeichnen, ausgestrahlt, der – angesichts des rechtsextremen Terrorakts von Halle – erneut das Thema des Verhältnisses von AfD und Antisemitismus aufgreift. Dabei machte Konrad Adam, prominentestes Gründungsmitglied der AfD, erstaunlich kritische Aussagen zu seiner eigenen Partei.
Dabei zeigt sich gut: Man kann die AfD nicht insgesamt als antisemitische Partei bezeichnen, sie hat aber ein Problem mit einem nicht unerheblichen Teil an impliziten, aber auch offen agierenden Judenhassern in ihren Reihen.
Dass die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch, die erneut einen Parteiausschluss von AfD-Mann Gedeon forderte, bezüglich des Themas – zusammen mit dem kürzlich aus der Fraktionsspitze gedrängten Jürgen Braun u.a. – eine der vorbildlichen AfD-Politiker ist, ist dabei kein Geheimnis. Auch dass Höcke ähnlich argumentiert wie rechtsextreme Judenhasser und Verschwörungstheoretiker, wird kaum jemanden verwundern. Dass er damit einen lautstarken Teil der Kernwählerschaft der AfD glücklich macht, ist ebenfalls bekannt.
Konrad Adam, Gründungsmitglied der AfD, besorgt
Die Überraschung: Konrad Adam, Gründungsmitglied der AfD, sieht besorgt auf die Aussagen von Höcke & Co.: Dass man die AfD mit solchen Aussagen bekannt mache, sei vielleicht das bewusste Kalkül einiger Leute. Aber: „Dass man damit allerdings ein gefährliches Spiel spielt, da würde auch ich zustimmen und deswegen wäre es gut, wenn man diese bewusst zweideutigen Meinungen unterließe.“
Das sehen andere AfD-Politiker offensichtlich anders, die nun alles daran setzen, den Terrorakt von Halle zu relativieren und das rechtsextrem-antisemitische Motiv zu verharmlosen.
Tillschneider auf Verharmlosungstripp
Allen voran der extrem rechte, André Poggenburg, Höcke und dem stark antisemitischen geprägten Milieu von Schnellroda nahe stehende AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider, der wissen ließ, Halle sei eine „Tat des Wahnsinns, keine politische Tat“. Diktion und Aussage Tillschneiders ähneln auf frappierende Weise den Verharmlosungsversuchen der „Identitären Bewegung“ angesichts des Terrorakts von Halle.
Roland Ulbricht, der für die AfD im Sächsischen Landtag sitzt, verstieg sich zu der Frage: „Was ist schlimmer, eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?“
Alles Meinungen, die in der AfD geduldet werden und die bei der Stammwählerschaft der Partei gut ankommen.
Auf dem Weg zur Lobby für eine sektenhafte neurechte Blase?
Auch wenn es längst jeder weiß, muss es an dieser Stelle erneut wiederholt werden: Die AfD muss sich endlich klar entscheiden: Will sie eine liberalkonservative Kraft sein, die irgendwann in der Koalition mit der Union regierungsfähig ist – oder will sie Lobby für eine sektenhafte neurechte Blase sein, die auch als Oppositionspartei bald nur noch in den ostdeutschen Bundesländern eine Rolle spielt?
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