(David Berger) Seit der Wahl Josef Ratzingers zu Papst Benedikt XVI. ist der „Ratzinger-Schülerkreis“, eine Gruppe aller Theologen, die einst Schüler bei dem weltberühmten Theologen und späteren Papst waren, eine feste moralische Instanz in Theologie und Kirche geworden. Unter dem Titel „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ hat er sich nun nach vielen Jahren wieder einmal an die größere Öffentlichkeit gewandt.
Und zwar mit der Tagungsbotschaft zum öffentlichen Symposium „Aktuelle Herausforderungen des kirchlichen Weiheamtes“, die mehr oder weniger deutlich eine fundierte Kritik an den Versuchen eines deutschen Sonderweges („Synodaler Weg“) und den Versuchen ein Weiheamt der Frau zu installieren sowie den Zölibat abzuschaffen übt.
Ausgangspunkt war dabei der Brief von Papst Franziskus an die Priester anlässlich des 160. Todestages des heiligen Pfarrers von Ars vom 4. August 2019: „In einer „Zeit des Leidens“, überschattet durch den Skandal des Missbrauchs, stellen wir uns dieser Herausforderung, um „nach Worten und Wegen der Hoffnung“ zu suchen, damit in den „Zeiten der kirchlichen Reinigung“ von neuem die Schönheit und Bedeutung des kirchlichen Weiheamtes als ein Geschenk des Herrn an seine Kirche erkannt und angenommen werden kann. Deshalb haben wir in unseren Überlegungen einen besonderen Akzent auf das sakramentale Weihepriestertum gelegt und es im Licht der Theologie von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. zu durchdringen versucht.“
Dabei nehmen sie die Devise des emeritierten Papstes auf, der bereits vor vielen Jahren mahnte, das Konzil im Licht der Tradition zu interpretieren.
Das heißt dann auch: „Um das Weiheamt zu verstehen, bedarf es einer sakramentalen Perspektive, wie sie im letzten Konzil dargelegt wird. Christus der Herr hat in seiner Kirche verschiedene Weiheämter eingesetzt, „die auf das Wohl des ganzen Leibes ausgerichtet sind“ (LG 18). Berufung und Existenz des Priesters werden allein vom Willen Jesu Christi her bestimmt (vgl. Hebr 5,1ff) und leiten sich nicht ab von menschlichen Überlegungen oder kirchlichen Festlegungen. In ihm und mit ihm wird der Priester zum „Verkünder des Wortes und zum Diener der Freude“.
Die Gleichgestaltung mit Christus, die der Priester im Sakrament der Weihe empfängt, unterscheidet sich nicht allein dem Grade, sondern dem Wesen nach vom gemeinsamen Priestertum (vgl. LG 10). Der Priester handelt „in der Person Christi, des Hauptes der Kirche“ (agere in persona Christi capitis). Er ist kein Funktionär, vielmehr vollzieht er im Sein mit Christus seine von Gott her kommende Sendung. Dies wird besonders deutlich in der heiligen Vollmacht, von Sünden loszusprechen, Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu verwandeln, sowie die anderen Sakramente zu feiern. Der Priester repräsentiert auf sakramentale Weise Christus als den Guten Hirten (vgl. Joh 10,10). In diesem personalen Zueinander von Christus und Kirche, von Priester und Gläubigen, liegt gemäß der Lehre der Kirche der entscheidende, weil wesenhafte Grund für die sakramentale Repräsentanz Christi im Priester.“
Von daher lassen sich – so der Schülerkreis – grundsätzliche Aussagen im Hinblick auf den priesterlichen Lebensstil ableiten: Dieser muss in Einklang mit dem Lebensstil Christi stehen muss, der ebenfalls ehelos lebte. Der Zölibat bekommt hier seine christologische Verankerung.
Revolutionäre und institutionelle Änderungen werden in dem derzeitigen Prozess der schmerzhaften Reinigung der Kirche nicht weiterhelfen, sondern nur der gemeinsame Blick auf Christus selbst, der wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist.