Donnerstag, 2. Mai 2024

Jüdische Rundschau und Philosophia Perennis im Visier der Antifa

Eine jüdische Zeitung wird zum Nazi-Hetzblatt stilisiert. Aber nicht nur das. Gemeinsam mit Philosophia Perennis wird die Jüdische Rundschau auf einer Feindesliste der Antifa geführt. Was all das mit Antifaschismus zu tun haben soll, dürfen die Seitenbetreiber ihren Lesern gerne einmal erklären. Ein Gastbeitrag von Dr. Dr. Marcus Ermler

Wie Nazis pflegt auch die Antifa Feindeslisten, die sich statt in inhaltlicher Auseinandersetzung einzig in Diffamierung, Denunziation und Menschenfeindlichkeit ergehen. Mit Steckbriefen von vermeintlichen Faschisten als Kainsmal für dieselbigen. Die öffentliche Bloßstellung als Mittel der persönlichen Vernichtung. Kurzum: Eine vermeintlicher Antifaschismus, der sich in Wahrheit so doch selbst in faschistischer Praxis übt.

Die Website „Dokumentieren gegen Rechts – Verbindungen und Vernetzungen“, deren Betreiber sich auf Twitter unter „antifaschismus, feminismus, radikal links, autonom“ politisch wie ideologisch einordnen, ist ein Beispiel solch antifaschistischer Demagogie. Es handelt sich demnach um eine Antifa-Website, die, wie es der Name schon andeutet, ihre Dokumentation alles Rechten darin versteht, Verbindungen und Vernetzungen der rechten Szene aufzuzeigen. Oder in den Worten der antifaschistischen Kartographen von „Dokumentieren gegen Rechts“:

Strukturen und Vernetzungen von Abtreibungsgegner*innen, antifeministischen Gruppierungen, neuen Rechten, alten Nazis, selbstverständlich auch Parteien, stehen im Mittelpunkt dieses Blogs, der sich noch im Aufbau befindet.

Wobei „Rechts“ hier die Bedeutung von „Nazi“ zukommt, wie es die unten dokumentierten Hashtags bezeugen. Doch Dokumentation von Nazis alleine genügt der Website nicht. In einem mittlerweile gelöschten Tweet vom 6. August 2019 (Seitenausdruck liegt Philosophia Perennis vor) feierten sie den Antifa-Schläger, der beim Magazin VICE damit prahlt, Nazis zusammenzuschlagen und einzuschüchtern.

Wenn man berücksichtigt, dass die Nazi-Definition der Dokumentationsstelle selbst recht weit gefasst ist, stellt sich die Frage, was das für die gelisteten Personen, Organisationen und Medien für Folgen haben könnte!?

Wie die „jüdische“ Weltverschwörung zur „braunen“ wird

Was die Seitenbetreiber also antreibt, ist eine Kartierung eines rechtsextremen Netzwerks beziehungsweise einer „braune Weltverschwörung“, wie es der Spiegel ja auch im März diesen Jahres so schön plakatierte oder wie es im herrlich demagogischen wie peinlich schlecht recherchierten Buch „Das Netzwerk der Neuen Rechten“ versucht wird.

Doch wer hier alles in den Reigen der „braunen Weltverschwörung“ eingereiht wird, das verschlägt einem buchstäblich den Atem. Es ist die Jüdische Rundschau, die unter den Hashtags #gegenjedenAntisemitismus wie #fightracism als Nazi-Hetzblatt eingeordnet wird. Ebenso die Achse des Guten, die unter den Hashtags #fcknzs wie #nonazis als Nazi-Blog firmiert. Darauf muss man erst einmal kommen, eine jüdische Zeitung einer braunen Weltverschwörung zuzuordnen!

Auch finden wir als Personen dieses braunen Netzwerks unter Anderem David Berger, Henryk M. Broder, Seyran Ateş, Gerd Buurmann, Dieter Hallervorden (Ja, sie lesen richtig, „Nonstop Nonsens“-Didi ist jetzt auch ein Nazi), Imad Karim, Vera Lengsfeld, Chaim Noll oder auch Ramin Peymani. Über Henryk M. Broder heißt es beispielsweise wie über einen Schwerverbrecher:

Über weitere Infos über den, der mit der AfD kuschelt, und der die rassistische Erklärung 2018 unterzeichnet hat, kann darum verzichtet werden. Er ist einschlägig bekannt.“

Zur Erinnerung. Was „einschlägig bekannt“ zu sein heißt:

ein (langes / umfangreiches / imposantes o.ä.) Vorstrafenregister haben; nicht zum ersten Mal (wegen eines Delikts) vor Gericht stehen, (sich) schuldig gemacht haben; Verbrechen begangen haben; aktenkundig.“

Die Jüdische Rundschau habe extrem rechten Hintergrund

Die Kartographierung der Jüdischen Rundschau ist von ähnlicher antifaschistischer Brillanz, die nicht der Information, sondern einzig der Kriminalisierung der Zeitung sowie der Achse des Guten als auch ihrer Autoren als Teil eines rechtsextremen Netzwerks dienen soll:

Mit der historischen Ausgabe der Jüdischen Rundschau, die von 1902 bis zu ihrem Verbot 1938 in Deutschland erschienen ist, hat die JR außer dem Namen nichts gemeinsam […] Ob Aufdeckung + Analyse von Antisemitismus allerdings möglich sind, wenn zum Autor*innenkreis Personen gehören, d. zum Teil entweder rassistisch sind oder/+ einen rechten bzw. extrem rechten Hintergrund haben,darf bezweifelt werden […] Schon in der zweiten Ausgabe fallen die engen Verbindungen zum islamfeindlichen und rassistischen Blog Achse des ‚Guten‘ auf.“

So ist die Einordnung von Redakteuren der Jüdischen Rundschau wie der Achse des Guten wirklich stringent einem antifaschistischen Wahnsystem verpflichtet. Denn die Jüdische Rundschau, die Achse des Guten und ihre jeweiligen Autoren haben also einen „rechten bzw. extrem rechten Hintergrund“, sind „islamfeindlich“ und „rassistisch“. Wenn man die Elaborate, besser „Glaubensbekenntnisse“, dieser Antifa liest, wird einem um so deutlicher, was Adorno und Horkheimer mit folgender Aussage aus ihrer „Dialektik der Aufklärung“ meinen:

Die Glaubenssysteme halten etwas von jener Kollektivität fest, welche die Individuen vor der Erkrankung bewahrt. Diese wird sozialisiert: im Rausch vereinter Ekstase, ja als Gemeinde überhaupt, wird Blindheit zur Beziehung und der paranoische Mechanismus beherrschbar gemacht, ohne die Möglichkeit des Schreckens zu verlieren“

Philosophia Perennis sei Sprachrohr für Neofaschisten

Diese antifaschistische „Ekstase“ wird besonders anschaulich, wenn man sich die Einschätzungen zu Philosophia Perennis und der „Vereinigung freier Medien“ zu Gemüte führt. Philosophia Perennis bekommt hier das antifaschistische Prädikat als „strukturstiftendes Sprachrohr für extreme Rechter und Neofaschist*innen“ verliehen. Mehr noch gilt für David Bergers Blog:

Rassismus oder gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit findet sich hier in jedem Beitrag. Schon der verwendete Begriff Islamisierung spricht für sich selbst. Homosexuellenfeindlichkeit ist auf dieser Webseite weit verbreitet […] Philosophia Perennis ist also mehr als eine rassistische oder homosexuellenfeindliche Onlineplattform. Sie ist strukturstiftendes Sprachrohr für extreme Rechter und Neofaschist*innen.“

Dieser Synergieeffekt, der im Rahmen dieser Tagung entstehen wird, ist nur noch einen Hauch vom Attentat entfernt“

Im Porträt der „Vereinigung freier Medien“, zu denen auch Philosophia Perennis gehört, wird es richtig bizarr. Dort wird unter den Hashtags #NoNazis  beziehungsweise  #FightFascism  davon sinniert, dass die erste Konferenz der freien Medien im Mai 2019 Nazis radikalisieren würde und so nazistische Attentate zur Folge hätte:

Denn wenn diese Vereinigung zusammenkommt, dürfte sich ein unglaublicher Synergieeffekt einstellen, der die Voraussetzung schafft für eine weitere Radikalisierung, während die Mitte der Gesellschaft mit Nazis feiert, mit ihnen Ziegen füttert und den Konsens sucht […] während b_pocs um ihr Leben bangen, Geflüchtete weitere Verschärfungen befürchten und linke Aktivist*innen wissen, dass noch mehr Repressionen bevorstehen […] Dieser Synergieeffekt, der im Rahmen dieser Tagung entstehen wird, ist nur noch einen Hauch vom Attentat entfernt“

Die Betreiber sitzen in den USA – oder doch nicht?

Von wo aus agieren eigentlich unsere antifaschistischen Kartographen? In ihrem Impressum geben sie eine Adresse in den USA an. Wer die 3D-Ansicht eines bekannten Kartendienstes bemüht, findet ein Gebäude vor, welches neben einem Zentrum für Sporttherapie, einer Bar sowie einem Photo- und Video-Service auch noch andere Firmen beherbergt. Was so eher auf ein Büro- beziehungsweise Mehrzweckgebäude hindeutet als auf die Schaltzentrale einer antifaschistischen Beobachtungsseite „gegen Rechts“.

Ob die Seitenbetreiber (im Impressum selbst ist nur eine Person angegeben, die vielfältigen Twitter-Aktivitäten deuten auf mehrere Personen hin) dort also tatsächlich sitzen und nicht eher von Deutschland aus ihre Propaganda betreiben, hat Hadmut Danisch ja bereits wiederholt in Bezug auf andere linken Aktivisten angemahnt:

nachdem das ja bei linken Webseiten ein fast durchgehendes Muster ist, dass die ohne oder mit falschem oder fehlerhaftem Impressum laufen […] Dabei sehe ich das seit Jahren anhand vieler feministischer Webseiten, dass die gar kein Impressum angeben und in den USA gehostet werden, obwohl deutsch und nach Deutschland gerichtet […] Wir haben da ganze Aktivisten-Armeen, die sich komplett verstecken und dem Recht entziehen“

Unabhängig davon, von wo aus die Seitenbetreiber nun ihre „brauen Weltverschwörung“ versuchen zu inszenieren, bleibt doch als Resümee, dass hier eine vorgeblich antifaschistische Website sich nur in faschistischen Ritualen der Menschenverachtung übt, bei der einzig Diffamierung und Denunziation zum wahren Antifaschismus gereichen.

Und eben auch das ist Deutschland im Jahr 2019: Eine jüdische Zeitung wird zum Nazi-Hetzblatt stilisiert. Aber nicht nur das. Gemeinsam mit Philosophia Perennis wird die Jüdische Rundschau auf einer Feindesliste der Antifa geführt. Was all das mit Antifaschismus zu tun haben soll, dürfen die Seitenbetreiber ihren Lesern gerne einmal erklären.

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