Samstag, 21. Dezember 2024

Merkel wirkt: Verhältnis zwischen Deutschland und den USA „desaströs, eine schlichte Katastrophe“

US-Experte Prof. Thomas Jäger nennt das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA „desaströs, eine schlichte Katastrophe“. So etwas habe es noch nie gegeben in der jüngeren Geschichte zwischen diesen beiden Staaten. Ein Gastbeitrag von Jürgen Fritz

Erst recht nicht am Rande eines historisch wichtigen Ereignisses wie dem 75. Gedenktag zur Invasion der Normandie gegen Hitler-Deutschland, so Jäger im Focus-Interview. Lesen Sie hier, inwiefern Merkel mit all ihren Affronts gegen den US-Präsidenten dem deutsch-amerikanischen Verhältnis keinen guten Dienst erwiesen, ja es regelrecht vergiftet hat.

Merkels Versuche, Allianzen gegen Trump zu schmieden, sind „ein sehr großer Fehler“

Inwiefern die deutsche Kanzlerin das Verhältnis zu den USA, unserem wichtigsten Bündnispartner, seit Jahren belastet, habe ich hier bereits ausführlich aufzuzeigen versucht: Trump führt Merkel vor der ganzen Welt regelrecht vor, reicht ihr nicht mal die Hand. Nun bin ich offensichtlich nicht der Einzige, der das so oder zumindest ähnlich sieht. Vor wenigen Tagen hat sich auch Prof. Dr. Thomas Jäger sowohl in einem Interview im Focus als auch bei Phoenix, siehe das Video unten, überaus kritisch zur Außenpolitik der Bundeskanzlerin geäußert.

Thomas Jäger ist seit 1999 Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln. Außerdem gehört er dem wissenschaftlichen Direktorium des Instituts für Europäische Politik und des wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr an. Er ist Herausgeber der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik und der Buchreihe Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen. Außerdem hat er eine Gastkolumne bei Focus Online. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in internationalen Beziehungen sowie amerikanischer und deutscher Außenpolitik.

Dass Merkel versuche, Allianzen gegen Trump selbst in Bereichen zu schmieden, aus denen weder Deutschland noch Europa einen Nutzen ziehen könne, hält Prof. Jäger für „einen sehr großen Fehler“. Trump und Merkel seien beide sehr ausgeprägte Machtpolitiker. Es gebe aber einen Unterschied, den die Kanzlerin offenbar völlig ignoriere: Trumps Macht sei gedeckt durch die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der USA, Merkels Macht dagegen nicht.

Merkel hat einen bedenklichen Anteil an der Eskalation

Wenn sich die Kanzlerin dann auch noch in Harvard hinstelle und, wenn auch ohne direkte Nennung von Namen und Amt, aber im Grunde doch klar erkennbar nichts anderes sage, als dass „Trump doof sei“, dann habe sie, Merkel, einen bedenklichen Anteil an der Eskalation.

Zugleich leiste sich die Bundesregierung die Freiheit, so Jäger weiter, die jahrelangen Forderungen der USA auf Anhebung der Militärausgaben in Deutschland auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung schlichtweg zu ignorieren und das, „obwohl es politische Beschlüsse für diese Anhebungen gibt, denen Deutschland zugestimmt hat“. Das heißt, die Merkel-Regierung hält sich nicht an Absprachen. Auch das trage nicht gerade zur Deeskalation bei, stellt der Politikwissenschaftler klar.

Diese anhaltende Politik der Konfrontation gegenüber den USA muss schnellstens aufhören

Deutschland könne es sich nicht leisten, Trumps Einwände zu ignorieren, mit den Gaskäufen in Russland den aus seiner Sicht „Feind“ zu finanzieren, statt Geschäfte mit dem Bündnispartner USA zu machen. Am Ende, so die Einschätzung Jägers, werde die Bundesregierung einknicken und Gaslieferungen aus den USA akzeptieren müssen, die vermutlich nicht billig würden. Denn die USA könnten Deutschland gehörig unter Druck setzen, nicht aber umgekehrt Deutschland die USA. Trump müsse nur damit drohen, dass sich die USA aus der Nato stärker zurückziehe, beispielsweise dergestalt, dass sie den Schutzschirm, den sie in Osteuropa gegen Russland aufgebaut habe, einfach wieder abbaue. Das aber könne nicht im Interesse Deutschlands sein.

Diese anhaltende Politik der Konfrontation gegenüber den USA müsse schnellstens aufhören, konstatiert der Professor. Zudem versuche Merkel, auch noch Allianzen gegen Russland und China zu schmieden. Dabei überschätze sie aber völlig die eigenen Ressourcen. Deutschland und Europa können sich nach Jäger das ohne die USA gar nicht leisten „und werden am Ende immer den Kürzeren ziehen“. Merkel müsse daher auf Trump zugehen. Denn ansonsten„wird diese Blockade-Politik die Deutschen teuer zu stehen kommen“. Und Trump sei nun wirklich der Letzte, der zögere, seine Drohungen wahr zu machen.

Die ganze Harvard-Rede war gegen Trump gerichtet

Auch im Phoenix-Interview stellte Prof. Jäger nochmals klar: „Die ganze Rede war gegen Trump gerichtet“. Dabei wusste sie natürlich genau, dass sie in ihrer Harvard-Rede vor einem Publikum sprach, in dem kein einziger zugeben würde, dass er Trump gewählt hat. Klug wäre dieser Affront von Merkel nicht gewesen, so Jäger. Das mag ihr vielleicht gut getan haben, so gefeiert zu werden (für ihre Polemik, JFB), aber den amerikanischen Präsidenten so herauszufordern, sei politisch einfach nicht klug.

Ähnliches gelte für ihr minutenlanges Gerede von Mauern, gegen welche sie wetterte. Denn Trump wolle nichts lieber als eine Mauer, um die USA vor unkontrollierten, illegalen Grenzübertritten aus Mexiko zu schützen. Dann habe sie auch noch gegen Protektionismus polemisiert (wobei die EU knallharten Protektionismus betreibt, dabei aber scheinheilig so tut, als wäre Protektionismus etwas Verwerfliches von Vorgestern, JFB) und Klimawandelpolitik propagiert, also genau das gemacht, wo das Herz der politischen Trump-Gegner so richtig aufgehe. Ob Merkel damit politisch die Interessen der Bundesrepublik gut vertrete, sei aber fraglich, so der Politikwissenschaftler.

Das Phoenix-Interview

Der Beitrag erschien zuerst bei JÜRGEN FRITZ

 

PP-Redaktion
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