(David Berger) Dass es nicht Aufgabe der Presse ist, im Privatleben von Politikern herumzuwühlen, um dann irgend welche Skandale und Skandälchen nach außen zu befördern, gehört mit zu den „ethischen Regeln“ einer journalistischen Landschaft, die sich ansonsten immer weniger durch ethisches Verhalten auszeichnet.
Wenn dann aber doch etwas – etwa durch aufgeflogene Kriminalität, Hausdurchsuchungen etc. – aus dem Privatleben von Politikern nach außen dringt, wirft das Bekanntgewordene häufig ein eigentümliches Licht auf die Partei, die sie vertreten.
Das war so, als Volker Beck von den Grünen in Berlin zum Auslöser des sog. „Crystal-Meth“-Skandals wurde – und ist jetzt wieder so mit dem, was wir inzwischen zu dem Tod des Berliner Piraten-Politikers Gerwald Claus-Brunner, der als die „große Ikone des Piraten-Hypes“ (Tagesspiegel) gelten kann, wissen.
Kurz nachdem die meisten Piratenwähler in Berlin zu den Linken übergelaufen waren und ihrer ehemaligen politischen Heimat damit zu einem wohl endgültigen Abschied aus der Berliner Politik verholfen haben, wurde der Tod des eigenwilligen Politikers, der sich nicht nur mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland anlegte, sondern auch sonst wenig rechtsstaatliche Gesinnung zeigte, bekannt.
Er habe Suizid begangen, vermutlich weil er seit Jahren todkrank war, hieß es bei seiner Partei. Und weiter: „Lebwohl, Faxe! Wir werden dich vermissen.“
Stuzig wurden viele aber, nachdem die Polizei bekannt gab, dass ein junger Mann ebenfalls tot in der Wohnung des Piraten aufgefunden wurde. Spätestens seit gestern überschlagen sich nun die Nachrichten:
Die Obduktionen ergaben offensichtlich, dass Claus-Brunner körperlich nicht krank war.
Außerdem scheint Claus-Brunner den jungen Mann, den er zuvor bereits über einen längeren Zeitraum gestalkt hatte, mit Kabelbindern gefesselt, sexuell missbraucht und dabei erwürgt zu haben – um ihn dann von dessen Wohnung im Wedding mit der Sackkarre quer durch Berlin zu dessen Wohnung in Steglitz zu fahren. Dort wurden wieder Blutspuren des jungen Mannes gefunden, was darauf hindeutet, dass das Gemetzel dort weiter ging. Nach Informationen des „Berliner Kurier“ soll sich der Piratenpolitiker auch noch an der Leiche vergangen haben.
Bezeichnen ist auch, dass Parteifreunde – wie Spiegel Online meldet – offensichtlich von dem besorgniserregenden Zustand Claus-Brunners wussten, ihm zwar zur medizinischen Behandlung rieten, aber nichts weiter taten, um ihn aufzuhalten. Auch sein Vorschlag, AfD-Mitglieder zu erschießen, ließ offensichtlich weder die Presse noch Parteifreunde aufhorchen.
Der „Tagesspiegel“ berichtete schon vor dem tragischen Endes Claus-Brunners:
„Ein zitierfähiges Beispiel für verkommene Sitten: Da kommentiert Gerwald Claus-Brunner – das ist der mit dem Kopftuch und der Latzhose – im Abgeordnetenhaus ein Gesetz zur Zusammenführung der Planetarien und Sternwarten in eine Stiftung. Es ist Claus-Brunners letzte Wortmeldung im Parlamentsplenum vor der Sommerpause und mutmaßlich die letzte hier in seinem Leben. Im September wird gewählt, Claus-Brunner steht auf Platz 26 der Landesliste der Piraten, die in Meinungsumfragen zuletzt zwischen nicht messbar und drei Prozent lagen.
Er spricht von seinen Mühen, mit schriftlichen Anfragen – 20 an der Zahl – „in diesem Bereich von Filz und Korruption Licht ins Dunkle“ zu bringen. Leider seien die aber unzureichend beantwortet worden. So richtig verständlich machen, wo das Problem liegt, kann Claus-Brunner in dem kurzen Beitrag nicht. Auch nach fast fünf Jahren im Parlament wirkt er am Rednerpult seltsam deplatziert, wibbelt in der Hüfte, während er schematisch zwischen abgelesenen Phrasen und strengen Blicken ins Publikum wechselt. Die treffen auch die eigene Fraktion: Auch sie habe ihn nicht unterstützt, angegriffen gar. „Geh mal zum Arzt!“, ruft irgendwann Alexander Morlang, Sprecher für Forschung und Technologie mit langen Haaren und offenkundig kurzer Zündschnur, und bekommt daraufhin von Parlaments-Vizepräsidentin Anja Schillhaneck zu hören, dass „Geh mal zum Arzt!“ ja wohl „mal gar nicht“ gehe. Tage später wird Schillhaneck sagen, sie habe da eine Fraktion am Tiefpunkt erlebt.“
Dennoch ist der Beitrag des „Tagesspiegel“ eine sehr späte, ein zu späte Einsicht. Der fall Claus-Brunner, wie überhaupt der Piraten, zeigt die verherende Rolle, die die Massen- und Staatsmedien im Niedergang der polistischen Kultur in Deutschland spielen. Ein äußerst gelungener Beitrag im „Neumarkt Journal“ beschreibt das treffend:
„Man kann die verheerende Rolle, die Massen- und Staatsmedien in der causa Piraten spielten, nicht energisch genug verdammen.“
„Während diese Propagandainstrumente die Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit vieler Menschen missbrauchten, um eine Partei nach vorne zu pushen, die außer großmäuligen Ankündigungen und naiven Absichtserklärungen nichts Konstruktives zustande brachte, verschwiegen oder verleumdeten dieselben Medien echte und alternative politische Gruppierungen.“
„Der miserable Ruf, den die Medienlandschaft zu großen Teilen heute genießt (»Lügenpresse«), ist auch das Ergebnis der manipulativen Hochjubelung der Piratenpartei.“
Die grausamen Bilder, die die Polizei in der Sache Claus-Brunner zu sehen bekam und das was wir nun darüber erfahren, erscheinen als endgültige, in den Exzess gesteigerte Verbildlichung des Untergangs der Piraten. Einer Partei, die inhaltlich wenig zu bieten hatte, aber der unsere Qualitätsmedien zum Hype und zum vorübergehenden Erfolg an Wahlurnen verholfen haben.
Foto: (c) By Piratenpartei Mittelfranken (BPT 2012.2-4880.jpg) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons
Nachtrag: Der Bestsellerautor Akif Pirincci kommentiert auf Facebook Philosophia-perennis-Beitrag:
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