Ein Gastbeitrag von Norman Bauer
Die Berliner SPD versucht derzeit mit einem mehr als seltsamen Foto Wahlkampf zu machen. Auf dem Foto zu sehen ist eine Frau mit Kopftuch, im Hintergrund der Regierende Bürgermeister der Stadt, Müller von der SPD. Beide auf einer Rolltreppe. Er locker legere das Sakko über die Schulter geworfen, sie von hinten anzuschauen. Sie herunter fahrend, er herauf fahrend. Ihre Blicke treffen sich. Trotz der verschwommenen Perspektive auf Herrn Müller kann man nicht gerade ein Lächeln wahrnehmen. Unter dem verlinkten Foto heißt es begleitend:
„Misstrauen, Ausgrenzung und Hass dürfen unseren Alltag nicht bestimmen. Mit uns bleibt Berlin weltoffen. #MüllerBerlin“
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!
Wer dahinter, wie die kommentierende SPD Hessen, „Begegnungen“ oder die SPD Hamburg „Ein starkes Motiv, das Haltung zeigt“, sieht, dem muss man ernsthaft auf den Boden der Tatsachen zurück holen.
Diese Kampagne ist absolut am Thema vorbei! Nicht die Gesellschaft schließt Frauen mit Kopftuch aus, sondern Frauen mit Kopftuch schließen sich zu meist von der Gesellschaft und dem gemeinsamen öffentlichen Leben selbst aus, da sie klar signalisieren, dass sie sich ausgrenzen wollen, ja sogar müssen. Inwiefern Kopftücher und Burkas hier tatsächlich kommunikationsfördernd wirken sollen, bleibt schlicht ein Rätsel.
Während sich in vielen Herkunftsstaaten der in Deutschland lebenden Frauen mit Migrationshintergrund, wie beispielsweise dem Iran, die Frauen vom Kopftuch und damit der Strenge und den Zwängen des konservativen Islam befreien wollen, stülpen sich hier Musliminnen eins über.
Warum? Protest? Wogegen? Gegen die Freiheit und Demokratie? Überraschender Sinneswandel in Richtung eines konservativen Islam? Ein Islam, der nichts für Abweichungen, Abweichler, Atheisten, Homosexuelle, moderne Frauenrechte und andere Minderheiten übrig hat, ja sie sogar verfolgt, abartig bestraft oder tötet?
Die SPD Berlin macht hierzulande diese Kampagne zudem vorbei an den Rechten für andere Minderheiten, die in einem konservativ-islamischen Staat unterdrückt werden.
Gilt jetzt das „Kopftuch“ allein für „Multi-Kulti“? Oder erhofft man sich nur neue Wählerstimmen? Taktisch sicherlich auf dem ersten Blick raffiniert, aber auf weite Sicht ziemlich naiv und fahrlässig.
Europas langer und leidvoller Weg aus dem Fängen einer unterdrückenden Kirche wird hier durch die Öffnung der Hintertür, zugunsten eines konservativen Islam verhöhnt und ad absurdum geführt.
So steht das Kopftuch nicht nur für ein schmückendes Kleidungsstück, was es in der Tat sein kann. Es steht aber vor allem vielmehr für eine Gesellschaftsform, die wir in Europa nicht mehr unterstützen sollten, weil sie all den in den letzten Jahrhunderten mühsam erkämpften Freiheitswerten zuwiderläuft.
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Und hier einige Facebookkommentare zu der Berliner SPD-Aktion:
Cahit Kaya: Offiziell Erdogan verfluchen, aber die Stimme seiner Anhänger hätte man doch gerne. Statt Sozialdemokratie nur noch islamisch-konservative Heuchelei, als wäre die SPD eine Schwesterpartei der AKP. Wer hat euch verraten? Richtig. Die Solzialdemokraten. Schon wieder.
Uwe Brandt: Wer bitteschön schließt sich denn seit Jahren in Parallel-Welten und anhand von Dingen aus, die oftmals das Gegenteil von Grundgesetz und intern. Menschenrechten darstellen? Das ist doch nicht die Aufnahmegesellschaft, die im Übrigen in der Regel sehr und teilweise viel zu tolerant ist. Bitte sorgen Sie dafür, dass für ALLE hier dauerhaft Lebenden die Prinzipien von Grundgesetz und intern. (!!!) Menschenrechten umgesetzt und durchgesetzt werden-
Frank Hoffmann Der „Regierende“ verschwommen und ohne Kontur im Abseits stehend. Das nenne ich mal eine ehrliche Wahlwerbung. Wird diese Agentur von der Konkurrenz bezahlt oder machen das die Praktikanten in diesem Jahr? 🙂
Cornelia Meyer Zur Heyde Ja so ist das den Müllers am liebsten. Die Frau schön verschleiert. Wär ja wohl noch schöner, wenn sie gleichberechtigt wäre:-(
Patrizia Schöneberg ausgerechnet mit einem Symbol für Abgeschlossenheit, für Rückständigkeit tritt die ehemals emanzipatorische und antiklerikale SPD an.
Meine Definition von „weltoffen“ sieht anders aus.
Und unsere Stadt ist voller Beispiele dafür.
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