Wenn der Mensch zur Beute wird

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(David Berger) In Berlin stellten der Oval-Verlag und die Autorin Magda von Garrel gestern Abend ihr neues Buch „Mensch als Beute“, das aus Gesprächen über „elitäre Transformationsprozesse“ besteht, vor.

Wenn in Berlin zu einer gewöhnlichen Buchlesung mehr als fünf Leute kommen ist das viel. So jedenfalls meine schmerzliche Erfahrung nach 14 Jahren Berlinaufenthalt. Das war gestern Abend in der traditionsreichen Buchhandlung Stodieck in Berlin Charlottenburg anders. Schon kurz vor der Vorstellung des neuen Buches von Magda von Garrel war jeder Sitzplatz besetzt, auch die eilig herbeigeschafften Stühle reichten nicht aus, um für die noch hinzukommenden Zuhörer ausreichend Sitzplätze zu schaffen.

Magda von Garrel ist Sonderpädagogin und Diplom-Politologin und wurde vor allem durch ihre Kritik am deutschen Schul- und Bildungssystem bekannt, die sie in verschiedenen Werken äußerte. Dabei forderte sie – inzwischen wenig originell – inklusivere, gerechtere und kinderfreundlichere Bildung; dass Schule so gestaltet wird, dass sie nicht ausgrenzt, beschämt oder stigmatisiert, sondern alle Schüler fördert und respektiert.

Corona und die Folgen

Durchaus origineller dürfte da ihr neues Buch „Mensch als beute“ sein, das gestern erschienen ist und in ihrem Beisein vorgestellt wurde. In einer deutlich pädagogisch und daher durchaus unterhaltsam angelegten Methode will es uns nahe bringen, wie bestimmte Eliten und transnationale Machtstrukturen systematisch versuchen, Mensch und Gesellschaft umzubauen: durch Digitalisierung, Kontrolle, Datenüberwachung und strukturelle Veränderungen.

Ausgangspunkt ist dabei die künstlich erzeugte Corona-Hysterie, die in sechs Gesprächen aufgearbeitet wird. So etwa in dem gestern vorgestellten Kapitel, in dem es um „katzengeneriertes Nachdenken“ geht.

Die Autorin sieht den „normalen“ Menschen zunehmend in einer doppelten Rolle: Einerseits als „Datenschlachtvieh“, dessen Lebensbereiche technisch erfasst und ausgelesen werden können; andererseits als potenziell vollständig kontrollierbares Subjekt, das durch politische, wirtschaftliche oder technologische Transformationsprozesse manipuliert und eingeschränkt werden soll.

Ist der Kapitalismus an allem Schuld?

Während man – trotz Fehlen von Belegen aus Sekundärliteratur, die den Vorwurf von Verschwörungslastigkeit bei ihren Kritikern aufkommen lassen werden – der Kritik Garrels am Transhumanismus bzw. dem neuen Menschenbild, das letztlich in einer Degradierung des Menschen zu billigem, ohnehin im Überfluss vorhandenen Material, das sich der Staat bzw. die herrschenden „Eliten“ nach ihren Vorstellungen zurechtmanipulieren bzw. -produzieren, kaum etwas wird entgegen setzen können, vermisst man doch eine breite ideengeschichtliche, philosophische Grundlegung der Kritik. Durchgehend wird lediglich der „Kapitalismus“ als Hauptproblem für die fatale Entwicklung ausgemacht.

Magda von Garrel dazu: „Meine zentrale Botschaft lautet: Wenn wir uns von den absurd Reichen dieser Welt nicht komplett versklaven lassen wollen, müssen wir lernen, ihre manipulativ verdeckten Absichten zu durchschauen und bereit sein, uns mit Witz und Zuversicht dagegen zu wehren.“

In der lebendigen Diskussion nach der Lesung kam daher auch die Frage auf, ob es nicht sinnvoller wäre, die ideellen Grundlagen ihrer Kritik generell auf den Materialismus zu richten, der sowohl den menschenverachtenden brutalen Kapitalismus wie den Sozialismus und Kommunismus prägt. Dann würde sich der Rahmen der Kritik am Kapital deutlich in eine Macht- und umfassende Ideologiekritik erweitern.

Diese Kritik ändert freilich nichts an der Tatsache, dass das Buch in verständlicher und unterhaltsamer Form wichtige Denkanstöße bildet – nicht nur, um das fast dämonische Unwesen zu verstehen, mit dem man uns zu Sklaven machen will. Wo diese Erkenntnis eintritt, könnte das Rettende auch aufscheinen. Und damit unbedingte Wege aus der Krise. Denn es geht am Ende um nichts weniger als die Würde des Menschen.

Magda von Garrel, Mensch als Beute. Gespräche über elitäre Transfomationsprojekte, Oval Media: Berlin 2025, ISBN: ‎978-3-949559-12-9 – Bestellung des Buches: Oval-Media.


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