Freitag, 21. November 2025

Wenn Esel glauben, dass sie Löwen sind…

(David Berger) André Lecloux sollte es nicht mehr vergönnt sein, das Erscheinen seines neuen Buches mit zu erleben. Er starb wenige Wochen bevor das Buch in den Handel kam. Nun liegt es gleichsam als Teil seines Vermächtnises vor, gleichsam als Geschenk, dass er uns – seinen Lesern – kurz vor seinem Tod noch fertig gestellt hat.

„Tiefflieger“ heißt das Buch und es versammelt die „schönsten intellektuellen Bankrotterklärungen prominenter Deutscher“. Insofern kann es als jüngerer Bruder seines Furore machenden Buches „Treffer. Versenkt“ gelten, in dem er mehr als 100 bemerkenswerte Zitate sammelte – von Kant bis Kinski, von Solschenizyn bis Schwarzer, von Adorno bis Zappa, von Cicero bis Chomsky, von Lagerfeld bis Lengsfeld, von Popper bis Pispers, von Bardot bis Bohley, von Bolz bis Broder oder Safranski bis Snowden, die sich nicht fürs Poesiealbum oder einen konfliktfreien Abend im Kreise der Familie eignen, aber doch so zugespitzt sind, dass sie besonders die gegenwärtigen Problemlagen in kürzester Form wiedergeben.

Jens Spahn und die vollen Hosen

Auch das nun erschienene Buch ist eine beeindruckende Sammlung von 132 Zitaten Prominenter, die dem Leser teilweise im Fremdschäm-Modus wieder in Erinnerung gerufen werden, zum großen Teil aber ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen werden:

Haben die das wirklich gesagt? wird sich so mancher Leser fragen, kann aber darauf vertrauen, dass der stets sorgfältig arbeitende Lecloux – ebenso wie der Verlag – hier extrem pingelig alles nachgeprüft haben.

So etwa das vom „Gedächtniskünstler“ und Bundeskanzler Scholz ausgegebene Motto: „Für meine Regierung gibt es keine roten Linien mehr bei all dem, was zu tun ist. Es gubt nichts, was wir ausschließen.“ Hunderte an Regierungskritikern haben dies zu spüren bekommen und das damit ausgesäte Gift wirkt auch unter Merz ungemindert fort. Gruselig wird es, wenn Annika Landsteiner verkündet „Wir haben erst Gleichberechtigung, wenn unqualifizierte Frauen in Machtpositionen kommen.“ spricht Bände. Oder die berüchtigte Jette Nietzard aufatmend zu den Silvesterkrawallen feststellt: „Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen.“

Natürlich dürfen auch unfreiwillig komische Aussagen nicht fehlen. So etwa der legendäre Satz von Paul Breitner: „Da  kam dann das Elfmeterschießen. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir liefst ganz flüssig.“ Im Zusammenhang der vollen Hosen muss noch ein Zitat Jens Spahns hier erwähnt werden, der 2021 wissen ließ: „Wenn wir jetzt geimpfte Menschen genauso testen wie Ungeimpofte, dann hört diese Pandemie nie auf.“

Baerbock tritt als Universalgelehrte auf

Versehen ist jedes Zitat mit einem nicht selten vielsagenden Portrait der intellektuellen Übeltäter, denen Lecloux jeweils neue Ehrentitel zugeordnet hat: So firmiert die erwähne Jette Nietzard als „Männerversteherin“, Wolfgang Schäuble zusammen mit seinem Inzuch-Zitat, als „Züchter“ und Annalena Baerbock als „Universalgelehrte“ usw.

Durch die Fotos und kurzen Zitate von Eseln, die – so Lecloux – aufgrund der ihnen geschenkten Aufmerksamkeit glauben, sie seien Löwen, eignet es sich hervorragend als „Coffee-Table-Book“. Aber es sollte auch bei keinem Frisör und keiner Arztpraxis in der Wartezone fehlen. Gerade deshalb, weil es sich als Kampfansage an die Dummen und Impertinenten vom trüben Einheitsbrei, den wir vom „Spiegel“ bis zur „Apotheken Umschau“ serviert bekommen, so wohltuend abhebt.

Danke für dieses Abschiedsgeschenk!

„Diese Tieffliegereien aus unserer einst mächtigen Wirtschaftsmacht und Kulturnation werden den Leser ‒ je nach Gemütszustand ‒ verstören oder belustigen.“ so das Vorwort – Allen freilich, die mit dem Belustigen zunehmend Schwierigkeiten haben, empfiehlt Lecloux in seinem Vorwort das Buch doch „bei einem guten Glas Wein“ zur Hand zu nehmen. Diesem Ratschlag kann ich mich nur anschließen, auch wenn bei manchen wohl eine ganze Flasche des „Herz erfreuenden Getränks“ (Psalm 104) von Nöten sein könnte…

Prost, lieber André, danke für das letzte Geschenk, das Du uns hast zukommen lassen. Und mach es gut, wo immer Du auch jetzt bist und vielleicht noch verklärter über all die Wichtigtuereien der sich für große Haltenden lachen kannst.

André Lecloux, Tiefflieger. Die schönsten intellektuellen Bankrotterklärungen prominenter Deutscher, MonoLit 4, Solibro Verlag, geb. 144 Seiten, 28 €. Hier bestellen: SOLIBRO.


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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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