Sonntag, 10. August 2025

Eine kleine Bibel des Kulturkampfs

Ein konservativer Schlachtplan für das Menschliche. Gastbeitrag von Meinrad Müller

Konservativ zu sein, bedeutet nicht, Altes zu bewahren, um des Alten willen, sondern das Wertvolle vor dem Vergessen zu retten. Es ist kein Rückzug, sondern eine Haltung. Wer heute konservativ denkt, steht nicht am Rand – sondern hält das Zentrum fest, während andere daran zerren.

Wir brauchen keine letzte Empörung über den Marsch durch die Institutionen, sondern den ersten klaren Marsch zurück ins Zentrum der Gesellschaft. Diese kleine Bibel ist der Versuch, das zu leisten: Nicht zu klagen, sondern zu zeigen, wie der Kulturkampf wirklich zu gewinnen ist. Nicht mit Verboten oder Gegengewalt, sondern mit festen Idealen und freiem Herzen.

1. Die Sprache wieder in Besitz nehmen

Worte ordnen die Welt. Wer die Sprache verliert, verliert den Kompass. Wir sagen nicht „Menschen mit Uterus“, sondern Frauen. Wir sagen nicht „queere Sichtbarkeit im Klassenzimmer“, sondern Kindheit. Unsere Sprache ist klar, Wärme spendend, handfest. Sie soll nicht ausschließen, sondern Ordnung schaffen.

Denn: Wer sagt, was ist, schenkt Orientierung.

2. Familie ist kein Lebensstil – sie ist Lebenssinn

Vater, Mutter, Kinder. Oder großelterliche Stütze, Geschwisterbindung, Verantwortung füreinander. Familie ist nicht Form, sondern Verbindlichkeit. Wer Familie lebt, weiß: Hier lernt man das Lieben, das Streiten und das Verzeihen. Kein Staat der Welt kann das ersetzen.

Denn: Ohne Familie zerfällt das Vertrauen. Und ohne Vertrauen zerfällt die Gesellschaft.

3. Erziehung ist kein Experiment

Kinder haben ein Recht auf Kindheit. Wer sie sexualisiert, politisiert oder ideologisiert, handelt wider die Natur. Konservative Erziehung heißt: Halt geben, statt alles offen zu lassen. Grenzen zeigen, statt alles zu relativieren. Lehrer sind keine Weltveränderer, sondern Wegbegleiter.

Denn: Aus freier Jugend wird kein freier Mensch, wenn man sie sich selbst überlässt.

4. Arbeit ist Würde nicht Belastung

Die Linke will Entlastung. Wir wollen Ermutigung. Wer arbeitet, trägt. Wer trägt, wächst. Konservatives Denken achtet den Beruf als Berufung, nicht als Zumutung. Nicht die „Work-Life-Balance“ steht im Mittelpunkt, sondern die Frage: „Wofür lohnt es sich zu schuften?“

Denn: Ohne Stolz auf das eigene Tun wird das Leben leer.

5. Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl von Zugehörigkeit

Konservative verteidigen nicht ein Fleckchen Erde, sondern das, was Menschen dort verbindet: Sprache, Geschichte, Feste, Lieder. Heimat ist das Gegenteil von Vereinzelung. Und wer sich irgendwo zu Hause fühlt, braucht keine Feindbilder, um sich selbst zu erkennen.

Denn: Wer sich geborgen fühlt, muss nicht gegen andere aufstehen.

6. Der Staat soll dienen, nicht erziehen

Der Staat ist kein Therapeut. Er hat Grenzen zu schützen, Recht zu sprechen, Freiheit zu wahren. Nicht Gefühle zu regulieren. Wir wollen keine wohlmeinende Bevormundung, sondern die Freiheit, unser Leben nach unserem Gewissen zu gestalten.

Denn: Nur wer frei ist, kann auch Verantwortung tragen.

7. Glauben ist Privatsache – und zugleich Gemeinschaftssache

Religion darf nicht instrumentalisiert werden, weder von links noch rechts. Aber sie darf auch nicht verschwinden. Glaube schafft Rückgrat, Moral, Demut. Er ist das stille Fundament, auf dem das Leben ruht. Ohne ihn verkommt Politik zur Technokratie.

Denn: Wer nichts höher stellt als sich selbst, wird früher oder später zum Tyrannen.

*

Diese kleine Bibel ist kein Manifest. Sie ist ein sehr kurzer Kompass. Sie ist die Antwort auf lautstarke Systemkritik, die selbst kein System anbietet. Sie ist für die Jackentasche geschrieben, aber fürs ganze Leben gedacht. Sie will nicht zerschlagen, sondern aufbauen. Sie ist das Gegenteil von Fanatismus: ein Gebet für das Bleibende.

Denn: Der wahre Kulturkampf findet nicht im Talkshowstudio statt, sondern am Küchentisch. Und der Sieg beginnt im Gespräch.


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Meinrad Müller
Meinrad Müllerhttps://www.amazon.de/-/e/B07SX8HQLK
Meinrad Müller (68), Unternehmer im Ruhestand, kommentiert mit einem zwinkernden Auge Themen der Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik für Blogs in Deutschland. Seine humorvollen und satirischen Taschenbücher sind auf Amazon zu finden.

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