Der ungarische Premierminister Viktor Orban erläuterte gegenüber der konservativen Schweizer Zeitung „Weltwoche“ die Details seiner Gespräche mit Selenskyj. Und zwar direkt aus der ukrainischen Hauptstadt, wo er sich mit dem ukrainischen Präsidenten zu einem Friedens-Sondierungsgespräch getroffen hatte.
Dabei wurde Orban erneut seinem Ruf als souveräner Staatsmann gerecht, welcher allein die Interessen seines Landes und seines Volkes zu vertreten gewillt, und als Fürsprecher des Friedens gegen alle Einschüchterungsversuche des globalistischen Tiefen US-Staates und dessen EU-Handlanger.
“Dies ist nicht unser Krieg”
Der Reporter der Schweizer Zeitung bezeichnete am Beginn des Interviews die Atmosphäre bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Viktor Orbán und Selenskyj als „ein wenig frostig“. Was Orban bestätigte.
Laut Orbán war es in den meisten Fällen leicht vorherzusagen, was bei dem Besuch eines europäischen Staatschefs in die Ukraine passieren wird: nämlich in der Regel eine Parteinahme für die Interessen der Ukraine. Doch:
„Die ungarische Position ist anders. Wir denken, dass dies nicht unser Krieg ist.“
Ungarn habe kein Interesse daran, den Krieg fortzusetzen, sondern es wolle Frieden. Gleichzeitig aber fügte Orban hinzu: Er habe sich bemüht, die Interessen Europas auf faire und objektive Weise zu vertreten.
Betreffend der Ziele der rotierende EU-Ratspräsidentschaft, welche Ungarn am 1. Juli übernommen hatte…:
„Zuallererst wollte ich den nicht besonders blühenden Beziehungen, wie sie sich in den letzten Jahren zwischen der Ukraine und Ungarn entwickelt haben, ein Ende setzen und sagen: Dies die Vergangenheit ist, konzentrieren wir uns auf die Zukunft, denn es gibt viele Dinge, die wir gemeinsam tun können.“
Zu Lage der ungarischen Minderheit in der Ukraine meinte Orban: Es gäbe bestimmte Minderheiten-Kriterien, die von allen Staaten, die der EU beitreten wollen, erfüllt werden müssten. Jetzt möchte er mit der Ukraine einen Aktionsplan entwickeln, welcher der Ukraine bei den EU-Beitrittsverhandlungen helfen kann und auch gut für die ungarische Minderheit ist.
Die Zukunft der Friedensgespräche
Ein weiteres Ziel war es, Selenskyjs aktuelle Position zum Frieden auszuloten. Er, Orbán, wolle zwar den ukrainischen Präsidenten nicht von irgendetwas überzeugen. Aber er wolle dessen Position wissen. Für den Frieden wäre es deshalb zunächst notwendig zu wissen, welche Grenzen die Parteien haben. Zwar werde der Verhandlungsprozess zum Frieden sehr langsam und kompliziert. Daher schlug er Selenskyj zuerst einen Waffenstillstand vor, um die Friedensgespräche zu beschleunigen. Dieses Ansinnen habe dem ukrainischen Präsidenten nicht besonders gefallen.
Habe doch Selenskyj…
…“schlechte Erfahrungen mit früheren Waffenstillständen gemacht, die seiner Interpretation nach nicht gut für die Ukraine waren. Er hat die Position verstanden, seine Vorbehalte erklärt und wir werden sehen, wie es weitergeht.“
Orban fügte hinzu: Es ist kein Zufall gewesen, dass er fast geheim in Kiew angekommen sei:
„Nicht ich bin wichtig, sondern: es geht um Krieg und Frieden. Wichtig ist die Position der Ukrainer und Russen, und das ist auch im Interesse der EU. Krieg und Frieden werden nicht von Ungarn entschieden.“
Dies solle von den Premierministern und Präsidenten des Rates entschieden werden sollte.
Beitrag erschien zuerst bei „Unser Mitteleuropa“.