Wo Phoenix draufsteht, so sollte man meinen, ist auch Phoenix drin. Trojanische Pferde erzeugen indes ein ungutes Gefühl: In ihnen könnte etwas verborgen sein, was auf den ersten Blick nicht als gefährlich zu erkennen war. Gastbeitrag von Meinrad Müller.
Wer den Livestream des AfD-Bundesparteitages am 29. und 30. Juni 2024 auf YouTube ansah und dann parallel auch noch zu Phoenix umschaltete, wähnte sich auf zwei verschiedenen Veranstaltungen. Wer die Reden und die demokratischen Versammlungsprozesse erlebte, wunderte sich, mit welcher Arroganz der Macht ein Kommentator, ein alter SPD-Kampfgenosse Genosse, seinen Senf dazu gab. Es wäre Aufgabe des Senders gewesen, diesen Interessenskonflikt offenzulegen, aber nein, das tat Phoenix natürlich nicht.
Dieser jüngste Vorfall bei Phoenix, dem öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanal, hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Neutralität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist nicht gesichert.
Im Trojanischen Pferd
Was viele Zuschauer empörte, ist die Tatsache, dass der Phoenix-Kommentator Prof. Schroeder (Vorschaufoto) Mitglied der SPD-Grundwertekommission und ehemaliger Staatssekretär in einem SPD-geführten Ministerium ist. Diese Tatsache wirft erhebliche Zweifel an der Unparteilichkeit der Berichterstattung auf.
Viele Zuschauer verglichen die Übertragung auf YouTube, die ohne Kommentar anzusehen war, mit der Berichterstattung auf Phoenix und stellten fest, dass die Darstellungen so unterschiedlich waren, dass es schien, als handle es sich um zwei verschiedene Veranstaltungen. Die Kritik fokussiert sich auf folgende Punkte:
Die Auswahl eines SPD-nahen Kommentators für die Analyse eines AfD-Parteitags wird als Verstoß gegen die Verpflichtung zur Neutralität und Unparteilichkeit gewertet.
Vertrauensverlust
Die Zuschauer, die jährlich rund 8 Milliarden Euro an Rundfunkgebühren zahlen, erwarten eine faire und ausgewogene Berichterstattung. Der Vorfall hat das Vertrauen vieler Bürger in die öffentlich-rechtlichen Medien erschüttert.
Auf der Plattform X (ehemals Twitter) äußerten zahlreiche Nutzer ihre Unzufriedenheit und forderten eine Reform der öffentlich-rechtlichen Medien. Die Vorwürfe der Voreingenommenheit und des parteiischen Journalismus wurden laut, und es wurde eine stärkere Kontrolle und Transparenz gefordert. Zehntausende Zuschauer reichten Programmbeschwerden ein.
Sich an der Rundfunkbeschwerde beteiligen: https://www.rundfunkalarm.de/melde_ergebnis