Donnerstag, 21. November 2024

Tellkamp-Doku in 3Sat ist kleines Wunder

(David Berger) Das Erscheinen von Uwe Tellkamps neuem Roman „Der Schlaf in den Uhren“ (Suhrkamp) nimmt 3Sat zum Anlass den bereits jetzt umstrittenen Dokumentarfilm von Andreas Gräfenstein (2022, 90 Min) über den „Fall Tellkamp“ und den dazu gehörigen Kampf um die Meinungsfreiheit in Deutschland auszustrahlen.  

Frau mit Rückgrat: Susanne Dagen

Zur Erinnerung: Tellkamp hatte sich 2018 gegen islamische Zuwanderung positioniert und dadurch einen Schrei des Entsetzens bei den Islam-Appeasern Deutschlands ausgelöst. „Wir werden behandelt, als wären wir Verbrecher,“ sagt Tellkamp nun in dem Dokumentarfilm, in dem er erstmals wieder Interviews gibt.

Mit „wir“ meint er sich und die umstrittene Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen. Deren Buchhaus machte zuletzt deutschlandweit traurige Schlagzeilen, als Linke eine Buttersäurebombe ins Buchhaus Loschwitz warfen.

Wütenden Reaktionen von Deutschlandfunk und Deutschlandfunkultur

Tichys Einblick bezeichnet die Entstehung und Ausstrahlung dieses Film als „ein kleines Wunder“ Oder „eine unentschuldbare Nachlässigkeit bei der Abnahme des Films. Letzteren Eindruck könnte man gewinnen, wenn man die wütenden Reaktionen von Deutschlandfunk und Deutschlandfunkultur, übrigens vom selben Kritiker, wahrnimmt. So erbost sich Matthias Dell im besten DDR-Zensorenstil darüber, dass der Film „analytisch und intellektuell“ versage, „weil Regisseur Andreas Gräfenstein Tellkamp ohne Widerspruch zu Wort kommen lasse“.

Das klingt als seien unsere Menschen –  wie man in der DDR-Führung zu sagen pflegte – noch nicht soweit, dass sie diesen Film ohne Anleitung der öffentlichen Interpretationseliten richtig einordnen und ideologisch auch richtig zu verstehen im Stande sind.

Widerspricht allen Regeln betreuten Denkens

Es mag den Deutschlandfunk und seinen Autor Dell befremden, dass in diesem Film auf Framing verzichtet wird, sondern die Meinungen, Darstellungen und Erklärungen von Uwe Tellkamp, von Susanne Dagen, Paul Kaiser, Monika Maron, Ingo Schulze, Heiki Ikkola, Jana Hensel, Frank Richter und der Journalisten Stefan Locke (FAZ) und Martin Machowecz (Die Zeit) in all ihrer Gegensätzlichkeit unkommentiert nebeneinander stehen.

Natürlich widerspricht es allen Regeln betreuten Denkens, früher zu Zeiten des DDR-Fernsehen und Rundfunks einmal der „Klassenstandpunkt“ genannt, dass sich der Zuschauer selbst eine Meinung bilden kann und soll – und zwar einzig und allein aus dem Gehörten und Gesehenen.“

Da verwundert es nicht, dass das ZDF angekündigt hat, die Doku wie geplant am 12. Juni aber drastisch gekürzt und erst um 0.35 Uhr zu senden.

Der Beitrag kann hier noch in voller Länge in der Videothek des ZDF gesehen werden: https://www.3sat.de/kultur/kulturdoku/der-fall-tellkamp-film-100.html 

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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