(David Berger) Der schönste und zugleich traditionsreichste katholische Adventsgesang dürfte das „Rorate Caeli“ sein. Der Text des lateinischen Gesangs, dem die Antiphon seinen Namen gab („Tauet, Himmel, von oben“) stammt aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja. Und findet sich in sehr frei übersetzter Form im deutschen „O Heiland reiß die Himmel auf“ und „Tauet Himmel den Gerechten“ wieder.
Der erhebende Gesang gab zudem der Roratemesse ihren Namen, die im engeren Sinne eigentlich nur am vierten Adventssonntag gefeiert wurde (der Introitus „Rorate“ gab der Messe und dem Sonntag seinen Namen).
Hier handelt das Evangelium von der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel an die Jungfrau Maria – sodass der Sonntag eine stark marianische Prägung hat. Die aber auch durch die Votivmessen zu Ehren der Gottesmutter im Advent eine wichtige Rolle spielt. Sodass sich die schöne Tradition eingebürgert hat, dass die Roratemesse sich während der ganzen Adventszeit, besonders aber an den Samstagen (der Wochentag ist traditionell der Gottesmutter geweiht), großer Beliebtheit erfreut.
Maria als „Personifizierung des Advents“
Maria gilt der Frömmigkeit und Theologie als „Personifizierung des Advents“: „Die Kirche stellt uns Maria vor Augen, wenn Weihnachten naht. Sie ist das Vorbild dafür, wie wir unseren Advent leben sollten. Maria ist in gewisser Weise die Personifizierung des Advents. Gott, der Vater, hatte sie vom ersten Augenblick ihres Lebens an darauf vorbereitet, eine würdige Mutter seines Sohnes zu sein. Als eine treue Tochter Israels hatte sie in ihrer Jugend für das Kommen des Messias gebetet. Ihre Sehnsucht nach dem Erlöser hat das Kommen des Emmanuels beschleunigt.
Als sie ein junges Mädchen war, entdeckte sie, dass sie Teil der Antwort Gottes auf dieses Gebet war, aber auf eine Weise, die die Gebete der hebräischen Mädchen von damals weit übertrifft: Der Messias wird nicht nur ihr Sohn, sondern ihr Sohn ist Gott selber. Ihr „Ja!“ zum Erzengel Gabriel hat die unmittelbare Vorbereitung auf die Geburt Jesu, des Messias, in die Wege geleitet. Jeden Advent folgen wir den Spuren, die Maria in diesem allerersten Advent zurückgelegt hat. Dabei tun wir mehr, als die örtlichen und historischen Ereignisse, die der Geburt des Herrn vorausgingen, zu durchqueren. Wir treten ein in die Antwort Mariens voller Glauben, die uns auf unseren eigenen Pilgerweg des Glaubens führt.“ (Quelle)
Kerzenschein und Schnee als Symbol für die Reinheit Marias
Dadurch dass die Roratemesse traditionellerweise in der nur durch Kerzen erleuchteten Kirche vor dem ausgesetzten Allerheiligsten zelebriert wird, zeichnet sie sich durch eine besondere Feierlichkeit aus, die ihr auch den Namen „goldene Messe“ gab.
Auch nach Erfindung der Elektrizität war der Kirchenraum in meiner Jugend in Unterfranken ebenfalls alleine durch die Kerzen erleuchtet, während draußen die Natur schneebedeckt war. Der Schnee galt uns zugleich als Symbol für die Sündelosigkeit und Reinheit der Jungfrau Maria – ebenfalls in Anlehnung an einen Psalm, in dem es heißt: „Und wären Eure Sünden rot wie Blut, ich werde sie reinwaschen, dass sie weiß werden wie Schnee“.
„Ich werde dich retten, fürchte dich nicht!“
Hier der Text des Rorategesangs (c) Wikipedia:
Rorate caeli desuper, et nubes pluant justum. |
Kv: Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten. |
Ne irascaris Domine, ne ultra memineris iniquitatis: ecce civitas Sancti facta est deserta: Sion deserta facta est: Jerusalem desolata est: domus sanctificationis tuae et gloriae tuae, ubi laudaverunt te patres nostri. – Kv |
Zürne nicht länger, Herr, nicht länger gedenke unserer Missetaten. Siehe, die Heilige Stadt ist zur Wüste geworden, Zion ist zur Wüste geworden. Jerusalem ist verödet, das Haus deiner Heiligung und deiner Herrlichkeit, wo dich gepriesen haben unsere Väter. – Kv |
Peccavimus, et facti sumus tamquam immundi nos, et cecidimus quasi folium universi: et iniquitates nostrae quasi ventus abstulerunt nos: abscondisti faciem tuam a nobis, et allisisti nos in manu iniquitatis nostrae. – Kv |
Wir haben gesündigt und sind unrein geworden und sind gefallen wie ein Blatt, und unsere Missetaten haben uns wie der Wind fortgetragen. du hast dein Antlitz verborgen vor uns und uns zerschmettert durch die Wucht unserer Schuld. – Kv |
Vide Domine afflictionem populi tui, et mitte quem missurus es: emitte Agnum dominatorem terrae, de Petra deserti ad montem filiae Sion: ut auferat ipse jugum captivitatis nostrae. – Kv |
Sieh an, Herr, die Betrübnis deines Volkes, und sende, den du senden willst. Sende aus das Lamm, den Beherrscher der Erde, vom Felsen der Wüste zum Berg der Tochter Zion, dass es hinwegnehme das Joch unserer Knechtschaft. – Kv |
Consolamini, consolamini, popule meus: cito veniet salus tua: quare maerore consumeris, quia innovavit te dolor? Salvabo te, noli timere, ego enim sum Dominus Deus tuus, Sanctus Israël, Redemptor tuus. – Kv |
Tröstet, tröstet, mein Volk! Bald wird kommen dein Heil. Warum verzehrst du dich in Trauer, weil sich erneuert hat dein Schmerz? Ich werde dich retten, fürchte dich nicht. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Erlöser. – Kv |
Und hier eine besonders schöne Interpretation des Textes:
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