Anlässlich der in diesen Tagen in Vilnius eröffneten Ausstellung – „Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945-1948“* hat sich gestern die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach geäußert:
Zunächst gilt mein Dank dem litauischen Staat, dem litauischen Parlament und seinen Abgeordneten sowie dem Forschungszentrum zu Genozid und Deportation, die diese Ausstellung nicht nur möglich gemacht haben, sondern auch an prominenter Stelle im litauischen Seimas gemeinsam eröffnet haben.
Die in der Ausstellung gezeigten Lebensläufe zeigen den herzzerreißenden Kampf ums Überleben, dem sich Tausende von Kindern hilflos ausgesetzt sahen. Und den Mut der Litauer, der einen Teil dieses Völkermordes verhindert hat.
Die Folgen der nationalsozialistischen Verbrechen deren Opfer die Wolfskinder wurden, zogen sich bis ins hohe Alter, ja dauern bis heute an:
Schon im Oktober 1944 hatten sowjetische Soldaten deutsches Territorium besetzt; unter anderem in Nemmersdorf hatten sie dabei zahlreiche Zivilisten gefoltert und getötet. Der NS-Propagandaapparat von Joseph Goebbels griff die Ereignisse dankbar auf und machte daraus eine große Kampagne. Nicht nur für die Bewohner Ostpreußens war die drohende Gefahr klar. Die Durchhalteparolen und das strikte Verbot der örtlichen Staats- und NSDAP-Dienststellen selbst Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen, diente also dem Zweck, durch die absehbar eintreten Greuel gegen die Zivilbevölkerung von den eigenen Verbrechen abzulenken.
Die Wolfskinder und ihre Familien waren die hilflosen Opfer, denen ein erheblicher Schaden an Leib und Leben, im Weiteren auch im beruflichen Fortkommen zugefügt wurde. Dies ganz bewusst und durch das Mittel der Sowjetdiktatur.
Heute müssen schnell Wege beschritten werden, für dieses nationalsozialistische Verbrechen den wenigen, letzten Überlebenden einen Ausgleich zu schaffen. Hier böte sich etwa das Bundesentschädigungsgesetz – (BEG) an.
Da die Wolfskinder allerdings über keine mit Fachanwälten versehenen Interessengruppen verfügen, wäre es geboten, dass sich der Bundesinnenminister dieser Menschen annimmt und diese durch ein entsprechendes Anerkennungsverfahren wohlwollend hindurchführte.
Es eilt!
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*Wikipedia: „Als Wolfskinder bezeichnet man die im nördlichen Ostpreußen am Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriegseinwirkungen und -folgen zeitweise oder dauerhaft elternlos gewordenen heimatlosen Kinder, die, um in den ersten Nachkriegsjahren zu überleben, in das Baltikum flüchteten oder dorthin gebracht wurden. In Litauen wurden sie als vokietukai bezeichnet, das heißt „kleine Deutsche“.
Der Wolfskinder-Geschichtsverein e. V. definiert Wolfskinder als „anhanglose deutsche Kinder und Jugendliche, die im Frühjahr 1947 dem drohenden Hungertod im nördlichen Ostpreußen zu entgehen versuchten, aus diesem Grund in Litauen in außerdeutsche Zusammenhänge gerieten und infolgedessen ihre Herkunft zeitweise oder mit Hilfe einer neuen Identität gar dauerhaft verschleiern mussten“