(David Berger) Als ich im vergangenen April hier über ein Wiederaufleben des katholischen Glaubens in den USA, England und Frankreich berichtete, konnte ich für Deutschland nur sehr schüchterne Anzeichen für einen solchen Frühling feststellen. Diese scheinen sich nun zu verfestigen. So jedenfalls der Beitrag „Mehr als ein Medienhype: Erleben wir doch eine Rückkehr der Religion?“ von Simon Kajan in der Zeitschrift COMMUNIO:
Der Autor beginnt mit dem Bild von Kardinal Jean-Marc Aveline (Frankreich), der sagte: „Sie kommen durch die Fenster, nicht durch die Türe.“ Damit meint er, dass sich viele junge Menschen dem Glauben nähern – nicht über konventionelle kirchliche Wege, sondern eher in unerwarteter Weise.
Das überrascht, weil gerade in Kirchen eine weitgehende Resignation über den Rückgang des Glaubens vorherrsche. Und so möchte man ergänzen die katholische Kirche unter Papst Franziskus eher an Anziehungskraft eingebüßt haben müsste. Ganz zu schweigen vom Versagen der deutschen Bischofskonferenz und ihrem das Katholische bis zur Unkenntlichkeit zerstörenden „synodalen Weg“.
Empirische Hinweise auf eine religiöse Wiederbelebung
Kajan kritisiert, dass die katholische Kirche in Deutschland sich auf ein „Runterskalieren“ vorbereitet — etwa sinkende Gottesdienst-Besucherzahl, weniger Berufungen, geringere Kirchensteuer. Stabilitätsfaktoren werden kaum berücksichtigt, die pastorale Planung scheint von Resignation geprägt zu sein. Ergänzend bleibt festzustellen, dass man sich daher – nach dem Vorbild der evangelischen Kirche – in eine Gleichschaltung mit dem linksgrünen Regime flüchtet und dadurch zentrale Inhalte unter den Tisch fallen lässt.
Der Artikel beruft sich nun auf neuere Umfragen, insbesondere von der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (Fowid), die bemerkenswerte Daten über Religiosität und Weltanschauung liefern.
Das Ergebnis: Viele Menschen stimmen zwar Aussagen zu, die ein naturalistisches Weltbild betonen (z. B. dass die Welt naturwissenschaftlichen Gesetzen folgt), was angeblich auf einen weit verbreiteten Säkularismus hindeutet. Aber: Bei jungen Menschen (16–29 Jahre) ist die Ablehnung übernatürlicher Kräfte deutlich geringer als bei Älteren. Auch bei der Frage, ob sie wieder der Kirche beitreten würden, zeigen besonders junge Katholiken eine hohe Bereitschaft: In der Gruppe der 16–29-Jährigen sagen 51 % (24 % „sicher“, 27 % „wahrscheinlich“), dass sie wieder eintreten würden.
Neben Deutschland werden auch Daten aus Österreich erwähnt: In einer Studie („Was glaubt Österreich?“) bejahen 35 % der 14- bis 25-Jährigen ein religiöses Selbstverständnis. Außerdem zeigt diese jüngere Kohorte in Österreich tendenziell eine konservativere Haltung bei ethischen Fragen (z. B. Homosexualität, Sterbehilfe) als der Durchschnitt.
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Mission statt Genderwahn!
Der Autor beschreibt die Lage der katholischen Kirche als paradox: Auf der einen Seite gibt es Austritte, innerkirchliche Konflikte und Erosion; auf der anderen Seite deuten empirische Daten auf eine Wiederkehr von Religiosität bei Jugendlichen hin.
Diese Entwicklung sei nicht nur ein Medienphänomen. Dass solche Zahlen gerade von Fowid kommen (eine Organisation, die ursprünglich atheistischer und kirchenkritischer Herkunft ist) unterstreiche, dass das Ganze real und ernstzunehmend ist.
Abschließend wendet sich Kajan an die katholische Kirche: Statt in eigener Krise stecken zu bleiben, sollte sie sich auf die fundamentale Frage besinnen, die viele junge Menschen beschäftigt – die Frage nach Gott, nach Sinn und Lebensziel. Und so möchte man ergänzen: Das typisch Katholische wieder in den Vordergrund zu stellen, denn das ist es letztlich was sie so anziehend macht! Und was zudem dem ihr von Christus gegebenen Auftrag entspricht: Mission statt Genderwahn! Segnung von Rosenkränzen statt Eiswürfeln!
Rückkehr zu einem würdigen Gottesdienst
Einen Aspekt, der offensichtlich ist, spricht der Communio-Artikel nicht an: die praktizierenden jungen Katholiken, oft jung verheiratet und mit zahlreichen Kindern, finden sich nicht nur in Frankreich, sondern inzwischen weltweit vor allem in den Gemeinschaften, die die traditionelle Liturgie feiern. Dies hat sich zuletzt in der Rom-Wallfahrt dieser der klassischen Liturgie verbundenen Katholiken zum Heiligen Jahr gezeigt, die man ohne nähere Kenntnis für eine Art Jugendwallfahrt hätte halten können.

Dafür hat einst Papst Benedikt die Fundamente gelegt durch die universale Wiederzulassung der klassischen Form des Gottesdienstes („tridentinische Liturgie“). Denn eine große Mehrzahl jener jungen Katholiken sind zugleich Anhänger dieses Ritus, den die Kirche über mehr als 1000 Jahre so gefeiert und der unzählige Heilige hervorgebracht hat. Papst Leo täte gut daran, die Brandmauer, die sein Vorgänger gegen diese Form des Gottesdienstes aufgebaut hat, wieder komplett einzureißen.
Groß ist die Sehnsucht nach dem Authentischen, dem Heiligen, dem Übernatürlichen, nach dem klassischen Katholizismus. Es ist nun Aufgabe der Verantwortlichen diesen Hunger auch zu stillen: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
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