Einmal Deutschland und zurück! – viele Russlanddeutsche „kehren heim“

Bevölkerungsverteilung der Russlanddeutschen laut Ergebnis der gesamtrussischen Volkszählung 2010 (c) Н Авдеев [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Mit der Migrationskrise rücken die fast vergessenen Spätaussiedler – besonders die Russlanddeutschen – wieder in den Öffentlichkeitsfokus. Der Mainstream bedauert, dass die Mehrheit die AfD wählt, wo sie doch selber „Migranten“ seien. Andererseits dient ihm die wirtschaftlich generell erfolgreiche Schicht als Beispiel für unerlaubte Vergleiche mit den „Willkommensmigranten“. Ein Beitrag von Dr. Viktor Heese

Auch die Rückkehr von Tausenden Russlanddeutscher in die alte Heimat, ist dem Mainstream peinlich. Statt die Motive der Auswanderer zu erfragen, beschimpfen die Systemadvokaten sie als „Versager“ und „Putin-Versteher“.

Immer neue Definitionserfindungen – Merkel auch nur eine „ethnisch privilegierte Migrantin“?

Wurden die über neun Millionen Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Aus-/Spätaussiedler die längste Zeit korrekt bezeichnet, so fingen nach 1992 und später in der Merkel-Ära die Verdrehungen an. Ab 2005 wurden Aussiedler einfach in Bundesbürger mit Migrationshintergrund umfirmiert. Man warf uns in einen Topf mit den „Willkommensmigranten“.

Die fleißige deutsche Bürokratie erfand dann noch die Unterscheidung in Migranten mit (erste Generation) und ohne eigene Migrationserfahrung (unsere Kinder). So funktioniert die deutsche Gründlichkeit. Welche konkrete Migrationserfahrung ich als Ostpreuße 1972 damals auf der Zugfahrt von Marienburg in den „gelobten Westen“ gemacht haben soll, bleibt mir bis heute schleierhaft.

In einem Beitrag der Bundeszentrale für Politische Bildung, der den juristischen Status der verschiedenen Fälle der deutschen Volkszugehörigkeit analysiert, ist zusätzlich die Rede von „ethnisch privilegierten Migranten“. Zählt Merkel auch dazu?

Aussiedler waren keine ökonomischen Bittsteller

Über die Behandlung der Westler gegenüber den Osteinwanderern ist schon alles gesagt worden. Es ist unstrittig, der fehlende Besuch deutscher Schulen bekam vielen „ethnischen Migranten“ nicht gut. Dabei kommunizierten die Landsleute doch in ihrer ostpreußischen oder schlesischen Mundart und glaubten sie sei das einzig wahre Deutsch in der ganzen Welt. Sie sollten sich gewaltig irren, auch wenn sie akzentmäßig nicht schlechter als der einstige Papst der deutschen Literatur, ein gewisser Marcel Reich-Ranicki, waren.

Am Akzent fielen sie sofort auf. „Hiesige“ sahen sich befugt, sobald sie diesen vernahmen, den Zuwanderer zu erklären, wie viel der Staat -, und damit meinten sie in erster Linie sich selber -, für die Aufgenommenen tue. Unstrittig ist andererseits auch, dass die Zeit heute für uns arbeitet. Die vormals „Alimentierten“ haben es durch eigenen Fleiß zu vielem gebracht und stehen oft besser da als die, die sie einst belehrten.

Auf jeden Fall wagen sie es, laut auszusprechen, sie seien stolz ein Ostpreuße oder ein Schlesier zu sein. Für den Mainstream zählt das mittlerweile zum nazistischen Vokabular, deswegen schämt sich so mancher vorsichtiger Michel, offiziell ein Deutscher zu sein.

Flucht aus dem gelobten Land: Die alte Heimat im Osten für viele heute ein zweites Zuhause

Die „ethnischen Migranten“ nutzen heute auch immer häufiger die Verlinkung mit ihren Geburtsländern um als Rentner – seltener als beruflich oder unternehmerisch noch Aktive – dem „Irrenhaus Deutschland“ Richtung Osten (Polen, Ungarn) zu entkommen. Wie viele Hunderttausende diese Chance in Anspruch nehmen, ist nicht bekannt.

Keine amtlichen Statistiken und kaum Fachliteratur berichten über dieses Tabu. Es wird Zeit, dass ein politisch nicht korrekter Professor darüber eine Masterarbeit schreiben lässt. Mit den Auswanderern bekommt auch die Geschichte eine neue Chance, besonders mit Russland, mit dem Deutschland tausendjährige Beziehungen – von der Hanse im XII. Jahrhundert bis zum regen deutsch-sowjetischen Handel in den späten 1980er Jahren – unterhält.

Russlanddeutsche handeln wie andere Auswanderer – die Fähigen gehen, die Passiven bleiben

Ein wichtiger Bestandteil dieser Beziehungen war stets der „Export des deutschen Humankapitals“ in den Osten, also eine leistungsorientierte Ansiedlung deutscher Auswanderer im riesigen Zarenreich. Die Russlanddeutschen sind die Nachkommen dieser Auswanderer, welcher unter den Sowjets stark gelitten und ihre nationale Identität fast verloren hatten. Wenn gegenwärtig Tausende von ihnen dennoch in ihr Geburtsland zurückehren, so ist das einerseits ein Armutszeugnis für den Merkelismus und andererseits ein klares Signal, dass das kapitalistische Russland wieder offen und attraktiv als Einwanderungsland ist.

Bereits eine kleine Sichtung des Youtube-Filmmaterials informiert den interessierten Leser über dieses Thema. Mag die Zahl von 500.000 Fällen übertrieben sein, so besitzen doch die Rückkehrwilligen vieles was sie für einen Neuanfang brauchen – oftmals Startkapital, Sprach- und Landeskenntnisse, Unterstützung seitens der russischen Regierung, den bezahlten Rat der neuen Einwanderungsspezialisten, freundliche Medien und nicht zuletzt das Vertrauen in die Zukunft, welches ihnen in Deutschland abhandengekommen ist. Nicht nur des milden Klimas wegen soll die Krim hoch im Kurs stehen, welche aufgrund der Westsanktionen für den Aufbau eine qualifizierte Migration braucht.

Ob die Rückkehrer illoyal seien, hierzulande gebraucht werden und die AfD sie unbedingt aufhalten sollte, darf verneint werden. Das haben auch die deutschen Rentner erkannt, welche in Osteuropa einen würdigen und sicheren Lebensabend verbringen wollen. Man kann ein deutscher Patriot auch außerhalb der Landesgrenzen sein.

Dr. Viktor Heese – Fachbuchautor und Finanzanalyst; www.prawda24.de, www.finanzer.eu