Freitag, 19. April 2024

In einer offenen Gesellschaft hat auch die Zigeunersauce Platz

Im besten Deutschland aller Zeiten sind die Jacobiner der Cancel-Culture gerade dabei, alles sozial zu guillotinieren, was noch wagt, eine eigene Meinung zu äußern. Jüngst veranstalteten sie eine regelrechte Hetzjagd auf eine WDR-Talkshow. Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld

Deren Moderator Hallaschka wagte sich an das Thema „Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?“. Diskutiert werden sollte, ob es angemessen war, dass der Name des Produkts geändert wurde, weil der Ausdruck „Zigeuner“ diskriminiere. Die vier Gäste erklärten frei heraus, dass der Begriff keineswegs rassistisch sei.

Schnell entwickelte sich der Talk zu einer Generaldebatte über Ausdrücke wie „Mohrenkopf“, „Zigeuner“ und was man sonst heute alles nicht mehr sagen soll. Damit lagen die Diskutanten richtig, denn es gibt mehr als hundert Zigeunerfamilien, Sinti und Roma sind nur zwei davon. Wenn man lediglich diese beiden für alle Zigeuner nennt, ist das die eigentliche Diskriminierung.

WDR entschuldigt sich wieder einmal

Sofort setzte ein gewaltiger Shitstorm gegen den WDR ein, angeführt von der SPD-Vorsitzenden Esken, die sich immer mehr wie Robespierre aufführt. Der WDR und 2 der 4 Promis aus der Talkrunde entschuldigten sich sofort für ihre schwerwiegenden Vergehen. So läuft das inzwischen, wenn Leute eigene Meinungen äußern, die den Sittenwächtern nicht passen.

Ein Angriffsobjekt der Cancel-Culture-Aktivisten und ihren willigen Helfern ist seit Jahren die Hayek-Gesellschaft. Im jüngsten Fall saßen die willigen Helfer im Vorstand der Hayek-Stiftung, die im Wesentlichen die Aufgabe hat, die Aktivitäten der Gesellschaft zu finanzieren. Dieser Vorstand beschloss, dass die Finanzierung so lange gestoppt werden sollte, bis die Hayek-Gesellschaft von allen Mitgliedern der AfD gereinigt sei. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, informierten sie die Öffentlichkeit mit einer Pressemitteilung, die vom Spiegel und von der FAZ aufgegriffen wurde. Pikanterweise war der Autor des Spiegel-Artikels selbst mindestens einmal als Moderator für die Hayek-Gesellschaft tätig, als dem russischen Unternehmer und Dissidenten Michail Chodorkowski die Hayek-Medaille verliehen wurde.

Hayek-Gesellschaft als Erfolgsgeschichte

Als die Hauptgeldgeber, die Erben der Inge und Edmund-Radermacher-Stiftung, von dem Coup erfuhren, machten sie allerdings klar, dass von ihnen kein Geld mehr fließen würde, bis dieser diskriminierende Vorstandsbeschluss außer Kraft gesetzt sei. Damit war der Versuch gescheitert, die Hayek-Gesellschaft mittels Finanzmittelentzug zu erpressen. Daraufhin traten die Initiatoren dieser Aktion aus der Hayek-Gesellschaft aus und der Spiegel bejammerte den Misserfolg.

Warum kümmern sich Spiegel und FAZ so intensiv um eine Gesellschaft, die mit ihren 300 Mitgliedern eher ein exklusiver Club zu sein scheint?

Diese Hayek-Gesellschaft, der ich seit nunmehr einem Jahrzehnt angehöre, ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. In diesen zehn Jahren sind über 40 Hayek-Clubs gegründet worden, die als Knoten eines freiheitlichen Netzwerkes wirken, das in der unserer Gesellschaft ohne Beispiel ist. Es gibt nicht ein, nein es gibt dutzende gallische Dörfer, in denen parteifern und -übergreifend diskutiert wird. Das ist in einer Situation, die immer mehr von den Verfechtern einer Cancel-Culture geprägt wird, von unschätzbarem Wert.

In diesen sechs Jahren habe ich wunderbare Hayek-Tage erlebt, die sogar von Nobelpreisträgern besucht wurden. Ich habe als Referentin bei den Foren Freiheit mitgewirkt, die geprägt waren, von interessanten, auch kontroversen Diskussionen, die den freiheitlichen Geist Hayeks atmeten.

Diese Veranstaltungen waren stets ausgebucht, ja Interessenten mussten sogar abgewiesen werden!

Ich durfte miterleben, dass sich eine sehr erfolgreicher Juniorenkreis Publizistik gebildet hat, dessen Teilnehmer sich als Autoren bereits einen Namen zu machen beginnen. Ich war Referentin in nicht mehr zu zählenden Hayek-Club-Veranstaltungen, die sich dadurch auszeichneten, dass die Beiträge der Teilnehmer von einem Niveau waren, dass auch die Referentin dazu gelernt hat.

Stachel im Fleisch der Cancel-Culture

Was ich natürlich auch erlebt habe, sind die Angriffe, die seit sechs Jahren direkt und indirekt auf unsere Gesellschaft geführt werden. Klar ist, dass wir den Vertretern der Cancel-Culture ein Dorn im Auge sind. Wir wirken als der Stachel im Fleisch derer, die dabei sind, die freiheitliche Debatte, ohne die es keine Demokratie gibt, zu unterbinden. Wir sind der Beweis, dass es noch einen Raum gibt, in dem nicht stigmatisiert und ausgegrenzt wird. Allein durch unsere Existenz sind wir Sand im Getriebe derer, die mit immer neuen Kampfbegriffen die Gesellschaft nicht nur spalten, sondern immer mehr Personengruppen verweigern wollen, sich frei und öffentlich zu äußern.

Nachdem es den Angreifern nicht gelungen ist, uns den Finanzhahn abzudrehen, gibt es jetzt die Forderung, die Hayek-Gesellschaft solle sich, weil angeblich „verbrannt“, auflösen und einen „Neuanfang“ starten, ohne das Stifter-Geld. Nur so würden die Mitglieder zu wahren Jüngern Hayeks werden. Wir sollen also aus einer Erfolgsgeschichte aussteigen und uns selbst abschaffen.

Die „Begründung“ ist eine durchschaubare Instrumentalisierung Hayeks. Der hätte den Konservatismus immer kritisiert, deshalb sei es geboten, sich von den Mitgliedern einer „konservativen“ Partei, der AfD, zu distanzieren. Abgesehen davon, dass die AfD noch nicht entschieden hat, ob sie bürgerlich, oder flügelsozialistisch sein will, würde Hayek immer diskutieren, statt auszugrenzen. Die Forderung zur Ausgrenzung fällt selbst hinter Lenin zurück, der betont hat, man müsste zwischen Parteien und Organisationen und ihren Mitgliedern unterscheiden. Erstere kann man bekämpfen, letztere sollte man gewinnen. Das gelingt mit den besseren Argumenten.

Um Argumente sind wirkliche Hayekianer nie verlegen gewesen. Die Hayek-Gesellschaft bleibt ein Raum für die offene Debatte. Diesen kostbaren Raum zu verteidigen, ist jede Anstrengung wert.

Der Beitrag erschien unter dem Titel „Für eine offene Gesellschaft ohne Ausgrenzung!“ zuerst auf dem Blog von VERA LENGSFELD.

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