Seit knapp zwei Jahren können die Bürger nun in den Personalausweis als Geschlecht „divers“ eintragen lassen, wenn sie sich weder als Mann noch als Frau fühlen und ärztlich nachgewiesen Merklamel beider Geschlechter besitzen. Behörden und Unternehmen hat die Umstellung der Formulare dahingehend einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet. Nun aber haben wir es Schwarz auf Weiß. Unglaubliche 400 Bürger haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Das rechtfertig selbstverständlich umfassendere Maßnahmen zur Sicherstellung der Geschlechtergerechtigkeit.
0,0005 % der Bevölkerung. Die Zahl der tatsächlich Intersexuellen wird auf knapp unter 20.000 geschätzt. – So wenig? Nein, nein! Die Dunkelziffer liegt gewiss hundertfach höher. Denn welchen Grund gäbe es sonst, dass immer mehr Zeitungen und Online-Magazine das Gendersternchen als Zeichen der Geschlechterdiversität überall dort schreiben, wo es auch nur einigermaßen sinnvoll klingt. Oder geht es gar nicht um jene, die mehrere Geschlechtermerkmale aufweisen, sondern hauptsächlich um die, die das Gefühl haben, nicht zu sein, was ihr Arzt ihnen sagt, das sie sind?
Wie auch immer! Das Heute-Journal und die Tagesthemen sollten zeitnah um zehn Minuten verlängert werden, damit alle Gendersternchen-Pausen korrekt gesprochen werden können. Auch brauchen wir eine Diversen-Quote bei den DAX-Vorständen, am besten gleich eine „Diverse Migranten“-Quote und eine „Gefühlte Diverse“-Quote.
Viel Lärm um nichts?
Auch in den Duden muss deshalb das Gendersternchen so schnell als möglich Einzug finden, damit Leerer*innen bei Diktaten das nicht mitnotierte Gendersternchen als Fehler anstreichen können. Um den Lerneffekt zu verfestigen, sollte man vielleicht sogar auf einer Konferenz der Kultusminister*innen festlegen, dass die Auslassung des Gendersternchens auch dann als Fehler angestrichen werden kann, wenn es beim Diktat nicht mitgesprochen wird, weil der, die oder das Diktierende nicht die notwendige Pause vor „innen“ gemacht hat.
Oder sollte man vielleicht doch lieber aufhören mit diesem Gedöns? Denn nach dem Ergebnis einer noch nicht veröffentlichten Anfrage des Innenministeriums an einzelnen Bundesländer haben sich binnen eineinhalb Jahren nur knapp 400 Menschen als „divers“ in die Personenstandsregister eintragen lassen. Wie viele Menschen sich tatsächlich als „Divers“ fühlen, ohne es den Geschlechtsmerkmalen nach zu sein?
Dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen. Wenn man Politiker, Journalisten und Vertreter der queeren Milieus fragt, handelt es sich um eine größere Millionenzahl, die sich 51 bis 72.319 soziologischen Geschlechtern zugehörig fühlt. Gefühlte Intersexualität, wenn man so will. Die darf selbstverständlich nicht unberücksichtigt bleiben, da man einfach zu wenig tatsächlich Intersexuelle hat, an denen sich Sprachreglungen und Quoten festmachen und durchsetzen lassen.
Meldet Euch endlich, ihr Millionen Diversen!
Vielleicht schämen die sich ja alle nur, sich als das eintragen zu lassen, was sie sind? Ja, so muss es sein. Denn wäre es anders, hätte man Hunderte Millionen Euro an Umstellungskosten aus dem Fenster geworfen und bräuchte auch all die Institutionen und Beauftragten in Bund und Land gar nicht, die sich um die Erforschung der Intersexualität oder Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache kümmern. Auch zehntausende Gender-Toiletten mit teilweise ganz lustigen Hinweisschildern bräuchte dann niemand mehr. Außer den 400 mit der entsprechenden Lizenz.
Ganz abgesehen von den knapp 200 EU-Beamten und Angestellten, die sich täglich mit nichts anderem beschäftigen, als die Geschlechtergerechtigkeit auch in den letzten Winkel menschlichen Tuns und Denkens zu treibe. Und selbstverständlich weitere skandalöse Diskriminierungen aufzudecken.
Also auf, ihr Abermillionen Diversen, lasst Euch bitte ganz hurtig eintragen. Denn sonst wird auch Frau Slomka bald wieder normales Deutsch sprechen im heute-journal. Und das kann doch niemand wollen, oder?
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