(Michael van Laack) „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.“ Das dachten sich vermutlich seit vielen Jahren antifaschistische Initiativen und regten deshalb redundant an, die Mohrenstraße umzubenennen. Dann würde freilich auch der Name der U-Bahn-Haltestelle in Berlin Mitte – die erst seit 1991 so heißt – geändert werden müssen. Bisher fanden die Linksradikalen wenig Gehör, doch im Zuge der „Black Lives Matter“-Hysterie hat sich das schlagartig geändert.
Seit einigen Wochen suchten nun die Berliner Verkehrsbetriebe händeringend nach alternativen Bezeichnungen für die Haltestelle. Die kostengünstigste wäre „Möhrenstraße“ gewesen. Da hätte man nur zwei kleine Punkte auf das „o“ setzen und auch keinen aktualisierten Fahrplan herausgeben müssen, denn so etwas überliest der gestresste Fahrgast schnell. Dieser Vorschlag wurde allerdings als unangemessene Satire verworfen.
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— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) July 3, 2020
Es gab so viele tolle Namensvorschläge…
„Fasia-Jansen-Str.“ (1929-1997) z.B. – Sie war die uneheliche Tochter des liberianischen Generalkonsuls Momulu Massaquoi und des deutschen Zimmermädchens Elli Jansen. Von den Nazis wurde sie verpflichtet, in einer Suppenküche zu arbeiten, die u.a. das Catering für ein kleines KZ übernahm. In den späten 60ern engagierte sie sich in linksradikalen Milieus und wurde mehrfach wegen Volksverhetzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt verurteilt.
Oder „Maria Mandessi-Bell-Str.“ (1896-1990) Sie war die Tochter von David Manga Mandessi Bell, dem größten Bananenexporteur Kameruns. Er schickte seine Tochter zum Studium nach Deutschland. Bei den Feministinnen ist sie sehr beliebt. Eine der ersten schwarzen Frauen an einer deutschen Uni.
Auch „Ellen Paasche-Str.“ war im Gespräch. Obwohl man über die gute Frau nicht viel mehr weiß, als dass sie mit dem Pazifisten und Schriftsteller Hans Paasche (1881-1920) verheiratet war, als erste Europäerin an die Quellen des „Weißen Nils“ gelangte und mit ihrem Mann zusammen das Buch „Die Hochzeitsreise zu den Quellen des Nils“ verfasste.
Viele andere Namen von Frauen waren im Gespräch, zumeist Vordenkerinnen des späteren Multi-Kulti-Europa. Als einziger Mann (mehr war wegen der Gleichstellung auch nicht drin) lag Nelson Mandela auf dem Tisch. Über ihn muss ich hier nichts weiter schreiben.
Leider konnte man sich auf keine dieser herausragenden Persönlichkeiten einigen. Deshalb heißt die Mohrenstraße weiterhin Mohrenstraße. Und es steht zu befürchten, dass dies auch noch längere Zeit so sein wird, denn Verwaltungen brauchen immer etwas länger… Für die Berliner Verkehrbetriebe ein Unding. Wenn nicht rasch gehandelt würde, bestünde die Gefahr, dass der Hass auf Schwarze binnen weniger Wochen eskaliere.
Nun können Muslime und Sozialisten frohlocken
Ganz in der Nähe der Mohrenstraße liegt in Berlin Mitte die Glinkastr. Die Kommunisten, welche den Osten Deutschlands mit unermüdlicher Energie in blühende Landschaften verwandelten, während der faschistisch-kapitalistische Westen seine Lebensmittel noch in Erdlöchern kühlte, benannten die einstmalige Kanonierstraße 1951 anlässlich dessen 100. Todestages nach dem russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka (1804-1851) um.
Die Verkehrsbetriebe gaben nun vor einigen Tagen bekannt, dass sie ihre Haltestelle nach diesem Helden der Sowjetunion benennen würden. Blöd nur, dass Glinka gemeinhin als Antisemit gilt. Die New York Times kam bereits 1997 zu dem vernichtenden Urteil, es handle sich bei ihm um einen „Judophoben, der permanent vor einer jüdischen Verschwörung warnte, die zuerst Russland und dann ganz Europa ins Verderben stürzen wolle.“ Diese Haltung käme auch in zahlreichen seiner Werke zum Ausdruck. ebenso fände sich eine Fülle von Briefwechseln, die Glinkas Judenhass deutlich erkennen ließen.
BVG: Antisemitismus weniger schlimm als Rassismus
„Wir haben uns nicht für etwas entschieden, sondern ganz bewusst gegen eine Bezeichnung, die von vielen Menschen als eine Kränkung empfunden wird“. So die Stellungnahme der Verkehrsbetriebe. Soll heißen: Antisemitismus ist kein Problem, so lange er nicht von Rechts (also den Rassisten) kommt.
Klar, die BVG muss an ihre Stammkundschaft denken. An die vielen Migranten und Asylanten muslimischen Glaubens und die aufrichtigen Antifaschisten, die Berlins Stadtbild in nicht wenigen Straßenzügen prägen. Auch wenn die meisten von denen schwarzfahren, will man sie doch bei Laune halten. Schließlich könnte es Jobs kosten, diese Klientel zu vergraulen. Sowohl bei den Sicherheitsdiensten als auch bei der Polizei. Also: Weg mit dem Mohren und her mit dem Antisemiten. Die politische Blase unter der Reichstagskuppel wird gewiss Verständnis für diese Entscheidung haben. BLM und FFF sowieso!
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