(Michael van Laack) Sollte versehentlich jemand aus dem Kanzleramt oder gar aus dem Team von Pressesprechers Steffen Seibert diesen Artikel lesen, wird er sich vermutlich die Augen reiben! Hetzjagden? Wo sollen da Hetzjagden gewesen sein. Städtische Hetzjagden kann man nur auf Menschen veranstalten, nicht auf Polizisten. Das sind Beamte und somit Staatseigentum! Wir haben nur fröhlich Feiernde gesehen, die ihre Grenzen ausgetestet haben!
Als der vermutlich aus Steuergeldern finanzierte Zeckenbiss der „Antifa“ die auch später nicht bewiesene Behauptung aufstellte, in Rostock habe es Hetzjagden auf Menschen jener Herkunft gegeben, die am Samstag eskortiert von Linksradikalen die Stuttgarter Innenstadt zerlegten und Polizisten brutal angriffen, eilte die Kanzlerin tiefbesorgt ans Mikrophon! 36 Stunden nach der Horrornacht von Stuttgart haben wir noch nichts gehört aus Berlin.
Deshalb schreibe ich Ihnen diesen virtuellen Brief, Frau Bundeskanzlerin.
Wiederholen Sie einfach, was Sie zu Chemnitz sagten
Niemand verlangt von Ihnen, dass sie wirklich Mitleid mit den eingesetzten Polizisten haben, Frau Bundeskanzlerin. Auch nicht mit deren Familie oder mit den biodeutschen Geschäftsinhabern, die durch Plünderungen mindestens genauso stark in ihrer Existenz bedroht sein dürften, wie durch die Corona-Restriktionen.
Denn geheuchelte Empathie können die meisten Zuschauer durch den Bildschirm erspüren. – Sie oder Ihr Regierungssprecher müssen sich auch kein neues Wording ausdenken. Sagen Sie einfach dasselbe, was sie bereits zu Chemnitz äußerten.
Lassen sie den Chemnitz-Text durch Stuttgart-Bezug wahr werden!
„Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es [in Stuttgart] Hetzjagden gab, dass es Zusammenrottungen gab, dass es Hass auf der Straße gab, und das hat mit unserem Rechtsstaat nichts zu tun.“
Oder „stehlen“ Sie einfach dem Herrn Bundespräsidenten ein Zitat, der seinerzeit ausführte, dass auch er in tiefer Trauer sei über den Tod eines Chemnitzer Bürgers, dies aber für ihn niemals Anlass zur Selbstjustiz wäre. Sprechen Sie ihm also – nur minimal umgestaltet – nach:
„Ich bin wie viele andere in tiefer Trauer über den Tod des Kriminellen George Floyd. Aber die Erschütterung über diese Gewalttat wurde missbraucht, um Polizistenhass und Gewalt auf die Straßen der Stadt zu tragen.“
OK, mein Fehler. Das mit dem „Kriminellen“ lassen Sie einfach weg. Zuviel Wahrheit soll man den Bürgern in einem kurzen Statement auch nicht zumuten.
Stehen Sie Gretas treuester Partei zur Seite!
Obwohl ich weiß – Frau Dr. Merkel – dass Sie in der Regel ihrem grünen Lieblingskoalitionspartner keine Hilfe aufdrängen möchten, weil das den Eindruck erwecken könnte, die Union hätte es drauf und Ihre Partei wäre das buntfaschistische Original:
Sprechen Sie bitte auch das folgende damalige Wort mit dem eingefügten verändertem Ortsbezug in die Kameras:
„Es ist gut, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer Baden-Würtemberg jetzt Unterstützung angeboten hat, um Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten und die Gesetze einzuhalten.“
Denn Sie wissen ja: OB Kuhn und auch der Herr Ministerpräsident halten die Gewaltexzesse vom Wochenende für Spaß- und Party-Kriminalität. Ohne Sondereinheiten des Bundes wird das also munter so weitergehen.
Mut zur Wahrheit, Frau Bundeskanzlerin!
Das soll dann auch genug der Ratschläge sein, denn schließlich stehe ich nicht in ihrem Sold und bin auch vor einigen Jahren aus Ihrer Partei ausgetreten. Dennoch liegt mir – es mag Sie überraschen, dass es trotz aller entgegengesetzten Bemühungen der letzten 15 Jahre noch solche Menschen gibt – immer noch sehr viel an der Demokratie und unserem Vaterland.
Auch deshalb ermuntere ich Sie – Frau Dr. Merkel – die Fehler nicht zu wiederholen, die NRW in der Kölner Silvesternacht und BaWü in der aktuellen Situation gemacht haben: Verschleierung der Tätergruppen und ihrer Motivation, das Herunterspielen zahlreicher Straftaten als Katerfolge einer für die Teilnehmer unbefriedigend verlaufenden Party.
Machen Sie aus Ihrem Herzen keine Mördergrube!
Sprechen sie Klartext wie vor einigen Monaten anlässlich der Causa Kemmerich. Tauschen Sie lediglich einige Begriffe aus:
„Die Pressekonferenz war ein unverzeihlicher Fehler und muß in ihrer Wirkung rückgängig gemacht werden.“
Und dann ergänzen Sie bitte: „Uns liegen Erkenntnisse der Dienste vor, dass mehrere „Antifa“-Gruppen – ausgerüstet mit Sturmmasken – die Migranten im Stil der „Black Lives Matter“-Bewegung anfeuerten, Polizisten zu attackieren und Zerstörungen anzurichten. Seitens der Bundesregierung versichere ich Ihnen, dass wir das Thema Rassismus in der Polizei nicht weiter befeuern und den Kampf gegen Linksradikalismus unvermindert hart führen werden!“
Werden Sie, was sie sein sollen: Kanzlerin aller Deutschen!
So wünschen wir uns eine Kanzlerin, die den Anspruch hat, Regierungschefin aller Deutschen zu sein und die auch Ihren geschworenen Eid nicht bricht, der da lautet:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
Sie sind auch Menschen rechts von Ihnen verpflichtet!
Ob Gott Ihnen helfen wird, kann und will ich nicht beurteilen, Frau Bundeskanzlerin. Aber seien Sie versichert, dass alle echt Liberalen und Konservativen dieser Republik treu an Ihrer Seite stehen würden, wenn Sie sich bereit fänden, dass zu werden, was Sie nach dem Grundgesetz unserer Republik sein sollten: Ein Kanzlerin für alle!
Eine, die nicht ausgrenzt und nicht den Diskurs verweigert. Eine, die sich nicht an das Dogma klammert: „Rechts von der Union darf es keine Partei und somit auch keine Wahlbereiten geben! Ganz egal, wie weit ich meine Partei nach links führe!“.
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