Freitag, 29. März 2024

Eine Minute vor 12: Der morgige Samstag wird zum Schicksalstag Frankreichs

Welche Bilder wirklich in Frankreich zu sehen sind, zeigen unsere Medien nicht, aber private Viodeoaufnahmen vermitteln einen Eindruck. Und der deutet darauf hin, dass der kommende Samstag zu einem Schicksalstag Frankreichs, ja vielleicht ganz Europas werden könnte.

„Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.“

Das sind die Zeilen aus Heinrich Heines Gedicht „Belsazar“, die die berühmte Geschichte des babylonischen Königs Belsazar, des Sohnes von Nebukadnezar, besingt, dessen Ausschweifungen, Plünderungen und Unterdrückung berüchtigt waren. Bei einem prunkvollen Gelage erscheint die Schrift „Mene mene tekel Upharsin“ an der Wand: „Gezählt, gewogen und geteilt“. (Gezählt und beendet sind die Tage Deiner Herrschaft, Du wurdest gewogen und für zu leicht befunden, Dein Königreich wird zerfallen und zerteilt.) In derselben Nacht wurde Belsazar von seinen eigenen Leuten erschlagen.

Die Franzosen haben ihrem jugendschönen Posterboy-Präsidenten Emmanuel Macron schon den Spitznamen „Sonnenkönig“ in Anlehnung an den verschwenderischen, selbstverliebten und prunkversessenen König Louis XIV gegeben. Die Herrschaftsform des jüngsten französischen Präsidenten geißelt das Volk als „Macronat“.

Große Teile der Franzosen arbeiten, haben aber kaum genug, um überhaupt leben zu können. Viele mussten aus der Stadt hinaus in die Vorstädte auf‘s Land ziehen, weil sie die Mieten nicht mehr bezahlen können. Draußen, auf dem Land ist es billiger, doch die Struktur der öffentlichen Verkehrsverbindungen ist unterentwickelt und viel zu dünn besetzt. Um in der Stadt arbeiten zu können, muss ein Auto her. Daher sind die deutlich gestiegenen Benzinpreise, Heizgaspreise und Strompreise für einen großen Teil der Franzosen eine Frage des Überlebens.

Neue Teppiche im Elyséepalast für Hunderttausende Euro

Die Arbeitslosigkeit ist hoch und fast jede Familie muss mindestens einen arbeitslosen Verwandten mit unterstützen. Das französische Volk ist der wahrscheinlich zutreffenden Meinung, dass ihr Präsident, der sich eine Visagistin für Tausende von Euro und schicke, neue Teppiche im Elyséepalast für Hunderttausende Euro leistet, keine Ahnung hat, von welchen Minisummen eine französische Familie leben muss.

Dieses „Präkariat“ ist nun im wahrsten Sinne auf die Barrikaden gegangen. Welche Bilder wirklich in Frankreich zu sehen sind, zeigen unsere Medien nicht, aber private Viodeoaufnahmen vermitteln einen Eindruck.

Gelbwesten in Paris: Bilder die man so nie im TV sehen wird from Rosi on Vimeo.

Die Medien beschreiben diese Szenen als „bürgerkriegsähnliche Zustände“. Das ist eine bewusste Lüge. „Bürgerkrieg“ ist eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen verschiedenen, verfeindeten Lagern innerhalb des Volkes. In Frankreich gibt es keine verfeindeten Lager im Volk. Das Volk rebelliert gegen die Regierung und deren Handlanger und das nennt man Aufstand. Können die Beschwerden und Forderungen des wütenden Volkes nicht beruhigt, gelöst oder niedergeschlagen werden, wird der Aufstand zur Revolution. Diese endet, wenn die Machthaber entfernt wurden. Das kann durch unblutiges Absetzen, aber auch durch blutige Gewalt geschehen.

Frankreich ist nicht berühmt für unblutige Revolutionen. Im Gegenteil

Der nächste, vielleicht heftigste Schlag ins Kontor der Machthaber geschah gestern. Die Gewerkschaft der Polizei kündigte einen unbefristeten Streik ab Samstag an. Die Polizisten sind überarbeitet und schieben Berge von Überstunden vor sich her. Ihnen geht es auch nicht anders, als den Gelbwesten, die da protestieren. 75% der Bevölkerung Frankreichs stehen hinter den Gelbwesten. Die fehlenden 25% sind nicht alle Polizisten.

Das drückt auch die offizielle Erklärung der Polizeigewerkschaft aus:

Die Forderungen der Gelbwesten-Bewegung gehen uns alle an. Es ist an der Zeit, sich legal zu organisieren und Solidarität mit ihnen zu zeigen, zum Wohle aller. Wir sind besorgt, weil wir Teil des Volkes sind. Unser Anliegen ist es, am Ende des Monats über die Runden zu kommen und nicht die Teppiche im Elysée für 300.000 Euro zu wechseln.“

Und weiter:

Unsere Leitungsebene wird uns erneut am nächsten Samstag, den 8. Dezember 2018 zum Einsatz schicken, um für sie und die Regierung die Köpfe hinzuhalten. Wir wissen, dass wir Verwundete haben werden, und wir fürchten, dass wir diesmal auch Tote unter uns haben werden auf Grund der Unfähigkeit unserer Führung.“

Die Französische Polizei kratzt selbst überall am Limit und ist kaputtgespart worden. Auch die Polizeigewerkschaft hat eine lange Liste von Forderungen an die Regierung.

Nationale Polizei im Streik

Der berühmte Tweet der Nationalen französischen Polizei:

Übersetzung über dem Bild:

Vorankündigung # unbegrenzter Streik im @NationalePolizei ab # 8Dezember # Dezember2018 eingereicht !!! Gleicher Kampf wie die #Gelben Westen für die #EinkaufenKönnen. Werden die Herren @CCastaner und @EmmanuelMacron #Macron endlich miteinander auskommen? https://vigimi.fr/f/actualites-fr/entry/

Das bedeutet, dass der kommende Samstag, bei der nächsten „Generalmobilisierung“ der Gelbwesten, kein Polizist mehr die Politiker schützen wird.
Könnte es sein, dass wir einen Sturm auf den Elyséepalast erleben?

Wie gehen die Eliten mit der Lage um?

Wie immer. Sie können mal wieder die Zeichen an der Wand nicht lesen. Sie haben dies und das an den Protestlern auszusetzen und nörgeln hochnäsig aus ihren Elfenbeitürmen herunter. Sie reden von „Krawallen“ und dem „Mob“. Genauso war es in den den letzten Wochen der DDR, als die Montagsdemonstranten als „Krawallmacher“ abgekanzelt wurden.

Ein Beispiel ist Frederic Filloux, ein bekannter und von den Systemmedien hofierter, französischer Medienwissenschaftler und ein gebildeter Schreiber, der auch international und in Englisch seine Ansichten publiziert. Sein Themenreservoir kann man auf seiner Medienseite im Internet einsehen. Schwerpunkt sind die sozialen Medien, die Entwicklung der klassischen Medien, deren besorgter Fürsprecher er ist. Er beobachtet die Entwicklung weg von den klassischen Zeitungen und hin zu den Blogs, Alternativen und Sozialen Medien mit großem Unbehagen.

Daher alarmiert es Herrn Filloux, dass die „lose Gruppe von Demonstranten, Randalierern und Krawallmachern, die nur der Protest gegen Macrons Politik und die gelben Warnwesten vereinen“, ihre Aktivitäten ganz autonom über Facebook und Twitter koordinieren. Die Ansichten eines elitären Medienwissenschaftlers wären weiter nicht wichtig, aber er ist ein typischer Vertreter der Filterblase der EUropäisch-globalistischen, hypermoralischen System-Eliten, die „das Volk“ stets mit einer arrogant-distanzierten Abneigung betrachten. Seine Beiträge zu dem Aufstand der Gelbwesten werden international beachtet und viel zitiert. Er schreibt:

Vor zwei Wochen wurden vor Ort mehr als 1.500 Facebook-Veranstaltungen im Zusammenhang mit den Gelben Westen organisiert, die manchmal ein Viertel der Bevölkerung einer Stadt mobilisierten. Selbsternannte Denker wurden dank populärer Seiten und einer Flut von „Facebook-Lives“ zu nationalen Persönlichkeiten. Einer von ihnen, Maxime Nicolle (mit 107.000 Anhängern), organisiert häufig improvisierte „Lives“, woraufhin ihm unmittelbar Tausende Leute folgen. Sein Evangelium ist ein Gebräu wirrer Forderungen, aber er ist jetzt eine Stimme der Nation. Sein Facebook-Konto mit dem Bild einer Guillotine, Symbol der Französischen Revolution und dem Instrument für die Todesstrafe bis 1981, wurde vorübergehend heruntergenommen, nachdem er zwischendrin ein akzeptableres Bild eingesezt hatte. Trotz surrealer Vorstellungen, aber immer mit ellenlangen Listen an Forderungen, tauchen diese Leute in populären Fernsehsendungen auf. Das nationale Fernsehen läuft zur Zeit einer sozialen Bewegung hinterher, die als nicht von den Eliten korrumpiert, ungefiltert und mehr authentisch gesehen wird.“

Angst vor dem Volk

Die Forderungen der Gelbwesten sind nicht „wirr“. Die Webseiten, auf denen sie veröffentlicht werden, werden nur dauernd gelöscht und gesperrt. Eine Liste der Forderungen (in Deutsch) ist hier zu finden.

Auch der bekannte Journalist Leonid Bershidsky schreibt auf Bloomberg vollkommen fassungslos:

Es gibt nichts Demokratisches an dem Emporkommen der (Facebook)-Gruppenadministratoren zum Sprecher für das, was da als Volksbewegung gilt. Im Gegensatz zu Macron und den Französischen Gesetzgebern sind sie nicht gewählt worden.“

Soviel hilfloses Unverständnis ist schon fast rührend. Revolutionsführer bewerben sich nicht per geheimer Wahl für‘s Amt. Sie sind leuchtende Kristallisationspunkte und Anführernaturen, die begeistern können, die Mut und Kampfeswillen haben und geben … und um die herum sich die Aufständischen aus Instinkt für das Alpha-Tier scharen.

Revolutionen sind ein sich lange anbahnender, eruptiver Vorgang, wie ein Vulkanausbruch. Wer die Geschichte von Revolutionen studiert, erkennt die Vorzeichen. Und die sind hier schon mehr als deutlich.

Es ist eine Minute vor 12

Es hat seit Jahren genügend Anzeichen vorher gegeben, wie vor jeder Revolution. Die Wahl Macrons zum Präsidenten war ein Trick des Systems, bei dem im letzten Moment der französische Wähler noch mal hereingelegt und getäuscht werden konnte mit einem künstlich aufgebauten, hübschen Bürschlein, das sich als großer, parteiloser, patriotischer Reformator inszenieren ließ.

Tatsächlich ist Emmanuel Macron aber ein von den Eliten hochgepäppelter, ehrgeiziger Rothschild-Banker. Die Franzosen fanden schnell heraus, dass sie verarscht worden sind und jetzt ist es eine Minute vor zwölf.

Mit einem zur Weißglut aufgestachelten Volk kann man genausowenig über Demokratie und gute Manieren diskutieren, wie mit einem Vulkan über die Zerstörungen seiner Lavaströme.

Der Aufstand schwappt schon über die Grenzen. In Brüssel heizen die Gelbwesten der EU direkt in ihrem Vorgarten schon heftig ein:

 

Erste Solidaritätsbekundungen in Deutschland:

Warten wir, was am Wochenende passiert.

  • Wird Emmanuel Macron die Armee mobilisieren? Und wenn ja, wird sie überhaupt kommen?
  • Oder erleben wir den Einsatz der EUROGENDFOR, eine multinationale EU-Polizeitruppe, die genau für solche Zwecke aufgebaut wurde.
  • Werden Scharfschützen in die Menge schießen?

Vielleicht ist der kommende Samstag eine neue, historische Zäsur in der Geschichte Europas, die in die Geschichtsbücher eingeht. Entweder, weil ein Aufstand des Volkes brutal niedergeschlagen wurde und der EU die schöne Menschenrechts-Maske heruntergerissen wurde.

Oder weil Macron zurückgetreten ist.

Oder weil das Volk gesiegt hat. Was einen Flächenbrand auslösen könnte.

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Der Beitrag erschien zuerst bei JOUWATCH

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