Freitag, 29. März 2024

Die Querfront marschiert und skandiert: #wirsindmehr und #unteilbar!

Ein Gastbeitrag von Stefan Eissler

Zu den vielen Gemeinsamkeiten zwischen damalige und heutige Faschisten gehört unter anderem diese:

  • Die Nationalsozialisten organisierten regelmäßig große Aufmärsche – das sollte der Öffentlichkeit signalisieren: #wirsindmehr!
  • Dabei legten die Nazis großen Wert auf uniformes Auftreten sowie auf Marschieren in Reih und Glied – das sollte der Öffentlichkeit signalisieren: wir sind #unteilbar!

Da heutige Faschisten ihrem Selbstverständnis nach „Antifaschisten“ sind (ja, davon sind die meisten von ihnen tatsächlich ehrlich überzeugt!), kommt für sie uniformes Auftreten und Marschieren im Gleichschritt natürlich nicht mehr in Frage. Vielmehr bedient man sich heute wo immer möglich einer gegenteiligen bzw. einer inversen Symbolik:

Man ist nicht braun, sondern bunt. Man idealisiert nicht gesellschaftliche Einheit und Homogenität, sondern Diversität und Vielfalt[1]. Das Feindbild, der rassistische Fetisch, ist nicht mehr „der Fremde“, sondern  „der alte weiße Mann“. Diese invers-faschistische Symbolik ist enorm wichtig und entsprechend auch Stilprägend für die Aufmärsche heutiger Faschisten.

Der Antifaschismus ist seinem Wesen nach ein Faschismus

Da der Antifaschismus seinem Wesen nach aber dennoch ein Faschismus ist (dazu ein andermal ausführlich hier auf PP), bleiben die Widersprüche zwischen der inversen faschistischen Symbolik und dem tatsächlichen faschistischen Wesenskern nicht aus. Alleine das Hashtag #unteilbar spricht in diesem Zusammenhang Bände.[2]

Nirgends aber tritt der Widerspruch zwischen inverser faschistischer Symbolik einerseits und dem faschistischen Wesenskern andererseits deutlicher zu Tage, als bei den Initiatoren und Unterstützern des Bündnisses #unteilbar, das am 13. Oktober aufmarschiert. Dann nämlich formiert sich in Berlins Straßen die zweifellos absurdeste Querfront seit dem Aktionsbündnis zwischen sozialistischen und völkisch-nationalistischen Gruppierungen in den 1920er und 1930er Jahren.

Der historische Ursprung des Begriffs „Querfront“

Die Nationalsozialisten hatten ihren Erfolg unter anderem einer Strategie zu verdanken, bei der Aktionsbündnisse „quer“ zu damals bestehenden gegensätzlichen ideologischen Lagern geschmiedet wurden – grob gesagt zwischen progressiven sozialistischen und reaktionären völkisch-nationalistischen Gruppierungen. Solche strategischen Aktionsbündnisse nennen Historiker „Querfront“.

Querfront heute

Heute gibt es sie wieder, die Querfront. Die heutige Querfront formiert sich in Aktionsbündnissen zwischen Gruppierungen und Persönlichkeiten, die noch weit gegensätzlicher und widersprüchlicher zueinander stehen, als ihr historisches Vorbild: Einerseits Gruppierungen aus dem links-grünen Lager sowie den Kirchen und andererseits aus dem Lager konservativ-islamistischer Muslime.

Um zu veranschaulichen, dass es sich tatsächlich um die wohl absurdeste Querfront seit dem Nationalsozialismus handelt, möchte ich hier aus einem Statement zitieren, dessen Autoren der ideologisch-weltanschaulichen Nähe zu „Philosophia Perennis“ gänzlich unverdächtig sind. Zur Liste der Erstunterzeichner und Unterstützer von #unteilbar schreibt das Bündnis „ehrlos statt wehrlos“:

[…] So sind bedeutende Mitgliedsvereine des unterzeichnenden Zentralrats der Muslime (ZMD), wie beispielsweise die Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD), der islamistischen Muslimbruderschaft zuzuordnen. Zum ZMD gehört auch das Islamische Zentrum Hamburg (IZH), der verlängerte Arm des Iranischen Regimes in Deutschland.
Ähnlich verhält es sich mit Inssan e.V., der ebenfalls den Aufruf von #unteilbar unterstützt. Inssan unterhält gute Beziehungen zum IGD und kann mit Recht als Vorfeldorganisation der Muslimbrüder in Deutschland angesehen werden. Verbindungen bestehen auch zu Yusuf Al-Qaradawi, einem wichtigen Vordenker der Muslimbrüder, der u.a. die Todesstrafe für Apostaten, Ehebrecher und Homosexuelle fordert.

Das Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e.V., ebenfalls Erstunterzeichner, führt gemeinsam mit Inssan und anderen islamistischen Organisationen einen Kampf für die islamische Verhüllung von Frauen und gegen das Berliner Neutralitätsgesetz – ein Gesetz, das Beamten und Beamtinnen die Zurschaustellung religiöser Symbole untersagt und weltanschauliche Neutralität gewährleisten soll.

Darüber hinaus sind viele weitere Erstunterzeichner – von der AKP-Freundin Kübra Gümüsay bis zur antisemitischen Organisation Pax Christi – als Bündnispartner völlig indiskutabel.[…] (Quelle: Facebook)

Vor dem Hintergrund dieses illustren Kreises an Unterstützern und Erstunterzeichner liest sich der Aufruf des Aktionsbündnisses #unteilbar wie ein trauriger Witz. In jedem Fall wird klar: Die Querfront marschiert wieder.

Der Hass ihres historischen Vorbilds richtete sich gegen die letzte Partei, die sich der der damaligen faschistischen Querfront entgegen zu stellen wagte: gegen die SPD. Heute ist es selbst für viele Linke kaum zu übersehen, dass sich der geballte Hass der heutigen Querfront ebenfalls ausschließlich gegen die letzte Partei richtet, die es wagt, sich der faschistoiden Querfront entgegen zu stellen: gegen die AfD.

So stellt auch das Bündnis „ehrlos statt wehrlos“ fest:

[…] Die Inhaltslosigkeit des Aufrufs ist offenbar der Bündnispolitik von #unteilbar geschuldet, denn nicht umsonst finden sich in der langen Liste von Erstunterzeichnern diverse Gruppen und Personen, die vermeintlich sonst wenig gemeinsam haben: neben einem Who-is-Who der in Deutschland etablierten NGOs wie Amnesty International oder dem Chaos Computer Club tauchen hier […] alle auf, die sich eben irgendwie gegen AfD und Rassismus positionieren wollen.[…]

Wenn sich aber offenkundige Rassisten gegen „AfD und Rassismus“ positionieren, bleibt als eigentliches Ziel nur die letzte echte parlamentarische Opposition in der Bunten Republik Deutschland, die AfD.

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Hier geht es zum Facebookprofil des Autors: Stefan Eissler

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Anmerkungen:

[1]   Aber „Vielfalt“ ist nicht per se gut und erstrebenswert, sondern kann, sobald es als weltanschauliches Dogma eines faschistischen Anti-Faschismus auftritt, auch antidemokratisch, willkürlich und verfassungsfeindlich sein. Kurzum: „Vielfalt“ kann auch ein Stilmittel des faschistischen Totalitarismus sein. So schrieb beispielsweise Dushan Wegner erst neulich: […] Nein, ich will keine »Vielfalt« in Fragen von Würde des Menschen, in Fragen von Religionsfreiheit (und damit auch dem Recht, frei von Religion zu sein), in Fragen von Rechten der Frau (nicht nur, aber auch, weil ich Vater einer so nervigen wie zuckersüßen und klugen und überhaupt wunderbaren Tochter bin), ich will keine »Vielfalt« beim Rechtsstaat (ich will dass für Einheimische und Besucher das gleiche Recht gilt – bin ich damit »rrrächts«?) – nein, Rechtsstaat, Demokratie und überhaupt Zivilisation bedeutet, dass in erstaunlich vielen Dingen für alle dasselbe, das gleiche, das identische Recht gilt. […] [2]  Da ich mich bereits seit geraumer Zeit mit dem Phänomen „Faschismus“ befasse, dachte ich bei #unteilbar sofort an DAS faschistische Symbol, das „Fascis“ (vgl. dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Fascis). Dieses Rutenbündel symbolisiert wie kaum etwas anderes im Faschismus das faschistische Ideal der Unteilbarkeit bzw. die andere Seite dieser Medaille: Die Einheit / Einigkeit. Als Symbol, das für Benito Mussolinis faschistische Bewegung stehen sollte, wählte dieser daher das Fasces und begründete dies später so: Der Faschismus fordere „Disziplin und eine Autorität, die in die Geister eindringt und darin unumstritten herrscht. Sein Wahrzeichen ist daher das Liktorenbündel, das Symbol der Einheit, der Kraft und der Gerechtigkeit“ (Arnold Rabbow: dtv-Lexikon politischer Symbole. A – Z (= dtv 3084). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1970, S. 77). Weitere Anmerkung am Rande: Die „Autorität, die in die Geister eindringt und darin unumstritten herrscht“ von der Mussolini sprach und die der Faschismus unter Mussolini anstrebte, charakterisiert wie kaum etwas anderes das Bestreben des heutigen Faschismus der Bunten Republik Deutschland.

 

PP-Redaktion
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Eigentlich ist PP nach wie vor ein Blog. Dennoch hat sich aufgrund der Größe des Blogs inzwischen eine Gruppe an Mitarbeitern rund um den Blogmacher Dr. David Berger gebildet, die man als eine Art Redaktion von PP bezeichnen kann.

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