Freitag, 29. März 2024

#wirsindmehr: Heute geht die Verhöhnung des Messeropfers von Chemnitz weiter

Ein Gastbeitrag von Daniel Mattisek

Dass heute in der Chemnitzer Innenstadt ein kostenloses – will sagen: mutmaßlich aus mannigfaltigen Steuermitteln zum „Kampf gegen Rechts“ gespeistes – „Benefizkonzert“ unter dem irrsinnig kreativen Hashtag #wirsindmehr stattfindet, verwundert nicht wirklich.

In anderen Ländern gibt es vergleichbare Konzerte für Mordopfer, für Hinterbliebene, für Betroffene von Naturkatastrophen. Doch in Deutschland orientiert sich der Begriff Benefiz – „Wohltat“ – selten „für“ irgendwen oder irgendwas, sondern nur „gegen“; und zwar, was sonst: „gegen Rechts“.

Deshalb ist auch nicht die Ermordung eines kubanischstämmigen deutschen Mitbürgers mit Dutzenden Messerstichen (durch Täter, die unter rechtsstaatlichen Kriterien nie oder jedenfalls nicht mehr hätten im Land sein dürfen) gedenkwürdig, sondern die maximalmögliche pauschale Stigmatisierung von verunsicherten Normalbürgern, die deswegen auf die Straße gingen und von einer Handbreit Unbelehrbarer flankiert wurden, als „Faschisten“.

Richtige Haltung zu zeigen ist heute so wichtig wie Abitur und Schufa

Wie immer findet sich prompt eine ganze Schar prominenter Künstler der Gottbegnadetenliste von Politik- und Medienlieblingen, die an vorderster Front dabei sind, um der gerechten Sache zu dienen. Die Vernetzung der die staatlichen Institutionen, Kulturvereinen und Redaktionen dominierenden Altlinken mit den Ikonen ihrer eigenen Jugend (oder solchen, die unhinterfragt für deren legitime Erben gehalten werden) führt dazu, dass die Live-Interpretenliste in Windeseile steht und allerorts massiv beworben wird.

Und weil die richtige Haltung zu zeigen heute mindestens so wichtig ist wie Abitur, Schufa, abgeschlossene Berufsausbildung, Führerschein oder steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung, verbreiten Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker vor allem der etablierten Parteien und links davon mit Freuden das Werbebanner von „wirsindmehr“ viral.

Bundespräsident wirbt für linksextreme Bands

Auch Bundespräsident Frank-Meier Steinmeier will mit dabei sein und bewirbt die Veranstaltung auf seiner Facebook-Seite. Dass etliche der im Banner von „wirsindmehr“ als Eyecatcher aufgelisteten Bands linksextreme, teilweise gewaltaffine oder verfassungswidrige Aktivisten sind, die gegen Staat und Polizei hetzen, scheint dem Staatsoberhaupt der Bundesrepublik hierbei vollkommen gleichgültig zu sein.

Ganz vorne wird am Montag die Gruppe „Feine Sahne Fischfilet“ mit am Start sein. In Titeln wie „Komplett im Arsch“ oder „Alles auf Rausch“ verherrlicht sie Anarchie, Drogen und Gewalt; ihre Fanbase ist fast ausnahmslos im Umfeld der linksautonomen Szene verortet.

Keinen Hehl machten sie daraus, was sie von Polizisten halten, den Trägern des Gewaltmonopols in demselben Staat also, dessen oberster Repräsentant Steinmeier ist: „Knüppel schlagen Köpfe ein, Wasser peitscht sie durch die Straßen. Niemand muss ein Bulle sein. Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt“. 2010 veröffentlichte die Band auf ihrer Webseite eine Bauanleitung für Molotowcocktails.

Laut Verfassungsschutzbericht Mecklenburg-Vorpommern, wo sie jahrelang gelistet war, sind „Feine Sahne Fischfilet“ klar linksextrem und gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung ausgerichtet. Als ihre Motive nennen sie „Wut gegen Rassisten, Sexisten, Homophope und Staat“; eine Aufzählung, die Bände spricht. Den letzten Punkt scheint man im Schloss Bellevue wohl überlesen worden zu haben.

Politisch korrekter Müll

Was diese Band absondert, ist Müll; aber es ist der korrekte Müll. Dafür hagelt es in Merkeldeutschland Preise für „Courage“. Bereits 2016 lobte der unsägliche Heiko Maas die Band für ihr „Engagement gegen rechts“; bezeichnenderweise in einem Atemzug mit Marteria. Marteria („dass ich die DDR als Kind erleben durfte, war schön“) nannte schon mal die verzagt-deeskalierenden polizeilichen Selbstverteidigungsmaßnahmen um Umfeld der Krawalle um Stuttgart 21 „Auswüchse einer Staatsgewalt, die hart zuschlagen kann“, und setzte sie allen Ernstes mit blutigen Einsätzen der Militärpolizei in Uganda oder Brasilien gleich:

„Das Vorgehen gegen Protestbewegungen ist ein Muster, das man überall erkennen kann“. Als Hansa-Rostock-Fan komme er „oft mit Tränengas und Schlagstöcken in Berührung“. Sein Gesellenstück im Kampf gegen Rechts legte Marteria ab durch das feingeistige Bekenntnis: „Ich bin auf jeden Fall klar links“ wie auch durch qualifizierte Statements zur Flüchtlingspolitik: „Es ist eine Frechheit, dass ich gerade irgendwo aus einem Kriegsgebiet vertrieben worden bin, dann in ein Asylbewerberheim komme, und dann stehen da Leute, die dagegen protestieren“.

Eine Frechheit war dementsprechend auch die Empörung über einen abgestochenen Deutschen in Chemnitz… und deswegen muss jetzt unbedingt gegen Rechts mitgerockt werden.

Verheuchelter linksetablierter Gruftiepunker

Über Campino, diesen Salon-Rabauken, der vielen als verheuchelter linksetablierter Gruftiepunker gilt, als Großmeister des Sturms im Wasserglas, müssen eigentlich keine Worte mehr verloren werden. Vermutlich war das prominente Erscheinen der „Toten Hosen“ ganz oben auf dem Line-Up von „wirsindmehr“ der Persilschein für Steinmeier, die Veranstaltung willfährig mitzupromoten.

Campino, diese toteste aller Hosen, diese abgeblühte Sumpfdotterblume des alten westdeutschen Gesinnungsmorasts, trieb einst als erster das Kunststück zur Perfektion, Establishment mit Subversion zu verbinden. Wo immer es galt und gilt, die eigene verlebte Visage „gegen Rechts“, gegen „Glatzen“, „Faschisten“ und „Spießer“ in die Öffentlichkeit zu recken, war und ist er als erster dabei. Und sogar wenn er mal ausnahmsweise das richtige sagt oder tut, wird es peinlich:

Als er beim diesjährigen – zu Recht letzten – „Echo“ die Preisverleihung an die Schutzpatronen des zweistelligen IQ-Deutsch-Raps Kollegah und Farid Bang wortstark geißelte, folgte wenig später prompt eine Forderung des Antisemitismusbeauftragten zur „Verleihung des Bundesverdienstkreuzes“; als sei das, was dieser musikalisch grotesk überschätzte Moralgröler auf tausend biergetränkten Bühnen seit Jahrzehnten absondert, plötzlich ein Akt lebensgefährlicher und selbstaufopfernder Zivilcourage, wenn es im Rahmen einer Gala bei Schampus und Häppchen gesagt wird.

„Bist du nicht Zecke, bist du Fascho!“

Weitere teilnehmende Bands der Chemnitzer Selbstbeweihräucherungsshow am Montag, für die unser Staatsoberhaupt eifrig Reklame macht, sind zum Beispiel „Kraftklub“ aus Chemnitz: Im Vorjahr wurden mehrere Strafanzeigen gegen deren Leadsänger Felix Brummer („Bist du nicht Zecke, bist du Fascho!“) erstattet, als er sich hochdifferenziert wie folgt äußerte: „Ey, das hier geht übrigens raus an die ganzen Vollidioten von Pro Chemnitz oder von Pegida oder wie die alle heißen: Fick-Finger! Fick-Finger!“.

Oder die Combo „K.I.Z.“, die öffentlich bekundeten: „Es wäre schön, wenn alle Menschen Linksradikale wären“.

Sie wären alle wieder sofort dabei

Ohne Frage: Würden morgen Wilhelm Frick, Joseph Goebbels und Adolf Hitler wiederauferstehen und bei der Bundesregierung oder bei Frank-Meier Steinmeier beantragen, einen „Fackelzug gegen Rechts“ durchs Brandenburger Tor durchführen zu dürfen, am besten mit anschließender Bücherverbrennung von – laut Kanzlerin „nicht hilfreichen“ – Autoren wie Sarrazin oder Sieferle oder Ulfkotte, würden sie den nicht nur prompt genehmigen, sie würden begeistert mitmarschieren.

Es ist die oberste Maxime in Buntland 2018: Haltung zeigen, auch wenn das Hirn auf der Strecke bleibt.

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PP-Redaktion
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