Donnerstag, 25. April 2024

Warum die APO 2018 dringend klare Abgrenzungen nach Rechtsaußen braucht

(David Berger) Vor einigen Tagen hat der bekannte Youtuber Oliver Flesch ein Video gepostet, in dem er sich kritisch mit dem „Volkslehrer“ beschäftigt (s.u.). Der „Volkslehrer“ ist ein anderer Youtube-Aktivist, der in den Medien als Nikolai N., der umstrittenste Grundschullehrer Berlins, bekannt wurde.

Spätestens seitdem er vom Schuldienst freigestellt wurde, driftet der Nikolai N. immer weiter in abstruse Sphären ab. So hielt er bei einer Veranstaltung ein Schild „Die Geschichte des Holocaust ist eine Geschichte voller Lügen“ hoch, präsentiert sich zunehmend in Gesellschaft von anderen Holocaustleugnern, entwirft völlig wirre Verschwörungstheorien, wird zunehmend zu einer übertriebenen Karikatur dessen, was die Mainstreammedien meinen, wenn sie von Reichsbürgern reden.

Wäre man ähnlich verschwörungstheoretisch wie Nikolai N. drauf, könnte man fast meinen, sein Arbeitgeber hätte ihn vom Dienst frei gestellt, damit man der Öffentlichkeit endlich einen echten Reichsbürger in Ton und Farbe präsentieren kann. Um dadurch das Verständnis der Bevölkerung für den kostspieligen Kampf gegen Rechts zu gewinnen

Doch Spaß beiseite: Eigentlich sollte man annehmen, dass sich bei der Distanzierung vom „Volkslehrer“ alle einig sind. Dem scheint aber nicht so zu sein. Wie die Reaktionen auf das kritische Video Oliver Fleschs zeigen. Da marschiert alles an übler rechtsextremer Mischpoke auf, was einen Internetzugang hat. Das lesen wir etwa:

„Der Flesch ist doch auch son Israel und Homofreund“ Und: „Wo ist den deine Kippa?“, „Du gehörst genau wie einige alternativen medien zum system. googlet israel connection. oliver f!ck dich f!ckt euch alle es sind die gleichen wie immer die beide seiten finanzieren.“

An diesen wenigen Beispielen zeigt sich sehr anschaulich ein Problem, das die APO 2018 derzeit hat: Tatsächlich sehen rechtsextreme Kreise nun ihre Stunde gekommen und wollen den dringend nötigen Widerstand gegen das System Merkel unterwandern. Unbewusst gestützt werden sie von denen, die gegen die dauernde Abgrenzeritis predigen. Um dann auf den Demos auch Redner sprechen zu lassen, die so gar nicht zu der APO 2018 passen.

Von diesen Leuten kommt immer wieder als Argument, wir dürften uns nicht dauernd abgrenzen oder gar spalten. Diese Aussage ist für sich genommen schlicht dumm. Zumal wenn sie von jenen kommt, die Merkel dafür kritisieren, dass sie sich weigert, Deutschland abzugrenzen. Jedes Volk, das seine Identität wahren will, muss sich abgrenzen. Jede Bewegung, die mit einer fest gefassten Identität etwas erreichen will, kommt ohne diese Grenzen nicht aus. Der Vorwurf des Spaltens ist zudem ein beliebtes Argument gegen alle, die Grenzen ziehen und klare Positionen verteidigen, es kommt am häufigsten von den Linken gegen die Merkel muss weg-Demonstranten. Dass es nun von einigen Rechtsradikalen ausgepackt wird, macht es nicht besser.

Diese Grenzen müssen von der APO 2018 gegen den rechtsextremen Rand unbedingt errichtet werden. Wir können nicht gegen das System Merkel, eine DDR 2.0 und die Einschränkung der Meinungsfreiheit und für Rechtsstaat und Demokratie kämpfen, wenn wir gleichzeitig die Zeit zwischen 1933 und 1945 verharmlosen oder gar glorifizieren, in der weit mehr Menschenrechte als das der Meinungsfreiheit auf übelste Weise mit Füßen getreten wurden. In der es weder Rechtsstaat noch Demokratie gab.

Die Grenzen müssen gegen jede Form des Antisemitismus, zu dem der Anti-Israelismus fest gehört, ganz klar gezogen werden. Und das nicht nur, weil wir uns in dem Fall eines Duldens des Antisemitismus zu Komplizen der Islamisierung machen. Wer den Holocaust leugnet, wilde antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet, dessen geistige Gesundheit ist nicht nur zu hinterfragen, er kann auch nicht mehr glaubhaft gegen die Islamisierung Europas aufstehen. Er hat seine Komplizen bei fanatischen Palästinensern beim Al quds-Tag, aber bei uns nichts verloren!

Wer mit Faschismen – egal welcher Couleur – liebäugelt, kann kein Teil der APO 2018 sein. Erst recht kommt es nicht in Frage, dass die ganzen selbst ernannten Volkslehrer als Redner bei Demonstrationen der APO 2018 auftreten. Sie stehen der sog. „Antifa“, die die wahren neuen „Nazis“sind, viel näher als dem Widerstand gegen Merkel.

Wenn die APO 2018 Erfolg haben will, muss sie sich klar von solchen Leuten distanzieren und sie aus ihren Reihen ganz bewusst ausschließen. Zahlenmäßig ist diese Gruppe völlig unbedeutend, sie ist lediglich in den sozialen Netzwerken sehr laut, wenn sie sich hinter der Anonymität und hinter immer neuen Fakeprofilen verstecken kann. Wer dieser kleine Gruppe nicht ganz klar die Tür zeigt, vertreibt dadurch die große Menge an vernünftigen Leute, die wir auf den Straßen brauchen, um die Wende einzuleiten.

Update: Aus aktuellem Anlass nun eine Umfrage zu dem Thema:#

Umfrage: Braucht die APO2018 eine klare Abgrenzung von „Rechtsaußen“?

 

 

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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