Donnerstag, 28. März 2024

Ramallah-Konferenz würdigt Hitlers Verbündeten

(Patrizia von Berlin) Dass Briten einen skurrilen Humor haben, wissen wir. Dass dies auch für Iren gilt, ist zumindest mir, neu. Es ist auch unsicher, ob die Teilnahme des Oberbürgermeisters von Dublin an der Ramallah Konferenz am Vorabend des weltweiten Holocaust Gedenktages noch unter britischen Humor fällt. Wobei das die einzige Entschuldigung für einen unerhörten Affront sein könnte.

Ein Foto israelischer Behörden zeigt den Oberbürgermeister auf der Veranstaltung, die den Kriegsverbrecher und Naziverbündeten al-Husseini glorifizierte.

Wer ist dieser Mann auf den beiden Bildern? Es ist der damalige Obermufti von Jerusalem, Hadschi Amin al-Husseini.

Was ist ein Obermufti
Muftis sind islamische Rechtsgelehrte mit der Authorität Rechtsgutachten, also Fatwas zu erteilen. Der Obermufti der Vorgesetzte aller Muftis in seiner Region oder seinem Land. Sein heutiger Nachfolger, der 7. Großmufti von Jerusalem, Muhammad Ahmad Hussein ist seit 2006 im Amt und das Oberhaupt der palästinensischen islamischen Geistlichen.

Der Spiegel 44/1951 beschreibt Hadschi Amin al-Husseini wie folgt:

In drei Jahrzehnten hat sich Hadschi Amin durch Komplotts, Attentate und Rebellionen, wie sie nur im obskuren Raum des Islam-Glaubens möglich sind, zur einflußreichsten und auf seine besondere Art mächtigsten Figur der Islam-Welt hochgewunden.

Sein Bündnis mit dem Nationalsozialismus wurde öffentlich, als er 1941 zusammen mit Adolf Eichmann den Aufstand im Irak organisierte. Als dieser fehl schlug, floh er zunächst in die japanische Botschaft in Teheran und von dort über Rom nach Berlin.
Und in Berlin erhielt er nicht nur Asyl.

Sein persönlicher Unterhalt, den man durchaus als Symbol für die Wertschätzung durch das Deutsche Reich sehen kann, betrug astronomische 93.550 Reichsmark im Jahr, wie der Spiegel meldete. Der Monatslohn damals: 165 RM.

Al-Husseini’s Zusammenarbeit mit dem NS Regime beschränkte sich in Berlin nicht nur auf Propaganda, wie man meinen könnte.

Und die Zusammenarbeit war auch nicht erst im Krieg entstanden. Vielmehr fand der erste Kontakt, wie der Historiker Martin Cüppers in einem Interview mit der „Jüdischen Allgemeinen“ betont, bereits im März 1933 statt.

Einem -vermutlich etwas erstaunten- deutschen Generalkonsul in Jerusalem, erklärte er, so Cüppers weiter, dass er die Hoffnung habe, dass die „Nazis ihre Macht weiter ausdehnen und wichtige Bündnispartner der Araber“ werden mögen.

Jahre später wurde das Bündnis dann Wirklichkeit. In vielerlei Hinsicht. Die Zusammenarbeit führte dann sogar zur ersten islamischen Einheit in einer deutschen Armee, der Waffen SS Division Handschar, für deren geistliche Führer im Jahr 1944 sogar ein eigenes Imam Institut als Ausbildungsstätte ins Leben gerufen wurde.

Die Division fiel -selbst für an SS Einheiten anzulegende Maßstäbe- als überaus grausam vorgehende Einheit auf.

Wie weit der Einfluss al-Husseini’s ging, ist wenn man das NS Regime vor Augen hat, unglaublich, wie das nächste Beispiel illustriert. Reichsleiter Rosenberg, dessen rassenideologische Schriften, wie „Der Mythos des 20. Jahrhunderts“ prägend für den Nationalsozialismus waren,  verfügte nach einem Besuch des Großmuftis bei ihm, dass in der deutschen Presse „die Bezeichnung „Antisemitismus“ zu unterbleiben hat.“ Man wolle nicht den Eindruck erwecken, Juden und Araber „in einen Topf zu werfen“.

Himmler, dessen Sympathie für den Islam ja bekannt sind, versprach al-Husseini die Entsendung eines „Judenberaters“ nach Jerusalem, nach dessen Eroberung.

Im Reichssicherheitshauptamt waren diese Personen für die „Erfassung und spätere Deportation jüdischer Gemeinden“ zuständig, so erklärt Cüppers. Nun, der Krieg setzte diesen gemeinsamen Plänen glücklicherweise ein Ende.

Beim Zusammenbruch des Dritten Reichs ging al-Husseini dann illegal in die Schweiz, wurde den Franzosen übergeben, freigelassen und fand warmherzige Aufnahme und Bewunderung bei den Muslimbrüdern, deren Führer ihm 1946 Anerkennung zollte:

Deutschland und Hitler sind nicht mehr, aber Amin el-Husseini wird den Kampf fortsetzen.

Und eben diesen Hadschi Amin al-Husseini hält man bei der Ramallah Konferenz am Vorabend des Holocaust Remembrance Day 2018 immer noch in Ehren. Und der Oberbürgermeister, in Anzug und mit Amtskette, ehrt die Veranstaltung in Ramallah mit seiner Teilnahme. Und sitzt unter dem Bild von Hitlers Verbündetem.

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Für die Freiheit nicht lügen zu müssen. Eine Lebensweisheit, die ich vor vielen Jahrzehnten von Reiner Kunze (Die wunderbaren Jahre) erhielt. Ich lernte, was das Wichtigste für ihn war, als er in den freien Westen ausgesiedelt wurde. Nicht Reisen, nicht die Genüsse der Welt. "Dass ich nicht mehr lügen muss", war seine Antwort.

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