Donnerstag, 28. März 2024

Richard Dawkins: „Warum ist es für Euch in Ordnung, das Christentum zu kritisieren, aber nicht den Islam?“

(JouWatch) Ein kalifornischer Radiosender hat den wohl einflussreichsten Biologen unserer Zeit, Richard Dawkins, politisch korrekt aus einer Sendung wieder ausgeladen. Der Zoologe, theoretischer Biologe, Evolutionsbiologe und Autor populärwissenschaftlicher Literatur habe verletzender Kommentare über Muslime veröffentlicht.  

Wie der Express berichtet, habe die kalifornische Radiostation KPFA Richard Dawkins, einer der einflussreichsten Biologen unserer Zeit, wegen seines neuen Buch „Brief Candle in the Dark“ eingeladen. Weil der Sender aber nicht darüber informiert gewesen sei, dass Dawkins mehrfach schon in Tweets oder Kommentaren Moslems beleidigt und den Islam verunglimpft habe, habe man nach Kenntnisnahme den Biologen wieder ausgeladen. Am 20. Juli informierte KPFA alle Ticketkäufer, dass die Veranstaltung storniert wurde, ohne jedoch zuvor mit Richard Dawkins gesprochen zu haben.

„Warum ist es für Euch in Ordnung, das Christentum zu kritisieren, aber nicht den Islam?“

In einem offenen Brief an den Sender bemerkte Dawkins zu seiner Ausladung und den erhobenen Vorwürfen:

Er habe die lächerlichen pseudowissenschaftlichen Behauptungen von islamischen Gelehrten kritisiert und den Widerstand gegen die Evolutionslehre und andere wissenschaftliche Wahrheiten, in denen der Senders einen doppelten Standard sieht. Er kritisiere das Christentums ebenfalls, dafür sei er bekannt.Jedoch sei er wegen diese Kritik noch nie ausgeladen worden.

An die Verantwortlichen des Senders gewandt, stellte er die Frage, warum diese dem Islam einen Freibrief geben würden. „Warum ist es für Euch in Ordnung, das Christentum zu kritisieren, aber nicht den Islam?“

Für Europa ist zu befürchten, dass es sehr schwerwiegende Kämpfe geben wird

Dawkins äußerte sich schon mehrfach kritisch über den Islam. So erklärte er 2011 in einem Interview, dass seiner Ansicht nach der Islam ein großes Übel in der Welt sei. Für Amerika indes ist er optimistisch, was den radikalen Islam angehe. Für Europa befürchtet er, dass es sehr schwerwiegende Kämpfe geben werde.

Auf die Frage, weshalb er den Islam als problematischer einstufe als das Christentum antwortete der Wissenschaftler, dass der muslimische Glaube sich wortwörtlich an den Koran binde. Das Christentum rekrutiere sich eher aus einer historischen Tradition des Fragens. In der islamischen Welt gebe es viele Menschen, die sagen: „Der Islam ist richtig, und wir werden euch unseren Willen aufzuzwingen.“

Der Islam hat seit dem Mittelalter nichts Gescheites hervorgebracht

pro medienmagazinWie das Christentum kritisierte Dawkins auch immer wieder den Islam. So schrieb er 2013 in einem Tweet, dass der Islam seit dem Mittelalter nichts Gescheites hervorgebracht habe.

Dawkins stellte fest, dass weltweit alle Moslems zusammen weniger Nobelpreise gewonnen hätten als die Absolventen des Trinity College in Cambridge. Bisher wurden zehn Nobelpreise an Menschen islamischen Glaubens verliehen. Die Absolventen von Trinity College in Cambridge gewannen bisher 32 Nobelpreise. Im Mittelalter gab es eine kurze Zeit, in der die Muslime große Dinge vollbrachten, so Dawkins weiter, seitdem habe sich aber nicht viel getan.

Als Begründung, warum er sich auf moslemische Nobelpreisträger bezog,  führt er an, dass er so oft von Übertreibungen und Angebereien über die Anzahl moslemischer Nobelpreisträger und über angebliche moslemische Wissenschaft lese. Das eklatante Missverhältnis wird deutlicher wenn man nur die wissenschaftlichen Nobelpreise betrachtet und die „weichen“ wie Friedens-  und Literaturnobelpreise herausrechnet. Da beläuft es sich auf genau zwei Preisträger: Ein Ägypter und ein Pakistaner, die beide im Ausland forschten (USA und GB). Aus den islamischen Ländern selbst kamen bislang Null Preisträger.  Die Reaktionen auf seine Aussage fielen damals von islamaffiner Seite entsprechend heftig aus.

Einflussreichster Biologe unserer Zeit

Dawkins wurde 1976 mit seinem Buch The Selfish Gene (Das egoistische Gen) bekannt, in dem er die Evolution auf der Ebene der Gene analysiert. In den folgenden Jahren schrieb er mehrere Bestseller, unter anderem The Extended Phenotype (1982), Der blinde Uhrmacher(1986), Und es entsprang ein Fluß in Eden (1995), Gipfel des Unwahrscheinlichen (1996), Der Gotteswahn (2006) und Die Schöpfungslüge (2009) sowie weitere kritische Beiträge zu Religion und Kreationismus. Dawkins gilt als einer der bekanntesten Vertreter des „Neuen Atheismus“.

Dawkins ist Mitglied der britischen Skeptics Society, einer Organisation der Skeptikerbewegung, sowie weiterer britischer Organisationen zur Förderung humanistischer und atheistischer Weltanschauungen und einer stärkeren Säkularisierung des britischen Staates. Er gehört zu den Meinungsführern der  Brights. Die Brights sind ein internationaler Zusammenschluss von Personen, die ein Weltbild vertreten, das für sich in Anspruch nimmt, frei vom Glauben an Übernatürliches zu sein.

„Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Jetzt höre auf, Dir Sorgen zu machen, und genieße Dein Leben!“

Schon in früheren Werken verteidigte Dawkins die Evolutionstheorie vehement gegen teleologische Konzepte, die in der Entstehung der Arten eine Zielgerichtetheit erkennen wollten. Insbesondere bekämpft er jede Form von Kreationismus und „intelligent design“.

Richard Dawkins unterstützte 2008/09 gemeinsam mit der British Humanist Association die Atheist Bus Campaign der Aktivistin Ariane Sherine. Auf Londoner Bussen waren die Zeilen „There’s probably no god. Now stop worrying and enjoy your life.” (auf Deutsch: „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Jetzt höre auf, Dir Sorgen zu machen, und genieße Dein Leben!“) zu lesen. Seine Unterstützung begründete Dawkins damit, dass diese Kampagne Leute zum Denken bringen werde – und Denken sei Anathema für jede Religion. (BS)

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Der Beitrag erschien zuerst bei

JOUWATCH

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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