Donnerstag, 28. März 2024

Schleier und Niqab: Warum Melania und Ivanka Trump sowohl bei den Saudis wie beim Papst richtig gehandelt haben

(David Berger) Ahmad Mansour, seines Zeichens Sprecher des 2015 gegründeten „Muslimischen Forums Deutschland“ hat Melania und Ivanka Trump Doppelmoral vorgeworfen. In einem Facebook-Kommentar schrieb er:

„Den Koftuchzwang in Saudi-Arabien mutig ablehnen, aber vor dem Papst aus „Respekt“ seine Haare verstecken = Doppelmoral!“

Zum Hintergrund der Aussage: die beiden Begleiterinnen von US-Präsident Donald Trump hatten sich in Saudi Arabien mutig dem Protokoll widersetzt und bei den offiziellen Empfängen kein Kopftuch getragen. Im Vatikan dagegen haben sie die Jahrhunderte alte Tradition, nach der Frauen dem Papst mit einem leichten Schleier gegenüber treten, beachtet.

Mansour, der ansonsten ein ganz vernünftiger Mann zu sein scheint, ist mit dem Vorwurf der Doppelmoral nicht alleine. Gerade bei den auf Islam-Appeasement setzenden Schreibern in den sozialen Netzwerken kommt immer wieder der Vorwurf der Doppelmoral auf.

Sie alle können zu solch einem Vorwurf nur kommen, indem sie Äpfel mit Birnen vergleichen:

1.) Der Schleier, den Frauen bei der Papstaudienz tragen, ist ein Zeichen des Respekts dem höchsten Geistlichen der Christenheit gegenüber. Kopftuch, Niqab, Burka etc. sind im real existierenden Islam zu einem Zeichen des fehlenden Respekts der Frau gegenüber geworden, zu einem Zwangsinstrument. Keine Niquab o.ä zu tragen war ebenso ein Zeichen des Respekts, diesmal den Frauen gegenüber.

2.) Den Schleier bei Audienzen durch hohe Kleriker im Katholizismus mit dem Niqab oder der Burka zu vergleichen, ist nicht nur ein übler Taschenspielertrick, sondern auch eine perfide Bagatellisierung der muslimischen Frauenverachtung: Die katholische Frau, die im Vatikan keinen Schleier tragen möchte, ist dazu nicht verpflichtet. Sie wird vom Papst ebenso freundlich oder unfreundlich empfangen, wie jede andere Frau auch. Die muslimische Frau, die im Iran oder vom „Islamischen Staat“ kontrollierten Gebieten, das Kopftuch demonstrativ ablehnt, überlebt das meistens nicht sehr lange.

3.) Durch das mutige Verweigern der Kopfbedeckung in Saudi Arabien haben die beiden Frauen gezeigt, dass sie sich – auch für viel Geld und erfolgversprechende Wirtschaftsabkommen nicht – vor den Saudis in den Staub werfen. Beim Papst, von dem man weder finanziell noch machtpolitisch irgend etwas haben möchte, haben sie es dagegen freiwillig getan und so ein unübersehbares Statement für Freiheit gesetzt.

4.) Während Niquab, Burka etc. Symbole des Islam sind, ist das Tragend es Schleiers bei einer Papstaudienz eine uralte Sitte für Katholikinnen. Die First Lady ist aber katholisch und das sehr gerne. Dass sie sich zudem einen Rosenkranz vom Papst hat segnen lassen, ist ein schönes Zeichen für solch einen tiefen Katholizismus. Im Unterschied zum Islam steht der real existierende Katholizismus für Frieden und Versöhnung!

Zwei kurze Sätze noch direkt an Ahmad Mansour gerichtet:

a) Ihre Äußerungen zeigen, dass sie gedanklich noch immer in einer Welt leben, in der Männer Frauen vorschrieben wollen, was sie tragen dürfen und was nicht. Lassen Sie doch bitte einfach die bedien Damen entscheiden, wann sie einen Schleier tragen und wann nicht. Die haben sich sicher etwas dabei gedacht, als sie die Entscheidung trafen.

b) Bedenken Sie bitte auch, wie Ihre Äußerungen verstanden werden können. Unter ihrem Post scheibt eine Astrid Dziadek:

„Diese Äußerung von Mansour ist eine unglaubliche Trivialisierung der saudischen Diktatur! Kann ein Papst heutzutage noch Menschen einsperren, foltern und töten?“

Genauso habe ich das auch empfunden: Jeder Vergleich des gegenwärtigen Katholizismus mit dem real existierenden Islam ist eine Verharmlosung einer ebenso fanatischen wie gewalttätigen und die Menschenrechte mit Füßen tretenden Ideologie.

Herr Mansour, bitte haben Sie die Größe, nehmen Sie diesen Vergleich zurück und bitten Sie bei den durch Sie beleidigten Katholiken und den vom Islam geknechteten Frauen, die in Saudi Arabien, dem Iran und anderen islamischen Staaten leben müssen, um Verzeihung!

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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