Donnerstag, 28. März 2024

Palmsonntag: Sein Königreich ist nicht von dieser Welt

Palmsonntag: Christus zieht auf einem Esel in die Stadt Jerusalem ein. Diese Bescheidenheit sollte uns Christen, aber auch unseren Bischöfen und Priestern, Vorbild sein. Ein Gastbeitrag von Adam Elnakhal

Das Finale der christlichen Geschichte beginnt: Heute am Palmsonntag! Die Menge jubelt als Christus in Jerusalem auf einem Esel reitend ankommt. Doch der menschgewordene Gott weiß, dass die Jubelrufe enden werden. Der Gottessohn muss einen grausamen Tod sterben, um den Menschen seine Liebe zu beweisen. Doch heute feiert die Menschenmenge Jesus noch als König und Messias aus Galiläa.

Sie feiern einen König, der keiner sein will und nie einer wurde – jedenfalls nicht nach weltlichem Verständnis. Esel statt Sänfte! Lendenschutz statt Adelsgarderobe! Bescheidenheit statt Machtdemonstration! Ruhige Nachdenklichkeit statt lautes Schreien!

Mit dem Einzug auf einem Esel karikiert Jesus das Statusstreben der Menschen. Er macht klar, dass er kein weltlicher Herrscher sein will. Er macht klar, dass sich Gott für nichts zu schade ist. Er macht klar, dass er nicht gekommen ist, um sich über die Menschen zu erheben, sondern um ihnen zu dienen.

Mit einem Esel ist kein weiter und erst recht kein schneller Marsch zu machen. Mit einem Esel ist kein Krieg zu gewinnen. Mit einem Esel ist keine Tochter aus reichem Hause zu beeindrucken.

Christus bleibt sich treu – auch in der dramatischen Finalwoche seines kurzen Menschenlebens. Er bleibt arm.

Und wie sieht es mit seiner Kirche aus? In vielen Regionen und Staaten dieser Welt sind die Bistümer auf Spenden angewiesen und sind Priester im wahrsten Sinne des Wortes bettelarm. Nicht so in Deutschland:

Das Kirchensteuersystem sorgt trotz Mitgliederschwund für sprudelnde Geldquellen. Die Bischöfe werden aufgrund alter Entschädigungsverträge vom Staat bezahlt. Mit der Ausnahme von Bremen und Hamburg leisten alle Bundesländer Apanagen an die beiden großen Kirchen.

Die Bischofsgehälter reichen dabei bis zur Besoldungsstufe B11, was beispielsweise momentan im Freistaat Bayern 12.756,94 Euro im Monat entspricht. Das ist kein schlechtes Einkommen für einen unverheirateten, kinderlosen Mann, dem in der Regel auch noch eine Dienstwohnung sowie ein Dienstwagen mit Chauffeur zur Verfügung steht. Die Weihbischöfe und Bischöfe von kleineren Bistümern müssen sich mit niedrigeren Besoldungsstufen zufrieden geben, die aber mit einem Minimum von über 7.000 EUR aufwärts recht stattlich sind und weit über dem liegen, an was der Ottonormalarbeiter in Deutschland auch nur zu träumen wagt.

Mit christlicher Armut haben diese Einkommen nichts mehr zu tun. Es ist kein Wunder, dass auf die Kleriker in unserem Land das gleiche zutrifft wie auf unsere Politiker: Das einfache Volk fühlt sich nicht mehr von ihnen verstanden. Die Elite in Staat und Kirche erscheint abgehoben.

Bischöfe, die sich in den Dienst der Nachfolge Christi stellen wollen, müssen sich fragen (lassen), ob sie ein Jahresbrutto von rund 150.000 Euro vom Staat, von der Gesamtbevölkerung durch die Steuern, für angemessen und für christlich befinden können.

Schließlich werden die fast 500 Millionen Euro (eine halbe Milliarde), die die Bischofgehälter und Gehälter der evangelischen Landesbischöfe jährlich veranschlagen auch von den Menschen getragen, die konfessionslos oder einer anderen Religion zugehörig sind. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.

Nicht umsonst fordert das Grundgesetz (durch den nach Artikel 140 GG geltenden Artikel 138 der Weimarer Verfassung), dass bestehende Staatsleistungen an die Religionsgemeinschaften durch Landesgesetzgebung abgelöst werden.

Gewiss wäre es auch ein schönes Zeichen von der Kirche bzw. von den Bischöfen, wenn sie selbst zu einem Großteil oder komplett auf die Staatsleistungen verzichten würden. Niemand verlangt von Herrn Marx, dass er auf einem Esel über den Münchner Marienplatz reitet.

Niemand verlangt von Herrn Woelki, dass er barfuß und mit nur mit Wüstengewand bedeckt, die Treppen zum Kölner Dom hochsteigt.

Aber nicht ohne Grund fordert Papst Franziskus, dass die Kirche an die Ränder gehen müsse. Jesus war bei den Armen und Entrechteten. Wie wäre es, wenn unsere Herrn von der Bischofskonferenz beim nächsten Termin Mal die S-Bahn (2. Wagenklasse) nehmen anstatt auf den Chauffeur zurückzugreifen? Die Bilder wären gut für das Image der Kirche und der ein oder andere würde von dem sicheren Dienstwagen wieder in die Realität des täglichen Lebens geholt werden.

Doch die Botschaft Christi geht nicht nur an die Bischöfe seiner Kirche (die in vielen islamischen und kommunistischen Staaten verfolgt werden). Sie geht auch an uns. Der Einzug mit dem Esel ist eine Einladung zu Maß und Bescheidenheit.

Dabei sollte die Kirche jedoch nicht den Fehler machen und die freie soziale Marktwirtschaft, die der Garant für den Wohlstand ist, geißeln und Eigentum verteufeln. Wohlstand ist nicht diabolisch, sondern die Grundlage für Wohlfahrt aus Nächstenliebe.

Und natürlich ist Wohlstand auch die Grundlage für sprudelnde Kirchensteuern. Aber das ist anderes Themenfeld…

Es ist Palmsonntag. Die Karwoche beginnt. Das christliche Finale beginnt, das dramatischer nicht sein könnte. Das Schöne ist: Wir wissen auch in der Karwoche und sogar am Karfreitag um das gute Ende am Ostermorgen.

Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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