Freitag, 29. März 2024

Philipp Lahm, Sie vergessen die Opfer der grenzenlosen „Weltoffenheit“ Deutschlands!

Ein offener Brief an den Fußballprofi zu seinen politischen Äußerungen. Von David Berger

Herr Lahm,

in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ haben Sie sich am vergangenen Wochenende zur aktuellen politischen Lage geäußert. Auch wenn das nicht Ihr Fachgebiet ist, ist es doch prinzipiell erfreulich, dass Sie uns auch über die intellektuellen Anforderungen eines Fußballfeldes hinaus etwa sagen möchten.

Sie haben ihrer Befürchtung Ausdruck verliehen, „dass Deutschland nicht rechts werden darf. Dass nicht die Falschen, die Populisten, mehr Macht bekommen dürfen“.

Wenn Sie mit „rechts“ rechtsradikal gemeint haben, bin ich als Liberalkonservativer ganz bei Ihnen. Auch dass Sie sich damit schmücken, dass sie dafür gesorgt haben, „dass Deutschland ein weltoffenes Land geworden ist“, sei Ihnen gegönnt. Ein gutes Selbstbewusstsein kann einem im Feld der Körperertüchtigung und des Leistungssports ja nicht schaden.

Meine Magenschmerzen beginnen allerdings dort, wo Sie sagen: „Wir leben hier in einer gesunden Gesellschaft. Das darf nicht verloren gehen.“

Können sie das aus der Märchenwelt eines Multimillionärs wirklich sachgerecht und glaubwürdig beurteilen?

Ich sehe gerade all die vielen Menschen in diesem Land vor mir, die die derzeitigen Umstände alles andere denn als gesund empfinden. Und das aus guten Gründen.

So jenes junge Paar, das am vergangenen Wochenende in der Siegaue bei Bonn von einem Mann mit großem Messer überfallen wurde, der dann die Freundin des Mannes vor deren Augen brutal vergewaltigt hat. Bitte versetzen Sie sich in die Situation des jungen Mannes im Zelt: Gesunde Gesellschaft?

Ich denke an die Menschen, die sich kurz vor Weihnachten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt aufhielten, bis ein LKW innerhalb weniger Sekunden deren Leben auslöschte, Familien zerstörte. Stellen Sie sich vor, Ihre Mutter wäre da mit dabei gewesen und Sie hätten von der Stadt Berlin noch vor irgendeinem Kondolenzschreiben die Rechnung der Charité in Berlin für die „Gerichtsmedizin“ bekommen. Und zu allem Überfluss hätte Sie unser Innenminister belehrt, dass Sie sich an Terroranschläge gewöhnen müssen: Gesunde Gesellschaft?

Ich denke an jene junge Asiatin, die in Ahaus brutal von einem Mann auf offener Straße mit zahllosen Messerstichen ermordet wurde. Und die für die Medien kaum von Interesse war, weil der Täter ein Migrant war: Gesunde Gesellschaft?

Ich denke – gerade auch angesichts Ihres Engagements gegen Homophobie – an die ganzen trans- und homosexuellen Menschen, die immer wieder Opfer eines muslimisch motivierten Homohasses werden: Gesunde Gesellschaft?

Ich denke an die Kinder, deren Leben für immer durch die sexuellen Übergriffe in Schwimmbädern oder anderswo beeinträchtigt sein wird. Sie sind selbst Vater eines Sohnes, wissen, wie sehr man als Vater darauf bedacht ist, sein Kind zu schützen und Unheil von ihm abzuhalten. Daher müssten Sie doch mitfühlen können, was solch ein Übergriff für die ganze Familie bedeutet: Gesunde Gesellschaft?

Alle die genannten Fälle sind nur die Spitze eines Eisbergs. Es sind nur wenige Beispiele für eine Gesellschaft, die zunehmend von barbarischer Gewalt, Gewissenlosigkeit, Verbrechen und Mord geprägt ist: Ist es wirklich angemessen, das mit dem Begriff „Gesunde Gesellschaft“ zu verschleiern?

Kein Weinfest oder Weihnachtsmarkt mehr, die nicht unter dem Schutz von Panzersperren und schwer bewaffneter Sicherheitskräfte stattfinden können, Eltern, die in großer Angst nachts zuhause auf ihre Kinder warten und dabei unter anderem das Bild des brutal zusammengeschlagenen und getöteten 17-jährigen Niklas aus Bad Godesberg vor Augen haben. Frauen jeden Alters, die sich nachts nicht mehr alleine auf die Straßen trauen, weil sie an Maria L. in Freiburg denken müssen. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.

Aus den vielen „Einzelfällen mit regionaler Bedeutung“ wird ein großes Panorama, das den erdrutschartigen Verfall einer einst hoch zivilisierten Gesellschaft zeigt, in der Sie noch aufwachsen durften und die sie zu dem gemacht hat, was Sie heute sind, Herr Lahm.

Und wissen Sie, unter welchem Etikett dieses Grauen erst möglich wurde? Dem des „weltoffenen Landes“, für das sie so eifrig werben und das uns in den offenen Grenzen Angela Merkels als Karikatur mit bösen Folgen gegenüber tritt. Ihre Rede von einer gesunden Gesellschaft wird vor diesem Hintergrund zu einer schlimmen Verhöhnung der Opfer.

Herr Lahm, indem Sie auf die tatsächlich sehr geringe Gefahr eines Rechtsrutsches in Deutschland hinweisen, gleichzeitig aber über all die Opfer der letzten Jahre seit dem Sommer 2015 desinteressiert hinwegsehen, kommen Sie mir vor, wie eine Frau, deren ganzes Haus brennt, die aber die Feuerwehr nicht ruft, weil ihre größte Sorge darin besteht, dass die Platte ihrer Biedermeier-Kommode etwas staubig ist.

Sie sind ein beeindruckender Fußballspieler, haben auch durch Ihr Engagement gegen Homophobie gezeigt, dass Sie durchaus auch politisch denken können: Machen Sie sich Ihren guten Ruf nicht dadurch kaputt, dass Sie sich nun in solch ideologischer Weise aufs politische Feld wagen.

Wie wird es sein, wenn ihre Kinder und Enkel später einmal nicht nach Ihren Weltmeistertiteln, sondern angesichts der Deutschland dann beherrschenden Scharia fragen: Warum hast Du damals nichts dagegen getan, als es noch möglich war? Ja, hast Du vielleicht sogar durch Deine Äußerungen dazu beigetragen, dass Kinderehen, zwangsverschleierte Frauen usw. zu unserem Alltag gehören?

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Foto: (c) Football.ua , CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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