Donnerstag, 28. März 2024

Wahlumfragen: Ihr werdet an den Wahlabenden eure Überraschungen erleben!

Ein Gastbeitrag von Volker Rubach 

In den letzten Tagen häufen sich Analysen und Berichte, über die Zusammensetzung der Wählerschaft der AfD und die Gründe, warum “bestimmte“ Bevölkerungsschichten gerade diese Partei wählen. Wie stichhaltig sind diese Aussagen und bergen sie nicht wieder “Überraschungen“ für die kommenden Wahlen?

In fast allen Artikel wird von “Abgehängten“, “Protestwählern“ und “populistischen Randgruppen“ gesprochen, die überwiegend über einen niedrigen Bildungsstand verfügen und zur Gruppe der Arbeitslosen oder Hartz )IV-Empfängern gehören würden. Setzt man diese Gruppen mit den verwendeten Begriffen in Relation, macht es Sinn. Aber ist es wirklich so? Kann man so einfach den Erfolg von Parteien wie die AfD begründen?

Ich habe daran starke Zweifel. In ihrer Arroganz und Überheblichkeit, machen die “Altparteien“ einen weiteren Fehler. Nachdem man die skeptischen Bürger als “Pack“ (Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel) beschimpft hat, wertet man sie nun auch noch als “dumm“ ab.

In einigen Berichten wurde, wenn auch nicht im großen Stil angemerkt, dass es eben “nicht“ nur die genannten Gruppen sind, die die AfD wählen, sondern auch Personen aus der Mittel- und sogar Oberschicht.

Aha. Interessant wäre es zu erfahren, warum das so ist. Was treibt diese Bürger dazu, die AfD zu wählen. Glaubt man den “Altparteien“, betreibt die AfD Bauernfängerei und spricht mit “holen“ Stammtischparolen einfach gestrickte Menschen an. Diese Aussage widerspricht sich doch aber, denn Bürger mit mittlerem oder hohem Bildungsabschluss, dürften dies doch durchschauen nicht zu der Wählerschaft der AfD gehören!

Es müssen also andere Gründe vorliegen, die Wähler dazu bewegen, sich von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN abzuwenden. Sind es die “begründeten“ Sorgen und Ängste, bezüglich Wirtschaft, Sicherheit und Altersarmut, die alle Bürger unabhängig ihrer Position und Stellung in der Gesellschaft betreffen?

Zum Beispiel machen “südländische“ Täter keinen Unterschied zwischen einem Hartz VI Empfänger, Arbeiter, Lehrer, Firmeninhaber, Professor, etc. – alle sind gleich bedroht und werden ausgeraubt, zusammen geschlagen, bedroht. Alle haben die gleiche Angst vor Terror, der JEDEN treffen kann. Alle haben Angst vor der Zukunft, (wird unser Sozialsystem den “kommenden“ Belastungen gewachsen sein?). Man sieht also, es gibt viele Schnittmengen die alle Bürger betreffen, egal welche soziale Stellung ein Wähler hat.

Als weiteres Beispiel lassen sich auch sehr gut die homosexuellen Mitbürger nehmen. Noch vor Jahren wurden Kämpfe zwischen und in den “Altparteien“ ausgetragen, in denen es um Gleichstellung und Rechte in der Gesellschaft ging. Mühsam, zäh und langwierig wurden entsprechende Änderungen in der Gesellschaft erkämpft und durchgesetzt.

Und jetzt? Jetzt droht eine Rolle rückwärts und eine schleichende Verschlechterung der Bedingungen für diese Mitbürger. Grund ist die Zuwanderung von Menschen einer Religionsgruppe, die – das muss deutlich gesagt werden – es nicht geschafft hat eine Reformation wie die christliche Kirche durchzuführen und der überwiegende Teil der religiösen Führer noch im Mittelalter lebt. Das sagen auch Islamkritiker wie Imad Karim (Libanon), Hamed Abdel-Samad (Ägypten), Kamel Daoud (Algerien) oder Bassam Tibi (Syrien) immer wieder eindringlich. Und es wird durch Artikel unterstrichen, wie zum Beispiel in “Hängen Schwule in Deutschland bald an Baukränen?“ von Thomas Böhm.

Fühlen sich diese Menschen nicht hintergangen und verraten von genau den Parteien, die erst für mehr Rechte und Gleichstellung für sie gekämpft haben, jetzt aber durch eine “unkontrollierten“ Zuwanderung von Menschen einer “intoleranten Religion“ und dem Schutz von Tätern, homosexuelle Menschen einer nicht abschätzbaren Gefahr aussetzen?

Und dann ist da noch die erstaunliche Anzahl von zugewanderten Mitbürgern in der AfD und unter der Wählerschaft. Es ist interessant zu lesen oder zu hören, was diese Mitbürger bewegt, sich in und für die AfD zu engagieren. Oft wird als Grund genannt, dass sie Deutschland so lieben wie es ist, erhalten möchten und Angst haben, dass Zustände entstehen könnten, wie in den Ländern aus denen sie geflohen sind.

Aha. Sehr interessant! Das zeugt einerseits von perfekter Integration, denn wer diese Aussage trifft, hat einerseits unsere Demokratie verstanden, ist dafür bereit einzutreten und möchte sie nicht verändern. Er ist im Allgemeinen zufrieden und hat seine Möglichkeiten genutzt.

Und die Ängste dieser Mitbürger werden umso verständlicher, wenn man sieht, mit welchen Mitteln die Politiker der “Altparteien“ versuchen durch die Hintertür die Demokratie zu unterlaufen und für eine Abschaffung vorzubereiten (“Aydan Özoguz (SPD): Knallharte Klientelpolitik gegen das Staatsvolk“ von Ifis).

Diese Bestrebungen öffnen unweigerlich Gegner der Demokratie Tor und Tür, das System zu auszuhöhlen und schleichend abzuschaffen. Und ehe man es sich versieht, ist die Demokratie demontiert und System mit dem Scharia-Recht installiert oder Deutschland fällt in einen Bürgerkrieg wie Syrien vor ein paar Jahren.

Daher ist es nur verständlich, wenn die Mitbürger die vor Krieg, Verfolgung und Tod geflohen sind, aus Angst vor einer Destabilisierung Deutschlands und Europas sich politisch umorientieren.

So halt also jede Gruppe ihre Gründe oder auch Überzeugungen, warum sie “nicht“ mehr die “Altparteien“ und ihr “Weiter-So“ wählen will. Diese sind so unterschiedlich, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Da spielt es auch keine Rolle, ob man nun alle Politiker oder alles im Wahlprogramm einer Partei mag und gut findet. Das Gesamtpaket und die sich ergebene Schnittmenge macht die Wahl einer Partei aus.

Nur weil ich vieles mag, was Sarah Wagenknecht im Bundestag oder einer Talk Show sagt, heißt es nicht, dass ich deswegen die LINKE wählen würde. Dafür gibt es zu viele Punkte im Wahlprogramm, mit denen ich mich nicht identifizieren kann. Wobei anzumerken ist, dass sowieso das Wahlprogramm und die Ziele einer Partei im Vordergrund stehen sollten und nicht ein Politiker. Wer nach danach eine Partei oder ein Wahlprogramm wählt, hat das Prinzip Demokratie nicht verstanden.

Also muss man auch Kröten schlucken, unangenehme Politiker in einer Partei als kleines Übel hinnehmen. Und im Übrigen hat jede Partei solche “Trolle“, das war immer so und wird immer so sein. Wobei man dazu sagen muss, dass in den “Altparteien“ anscheinend die Devise ausgegeben wurde: “Trolle“ an die Macht, da diese dort momentan in den meisten Positionen zu finden sind.

Ich möchte nicht wissen, wie viele der Befragten bei den verschiedensten Umfragen, nicht die Wahrheit sagen, was sie wählen werden. Einerseits weil sie Angst vor Beschimpfungen haben, aber vielleicht auch weil sie den arroganten “Altparteien“ richtig eins auswischen wollen.

Daher sind diese Umfragen eigentlich auf sehr “dünnem“ Eis gebaut. Egal ob nun die letzte Wahlprognose oder zur Wählerschaft. Abgerechnet wird am Wahlabend und die Landtagswahlen am 26. März 2017 im Saarland, am 7. Mai 2017 in Schleswig-Holstein, am 14. Mai in NRW und im September 2017 auf Bundesebene, werden sicherlich Überraschungen mit sich bringen.

Wie war das noch bei der US Wahl? ARD und ZDF meldeten brachten sehr früh Prognosen, die Clinton vorne sahen. Als dann US Fernsehsender später dann erste Hochrechnungen brachten, sah man fragende Gesichter bei den deutschen Moderatoren. Wie konnte das nur passieren, dass die “Seher“ der Fernsehsender so daneben lagen?

Aber vor allem haben die Politiker der “Altparteien“ in den nächsten Monaten noch genügend Zeit, durch weitere Beschimpfungen und falsche Entscheidungen die Gelegenheit, Nicht-Wähler, Wechsel-Wähler, Protest-Wähler zu einem Wechsel im Wahlverhalten zu mobilisieren. Auch weiter bisherige “eigene“ Wähler können vertrieben werden; das dürfte ihnen auch nicht schwer fallen.

Irgendwie erinnern mich die Parteien CDU, SPD und GRÜNE an Lemminge … sie laufen ihrem Anführer in Richtung Abgrund hinterher …

***

Mehr Informationen zu unserem Gastautor gibt es hier: http://www.vrubach.de/

Foto: (c) Ralf Roletschek [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

Trending

VERWANDTE ARTIKEL