Donnerstag, 28. März 2024

Sind Merkel und Co. dumm, böse oder beides zugleich?

Ein Gastbeitrag von Jürgen Fritz

Sie steigen aus ihren gepanzerten Limousinen aus, winken in die Menge und diese schreit ihnen zu: „Lügenpack, Lügenpack – haut ab, haut ab – faules Pack, faules Pack – Volksverräter, Volksverräter – Merkel muss weg, Merkel muss weg“.

Sie lächeln, tun so, als würden sie das all nicht wahrnehmen, lassen sich nichts anmerken. Nur die Nerven der Frau des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig (SPD) sind wohl nicht stark genug. Sie bricht in Tränen aus. Dann geht es schnell nach drinnen. Einige nehmen lieber gleich den Hintereingang. Da ist man wieder unter sich. Zum Glück!

Zu viel Volk tut einfach nicht gut. Im Grunde stört es eher bei solchen Feiern. Der Tag der Deutschen Einheit sollte zukünftig vielleicht ganz ohne das deutsche Staatsvolk gefeiert werden. Oder ausschließlich mit handverlesenen Exemplaren aus jenem.

Handverlesene Exemplare waren auch die Einzigen, die ganz nah an das Staatsoberhaupt, die Regierungschefin, den Bundestagspräsidenten und all die anderen Honoratioren heran durften. Alle anderen mussten einen Sicherheitsabstand halten.

Man traut dem Volk wohl nicht mehr so richtig. Diese Bilder bei der Feier zur Deutschen Einheit zeigen überdeutlich, wie groß der Abstand zwischen „denen da oben“, den Volksvertretern und großen Teilen derer, die sie zu vertreten vorgeben, inzwischen geworden ist.

Und es stellt sich die Frage: Wie um alles in der Welt konnte das nur geschehen, dass unser Land innerhalb weniger Jahre innerlich so zerrissen sein kann?

Wenn man sich anschaut, wie Spitzenpolitiker auf diese Entfremdung vom Wahlvolk reagieren, dann fällt einem immer wieder auf, dass das eigene Tun nicht wirklich substanziell in Frage gestellt wird. Offensichtlich sind jene Herrschaften ganz fest davon überzeugt, dass sie selbst richtig liegen. Sie gehen felsenfest davon aus, a) dass sie viel klüger wären als das gemeine Volk und b) dass sie diesem auch moralisch weit überlegen wären.

Bisweilen wird dann von Dunkeldeutschland, von Nazis, Rassisten, Fremdenfeinden, Rechtsradikalen, Rechtspopulisten oder einfach nur von Rechten gesprochen, womit immer zum Ausdruck gebracht werden soll und stets mitschwingt: moralisch minderwertig. Auch Formulierungen wie, man müsse seine Politik „den Leuten besser erklären“ suggerieren: die Leute sind zu dumm und wir machen reine didaktische Fehler, wir haben nur Schwächen in der Vermittlung, nicht aber in unseren Handlungen und Entscheidungen.

Dahinter steckt die Präsupposition (stillschweigende Voraussetzung), dass die anderen a priori falsch und man selbst richtig liege.

Wo dieses Gefühl und diese Unfähigkeit zur kritischen Selbstreflexion herrühren, wäre eine sehr interessante Frage. Eine andere, ob das denn wirklich stimmt, ob hier wirklich eine doppelte Überlegenheit vorhanden ist oder ob dies auf einer reinen Selbstillusion beruht, die den darin sich Befindlichen letztlich zu einem Gefangenen dieser macht. Fragen wir also: Sind die, die sich selbst als die Guten postulieren, denn auch wirklich die Guten?

Als erstes fällt auf, dass es aus ethisch-moralischer Sicht nicht wenig bedenklich erscheint, Kritiker an der eigenen Position per se mit Titulierungen abzutun, die einer Negativstilisierung gleichkommen. Die Häufigkeit, in welcher Ausdrücke wie ‚Nazi‘, ‚Rassist‘ oder einfach nur ‚Rechter‘ benutzt und – das darf man wohl getrost annehmen – strategisch gezielt eingesetzt werden, um Kritiker herabzuwürdigen, ist frappierend und alles andere als vorbildlich.

Dabei spielen die Mainstreammedien als willfährige Helfer in einem Ausmaß mit, das absolut besorgniserregende Ausmaße angenommen hat.

Seit Jahren schon kann man sich kein Fußballspiel mehr ansehen, wo nicht x-mal dieser Antirassismus-Spot ausgestrahlt wird. „Rassismus ist ganz arg böse“, wird uns Woche für Woche förmlich eingehämmert und ich frage mich: Ist das das ethisch-moralisch Niveau, auf dem wir uns bewegen? Gibt es allen Ernstes noch eine nennenswerte Zahl von Menschen in Deutschland, die noch von Untermenschen sprechen, zu ethnischen Säuberungen aufrufen oder davon träumen, anderen auf Grund ihrer Rasse weniger Rechte zuzugestehen, oder die die Sklaverei wieder einführen wollen?

All das erscheint mir vollkommen absurd. Dass es aber eine Kultur gibt, die in ihrer 1400-jährigen Geschichte 1350 Jahre Sklaverei betrieben hat wie kein anderer auf diesem Planeten, in einem Ausmaß, welches alles andere weit in den Schatten stellt, auch die Sklaverei auf den Plantagen in den Südstaaten der USA, dies wird übrigens überall permanent verschwiegen, selbst in den historischen Seminaren unserer Hochschulen. Siehe dazu: Sklaven des Islam – der verschleierte Völkermord der Araber.

Ein solches Verhalten aber, andere ständig als „Populisten“, als „Rassisten“ oder „Nazis“ zu diffamieren oder gar, wie es der CDU-Generalsekretär Peter Tauber neulich auf Twitter machte, als „Drecksnazi“ beziehungsweise Kollegen, die sich der Parteiführung nicht bedingungslos unterordnen als Arschlöcher, ist selbst eine bösartige Gesprächsstrategie. Mit der moralischen Überlegenheit scheint es also schon alleine in diesem Punkt nicht sehr weit her zu sein.

Zu den ständige Diffamierungen von Kritikern, ganz besonders beliebt bei Islamkritikern, kommt aber noch etwas anderes hinzu: das Verhältnis zur Wahrheit. Die Massen- bzw. Mainstreammedien sehen sich seit geraumer Zeit dem Vorwurf ausgesetzt, ihre Rezipienten zu belügen. Aus den M-Medien sind inzwischen in der Wahrnehmung sehr vieler Menschen L-Medien geworden, nicht wenige sprechen längst vom L-Kartell. Nun ist lügen sicherlich moralisch verwerflich. Inwiefern?

Dass jemand etwas sagt, was nicht stimmt, kann immer vorkommen. Eine wahrheitswidrige Behauptung kann aber verschiedene Ursachen haben. Jahrzehntelang haben Eltern ihren Kindern erzählt, wie gesund Spinat sei, weil er so viel Eisen enthalte. Dies war aber ein gewaltiger Irrtum. Vor 100 Jahren hatte sich jemand beim Schreiben einer Nährwert-Tabelle um eine Kommastelle vertan. Seit dieser Zeit wurde dem Spinat zehnmal mehr Eisen zugesprochen, als er tatsächlich hat. Einer schrieb vom anderen ab und keiner kam auf die Idee, das Abgeschriebene mal zu überprüfen. Erinnert Sie das an etwas?

Natürlich haben die Eltern ihre Kinder nicht belogen. Sie wussten es selbst nicht besser und haben ihre eigene Fehlvorstellung auf ihre Kinder übertragen. Sie hatten aber keine Täuschungsabsicht. Auch wenn wir im Scherz etwas Unwahres sagen oder wenn wir uns dem Stilmittel der Ironie bedienen, behaupten wir bisweilen Unwahres. Wir wollen den anderen aber nicht gezielt aufs Glatteis führen, sondern erwarten, dass er den Scherz oder die Ironie schon verstehen wird, auch wenn das nicht immer bei jedem der Fall ist.

Entscheidend bei der Lüge ist also die Täuschungsabsicht. Nur die macht die Sache verwerflich.

Täuschen kann man andere aber auch, ohne direkt und offensichtlich etwas Falsches zu sagen. Auch mit wahren oder halbwahren Aussagen kann man bewusst und gezielt Fehlvorstellungen in anderen evozieren, indem man z.B. die Fakten manipulativ geschickt auswählt, vieles weglässt und so ein völlig schiefes Bild erzeugt. Oder indem man den Blick ständig auf ganz bestimmte Themen hinlenkt und andere gezielt unter den Teppich kehrt.

Die Medien haben darüber hinaus noch ganz andere Möglichkeiten: Musikalische Untermalung, Ausleuchtung, Manipulation der Farbgebung, wen man in Talkshows wie platziert, wer welche Fragen gestellt bekommt, wie die Körperhaltung, die Mimik, die Gestik, der Tonfall des Gesprächsleiters sind, wie Grafiken dargestellt oder eingeblendet werden usw. usf. Hier sind unzählige von Manipulationsmöglichkeiten gegeben, die in vollen Zügen genutzt werden. Das geübte Auge erkennt sie relativ schnell, sobald man einmal dafür sensibilisiert ist, und weiß, worauf man achten muss. Und genau das empfinden die Menschen, sobald sie es bemerken, nicht selten als ein quasi Belogen-werden, als eine Täuschung, vor allem aber als gemein und hinterhältig.

Warum ist dieses Lügen und Täuschen nun so schlimm? Weil es die Basis jeglichen Miteinanders zerstört: das Vertrauen.

Ohne Vertrauen kann kein Mensch leben. Denken Sie nur an das Urvertrauen, welches kleine Kinder in den ersten Lebensjahren aufbauen müssen und welches oft ihr gesamtes Leben, insbesondere ihr Lebensgefühl maßgeblich prägt.

Wenn das Vertrauen in die Mitmenschen oder in unsere staatlichen und demokratischen Institutionen mutwillig oder fahrlässig zerstört wird, so hat das verheerende Folgen. Im Extremfall kann nicht nur das Vertrauen in den Staat, sondern auch generell in die Mitmenschen, ja, sogar überhaupt in die Welt verloren gehen. Was dann geschieht, ist folgendes: Die Menschen werden übermisstrauisch. Sie fangen an, Gespenster zu sehen, weil das Grundvertrauen gebrochen ist. Es entstehen die verrücktesten Erklärungen und Verschwörungstheorien fangen an, wie wild aus dem Boden zu sprießen. Selbst wenn dann die Wahrheit gesagt wird, wird sie nicht mehr geglaubt. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, besagt das Sprichwort, selbst wenn er dann die Wahrheit spricht.

Wer zigmal beim Lügen und Täuschen entlarvt wurde, der kann anschließend hundertmal ehrlich sein. Die Menschen werden ihm grundsätzlich mit Misstrauen begegnen und ihm nichts glauben, weil er sie in ihrem Innersten verletzt hat: in ihrem Vertrauen in die Welt.

Genau das aber haben führende Politiker und die M-Medien zig-, ja hundert-, wenn nicht tausendfach getan, so dass sie tatsächlich immer mehr zu L-Medien und zu einem L-Kartell mutierten. Nicht nur gefühlt. Das merken immer mehr Menschen. Was das auslöst? Enttäuschung. Enttäuschung und Zorn. Berechtigter Zorn (!), der sogar in Wut umschlagen kann, die auf Vergeltung aus ist, oder in Verachtung.

Genau das haben wir am 3. Oktober gesehen. Der Zorn äußerte sich in den Sprechchören, die Wut in dem Wunsch einiger zuzuschlagen, die Verachtung im Ausspucken und der Weigerung, dem anderen überhaupt noch zuzuhören oder ihm gar die Hand zu reichen. Hier ist etwas kaputt gegangen nicht nur in tausenden, nein, in Millionen von Menschen. Und man muss wohl sagen: Es wurde kaputt gemacht.

Aber wir haben doch gar nicht gelogen, werden die, die hier derart zerstörerisch unterwegs waren, denken und ausrufen mögen, die, die sich selbst für die Guten halten.

Manchmal aber kann das Lügen so sehr zur Natur eines Menschen werden, dass er selbst als Person eine einzige gewaltige Lüge darstellt.

Solche Leute sind keine guten Menschen, wie sie selbst meinen, sondern Gutmenschen, sprich Heuchler. Ihnen geht es nicht wirklich um Moralität (Ethik), sondern um ein Moralisieren. Das aber heißt nichts anderes als: ein Instrumentalisieren von Moral, um die eigenen Vorstellungen mit Gewalt durchzusetzen. Oder wie Friedrich Nietzsche es auf unnachahmliche Weise formulierte:

„Unsre Gebildeten von heute, unsre »Guten« lügen nicht – das ist wahr; aber es gereicht ihnen nicht zur Ehre! Die eigentliche Lüge, die echte resolute »ehrliche« Lüge (über deren Wert man Plato hören möge) wäre für sie etwas bei weitem zu Strenges, zu Starkes; es würde verlangen, was man von ihnen nicht verlangen darf, daß sie die Augen gegen sich selbst aufmachten, daß sie zwischen »wahr« und »falsch« bei sich selber zu unterscheiden wüßten. Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge;

alles, was sich heute als »guter Mensch« fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgendeiner Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen, abgründlich-verlogen, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, blauäugig-verlogen, tugendhaft-verlogen. Diese »guten Menschen« – sie sind allesamt jetzt in Grund und Boden vermoralisiert und in Hinsicht auf Ehrlichkeit zuschanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit »über den Menschen« aus!.. Oder, greiflicher gefragt: wer von ihnen ertrüge eine wahre Biographie! …“(Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral – Was bedeuten asketische Ideale? – 19)

Womit wir es hier also zu tun haben, ist, dass Menschen sich selbst etwas vormachen, was die ideale Voraussetzung ist, um anschließend bei anderen Gleiches zu bewirken. Denn wer könnte überzeugender täuschen als der, der selbst an das glaubt, was er sagt, respektive der bewusst lügt, täuscht oder manipuliert in der absolut festen Überzeugung, auf Grund seiner (eingebildeten) edlen Gesinnung dazu berechtigt zu sein?

Daher kommt man an diese Gutmenschen (Heuchler) auch so schlecht heran. Für Fakten und Argumente sind sie kaum zugänglich und versuchen, diese mit allen Mitteln abzuwehren. Darum auch diese Verhärtung der Fronten, weil sie sich ja ihre innere Unaufrichtigkeit sich selbst gegenüber eingestehen müssten und damit würde ihr ganzes über Jahrzehnte aufgebautes Selbstbild in sich zusammenkrachen wie ein Kartenhaus.

Worum es diesen Gutmenschen letztlich geht, ist nicht, Menschen in Not zu helfen, die Probleme wirklich zu lösen oder, so dies nicht möglich ist, sie zu lindern – Merkel und all ihre Helfer und Helfershelfer haben sich zehn Jahre lang nicht um die Flüchtlingsproblematik gekümmert. Es war ihnen sch…egal, selbst als der Krieg in Syrien schon über Jahre tobte und Leid ohne Ende verursachte.

In Wahrheit geht es ihnen primär, wenn nicht sogar ausschließlich darum, vor sich selbst und vor anderen, ja, vor der ganzen Welt gut dazustehen. Den Bahnhofs-Teddybär-Werfern geht es nicht um das objektiv Gute, sondern um ihre eigene subjektive Befindlichkeit, weil sie es nicht aushalten können, Menschen zurückzuweisen, was Grundlage jeder Ich-werdung und jeder Ich-abgrenzung ist, und sie sich dann schlecht fühlen würden. Es geht ihnen um ihr eigenes Gefühl, sonst nichts.

Das schwache Ich und das unzulänglich entwickelte Selbstwertgefühl sollen künstlich aufgewertet werden, indem man sich zum Helfer und „guten Menschen“ stilisiert, der viel besser ist als die „bösen, kalten, herzlosen Rechten“. Und den Gutmenschen-Politikern geht es natürlich auch und primär darum, durch diese Selbststilisierung vor dem teilweise naiven Wahlvolk gut dazustehen und Stimmen für die nächsten Wahlen sicher zu machen, sprich um Machterhalt.

Ist das nun dumm, böse oder beides zugleich, womöglich sogar primitiv? Selbstreflektiert oder klug ist es auf jeden Fall nicht. Und etwas Bösartiges hat es wohl auch, weil versucht wird, eigene Vorstellungen und Ziele mit aller Gewalt, mit allen Tricks durchzusetzen, weil moralisiert, das heißt Moral instrumentalisiert wird statt sachlich und ethisch zu argumentieren und weil letztlich Egoismus und Diffamierung Andersdenkender dahintersteckt, ja, sogar faschistoide Tendenzen.

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jurgen-fritzZum Autor: Jürgen Fritz studierte Philosophie, Erziehungswissenschaft, Mathematik, Physik und Geschichte (Lehramt). Für seine philosophische Abschlussarbeit wurde er mit dem Michael-Raubal-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Inzwischen ist er als freier Autor tätig. 2012 erschien sein Buch „Das Kartenhaus der Erkenntnis – Warum wir Gründe brauchen und weshalb wir glauben müssen“ in zweiter Auflage.

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Foto: Applaus auf dem Parteitag für Merkel © von Olaf Kosinsky (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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